Trier sollte dem Beispiel Trojas nicht folgen

Karl Marx

Die Diskussion um die monumentale Karl-Marx-Statue macht wieder einmal sehr deutlich: Wenn man selber nicht weiß, was man will, dann drücken andere einem ihren Willen auf. So lassen sich der Trierer Stadtvorstand wie auch der Stadtrat unter Zugzwang setzen, wie sie mit dem in Aussicht gestellten "Geschenk" der chinesischen Regierung umgehen sollen.
Doch welches Interesse verfolgt die kommunistische, undemokratische Regierung Chinas, der Stadt Trier eine solch monumentale Karl-Marx-Statue - die ja eher die Qualität von Kunsthandwerk besitzt - zu schenken? Offenbar will sie doch damit sagen, dass Trier den Autor der kommunistischen Idee nicht genügend würdigt. Karl-Marx-Haus und Karl-Marx-Museum genügen nicht. Es muss etwas Überdimensioniertes her, um die historische Bedeutung von Marx ins rechte Licht zu rücken.
Vermutlich würde es Marx selbst vor so viel Personenkult grausen. Ja, er würde sich noch nicht einmal als Begründer des Marxismus bezeichnen lassen, sagte er doch von sich selbst: "Non, je ne suis pas marxiste" (Nein, ich bin kein Marxist.).
Alles in allem: Trier braucht keinen Karl-Marx-Koloss! Die Zeit der überdimensionierten Selbstdarstellungen ist vorbei. Das, was Trier mit Karl-Marx-Haus und der im nächsten Jahr stattfindenden Ausstellung zu bieten hat, stellt eine angemessene Würdigung dieser historisch bedeutsamen Persönlichkeit dar.
Abschließend eine kleine geschichtliche Reminiszenz: Wären die Trojaner nicht so naiv gewesen zu glauben, die abziehenden Griechen würden ihnen aus lauter Freundlichkeit noch ein außergewöhnliches Geschenk hinterlassen, dann wäre es ihnen besser ergangen.
Horst-Dieter Noll
Trier

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