Trier kann Besonderes (ver)tragen

Die erste Trierer Designmesse öffnet an diesem Wochenende in der Tuchfabrik. Sie will Plattform für Designer aus ganz Deutschland und deren Produkte sein. Der TV hat sich auf Spurensuche nach Stellenwert und Chancen von Modedesign in Trier begeben.

Trier. "Warum gibt es in Trier nicht mehr individuelles Design zu kaufen?" Diese Frage begegnet den Modedesignerinnen Julia Schwab und Kathrin Greve, Inhaberinnen von Fräulein Prusselise in der Neustraße, häufig. Gestellt wird sie von Kunden, die beklagen, in Triers Haupteinkaufsstraßen dem Angebot immer gleicher Filialisten zu begegnen. Sie drängt sich auch dem auf, der bei der Internet-Recherche als Erstes auf die Trierer Fachhochschule für Modedesign stößt.

Dort werden seit 40 Jahren Designer ausgebildet, denen laut dem internationalem Koordinator der Hochschule, Professor Jo Meurer, in der Branche nachgesagt wird, hochkreativ zu sein und konzeptionell denken zu können. Doch wo setzen sie diese Fähigkeiten ein? "Die meisten gehen in Firmen, manche sind leitende Chefdesigner oder Professoren, einige arbeiten erfolgreich selbstständig", so Meurer. Er nennt Beispiele von Karrieren, die sich - bis auf die von Trier ausgegangene Erfolgsgeschichte der Schmuck-Designerin Miranda Konstantinidou und ihres Labels Konplott - hauptsächlich in Metropolen oder im Ausland entwickelt haben.

Die Chancen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit in Trier sieht Meurer eher begrenzt: "Das geht nur über Kopf und Idee, komplette Umsetzung mit Produktion können Sie vergessen, es gibt hier keine Modeindustrie." Den Standort Trier müsse man nicht unterschätzen, meint hingegen Raimund Fisch, Gründungsberater der IHK. Das Einzugsgebiet sei groß, Kaufkraft und Modebewusstsein der Luxemburger Nachbarn ebenso. Ein besonderes Angebot, exakter Businessplan, gutes Marketing und Internetpräsenz seien jedoch nötig. Ein Problem könne die Ansiedlung in Randbezirken sein.

Akzeptanz für Avantgarde fehlt



Tatsächlich verbergen sich Design-Ateliers dort, wo Laufkundschaft selten vorbeikommt. Beispiele sind Crisca Daemgens CriscArt in der Jesuitenstraße, Ursula Schäfer-Wirths USW Modedesign in Irsch oder das avantgardistische Strickmoden-Label "Kriebel" in der Bruchhausenstraße. Dessen Mitinhaber Wenzel Tabara nennt den Grund: "Die Mieten in zentralen Lagen sind unbezahlbar." Das sei eine der schlechten Rahmenbedingungen, die eine richtige Etablierung von Modedesign in Trier verhindere. Eine andere sei fehlende Akzeptanz für Avantgarde: "Die Leute hier sind nicht mutig genug, und die in Luxemburg eher orientiert an großen Marken." Einige Designer arbeiteten in Trier, verkauften aber in Berlin oder anderswo.

Kriebel setzt seine kreative Linie seit 16 Jahren weltweit ab, die Niederlassung in Trier dient hauptsächlich einem zweiten Broterwerbsstandbein: der Anzug-Maßkonfektion.

Zufrieden mit ihrem Standort sind die "Prusselisen". Ihre kunterbunten, teils aus Stoffen der 60er Jahre gefertigten Unikate und Kleinserien für Damen und Kinder bieten sie seit fünf Jahren in der Neustraße an, wo neben vielen bestehenden demnächst ein weiterer individueller Designladen eröffnet. Doch auch sie sind wie die anderen Labels über Trier hinaus und online aktiv, um größere Akzeptanz zu finden.

Das und die erwähnte Kundenfrage hat sie auf die Idee gebracht, eine Designmesse in Trier zu initiieren. Die erste Ausgabe führt am zweiten Maiwochenende 25 Designer aus ganz Deutschland zusammen. "Wir verstehen das als Kulturangebot für Trier, aber auch als Plattform, auf der sich Designer bekanntmachen und vernetzen können", sagt Julia Schwab. Und Katrin Greve ergänzt: "Trier kann was Besonderes vertragen." Extra Die Messe Designers inc. bietet am Samstag, 8. Mai, von 12 bis 22 Uhr und am Sonntag, 9. Mai, von 11 bis 19 Uhr im ersten Obergeschoss der Tufa Trier individuelle Produkte aus den Bereichen Mode, Schmuck, Spielzeug und Wohnen an. Der Eintritt kostet 2,50 und 3 Euro, Infos unter www.designers-inc.de (ae)

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