Migration Trier heißt neue Mitbürger willkommen

Trier · Oberbürgermeister Wolfram Leibe überreicht 75 Einbürgerungsurkunden im Kurfürstlichen Palais.

 Freuen sich darüber, Deutsche zu werden:75 Menschen feiern im Kurfürstlichen Palais.

Freuen sich darüber, Deutsche zu werden:75 Menschen feiern im Kurfürstlichen Palais.

Foto: Friedemann Vetter

75 Menschen aus mehr als 30 Herkunftsländern von Argentinien bis Weißrussland haben bei einer Feierstunde die Urkunde zu ihrer deutschen Staatsbürgerschaft erhalten. Im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais Trier übernahm das Streichquartett des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums die musikalische Einstimmung.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe bezeichnete das Ensemble treffend als „Einbürgerungsquartett“, da die jungen Musiker bereits zum dritten Mal einen solchen Festakt begleiteten. Nicht zuletzt die goldene Amtskette des OB sollte die Bedeutung der Veranstaltung verdeutlichen und die Unterstützung des Stadtvorstands hervorheben.

„Was bedeutet diese neu erlangte Staatsbürgerschaft?“, fragte Leibe und betonte, dass die Neubürger eine interkulturelle und sprachliche Bereicherung bedeuten, die Vielfalt nach Trier bringe. Eine neue Staatsbürgerschaft müsse eben nicht bedeuten, seine Wurzeln aufzugeben, sondern solle dazu anregen, verschiedene Kulturen kennenzulernen und zu leben.

Bezugnehmend auf den Geburtstag von Karl Marx, der sich am 5. Mai 2018 zum 200. Mal jährt, stellte Leibe das Leben des Trierers beispielhaft dar. Er bezeichnete Karl Marx als „Europäer“ auf Grund seiner Sprachkompetenzen und seines Lebens in verschiedenen Ländern und Kulturen. Als jemand, der immer wieder fliehen musste, habe Karl Marx für Pressefreiheit und Demokratie gestanden.

Die Stadt Trier habe im Lauf ihrer Geschichte dreimal ihre Nationalität gewechselt, sagte Leibe und appellierte an die Neubürger: „Nutzen Sie Ihr Wahlrecht, bringen Sie sich in die Gesellschaft ein.“ Vielfalt brauche eben auch Engagement.

Vor Erhalt der Einbürgerungsurkunde ist das sogenannte „feierliche Bekenntnis“ Pflicht. Tanja Scherf-Hahn vom Amt für Ausländerangelegenheiten las folgenden Satz vor, den dann alle stehend nachsprachen:

„Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achten und alles unterlassen werde, was ihr schaden könnte.”

Es folgte der Aufruf jedes Einzelnen, zur Entgegennahme der Urkunde. Name, Herkunft und die Aufenthaltsdauer in Deutschland wurden bekanntgegeben. Nach einem Händeschütteln und der Gratulation durch den Oberbürgermeister gingen die meisten strahlend, teilweise auch euphorisch an ihren Platz zurück.

„Trier hat italienischen Charme“, war die Meinung einer neueingebürgerten Italienerin. Ein Mann sprach seinen Namen selbst laut ins Mikrofon, da die Aussprache sich für deutsche Zungen doch etwas schwierig gestaltet, und eine Restaurantempfehlung einer Neu-Eingebürgerten gab es auch.

Zum Schluss sangen alle gemeinsam die deutsche Nationalhymne.

Doreen Lum (38) und ihre neunjährige Tochter Elisabeth stammen aus Kamerun. Sie ist bereits seit dreizehn Jahren in Deutschland. Grund hierfür war die Heirat mit ihrem deutschen Mann. Ihr gefällt Trier, weil es eine alte, nicht zu große Stadt sei ohne viel Kriminalität.

Mariapia Ricioppo (16) ist in Trier geboren und freut sich über ihre Einbürgerungsurkunde, denn alle ihre Freunde leben hier. Ihre Eltern stammen aus Kalabrien in Süditalien. Ihr Grund, nach Deutschland zu kommen war die Arbeit. Die Mutter lobt die offene deutsche Mentalität und betont, dass die Deutschen gut organisiert seien.

Mohammad Ghazali (24) stammt aus dem Iran. Sein Vater lebt seit 2000 hier, er selbst seit 2011. Mohammad sagt, es sei besser hier, da Gesetze und Regeln eingehalten würden und Meinungsfreiheit herrsche. „Trier ist die beste Stadt“, schwärmt Ghazali. „Wenn ich für ein paar Tage aus Trier weg bin, möchte ich sofort wieder zurück.“ Er macht eine Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement.

Younes Bakhadda (34) stammt aus Marokko, er ist der Liebe wegen in Deutschland. Seine Frau lernte er in einem Urlaub in Marokko kennen.

Heute haben sie eine kleine Tochter. Über Deutschland sagt er: „Das Leben ist anders hier, du hast deine Würde und Lebensqualität.“ Trier gefällt ihm, weil es eine kleine, ruhige Stadt sei, die trotzdem viel zu bieten habe. Younes ist Produktionsaushilfe in einer Druckerei.

Sophia Jajanidze (16) ist ebenfalls in Deutschland geboren; ihre Mutter stammt aus Georgien und ihr Vater aus Tunesien.

Die Mutter kam vor 22 Jahren als Au-pair-Mädchen nach Deutschland. Die deutsche Sprache gefällt der Mutter besonders gut.

Phakphum Yeram (22), lebt seit 13 Jahren in Deutschland und stammt ursprünglich aus Thailand. Der junge Mann studiert Rechtswissenschaften an der Universität Trier und ist hier, weil seine Mutter in Trier arbeitet und geheiratet hat. Trier gefällt ihm, weil es eine sehr geschichtsträchtige Stadt sei.

Trier habe sogar ein eigenes Monopoly-Spiel: „Das hat ja nicht jede Stadt.“ Außerdem gefällt ihm das Angebot an der Uni Trier mit der bundesweit einmaligen Option, chinesisches Recht zu studieren.

Luiza Braz Batista (28), stammt aus Brasilien und lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Sie kam nach Deutschland, um Tanz zu studieren.

Die junge Künstlerin ist seit drei Jahren am Theater Trier tätig. Sie findet, Trier sei eine wunderschöne Stadt mit einer tollen Geschichte: „Die Stadt ist bunt, und es gibt viel Grün.“ Anders als in ihrer Heimat Brasilien sei es auch als Frau möglich, bei Tag und Nacht alleine auf die Straße zu gehen.

Majd Bair (29) stammt aus Syrien und lebt seit elf Jahren in Trier. Er kam wegen seines Medizinstudiums nach Trier, was er mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat.

Er arbeitet inzwischen im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Trier. An Deutschland gefallen ihm das Ausbildungssystem, die Freiheit, die Demokratie und die Möglichkeit, seine Ziele auch zu erreichen. An Trier mag er besonders, dass es eine alte Stadt sei, die Kultur und den guten Wein.

Francesca Picciallo (27) hat italienisch-belgische Wurzeln. Ihre Eltern kamen damals wegen ihrer Arbeit nach Trier. Besonders gefallen ihr die deutsche Offenheit, das Multikulturelle und die Meinungsfreiheit.

Die Einbürgerung war für die junge Frau das „i-Tüpfelchen“. Trier ist für sie „eine kleine, schnuckelige Stadt“, die sie sehr gemütlich findet.

  Die Brasilianerin Luiza Braz Batista kam nach Deutschland, um Tanz zu studieren.

 Die Brasilianerin Luiza Braz Batista kam nach Deutschland, um Tanz zu studieren.

Foto: Luiza Braz Batista
 Italienisch-belgisch sind die Wurzeln von Francesca Picciallo. Jetzt kann sie wählen gehen.

Italienisch-belgisch sind die Wurzeln von Francesca Picciallo. Jetzt kann sie wählen gehen.

Foto: Francesca Picciallo
 Der Syrer Majd Bair hat in Deutschland Medizin studiert und sein Studium erfolgreich beendet.

Der Syrer Majd Bair hat in Deutschland Medizin studiert und sein Studium erfolgreich beendet.

Foto: Majd Bair

Durch die Einbürgerung kann sie wählen gehen, es fallen viele Behördengänge weg, sie fühlt sich flexibler. Francesca arbeitet auf einer luxemburgischen Bank als Kundenbetreuerin.

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