Jubilare Triers Holz-Ikone Peter Leyendecker ist 80: „Die Erde ist schwierig, aber wunderschön“

Trier · Der Trierer Unternehmer Peter Leyendecker ist 80 Jahre alt geworden. Im Gespräch mit dem TV verrät er, was ihm wichtig ist.

 Gemeinsam mit seinen vier Enkelkindern Nick, Stefan, Flavia (verdeckt) und Mila bastelt Peter Leyendecker an der Zukunft des 1860 gegründeten Familienunternehmens.

Gemeinsam mit seinen vier Enkelkindern Nick, Stefan, Flavia (verdeckt) und Mila bastelt Peter Leyendecker an der Zukunft des 1860 gegründeten Familienunternehmens.

Foto: Dominik Flohr/Weitwinkelmedia/Dominik Flohr

Über Dinge der Vergangenheit redet Peter Leyendecker nicht gerne. „Es ist viel wichtiger, an jedem Tag in die Zukunft zu blicken“, sagt der Mann, der in Trier und weit über die Stadtgrenzen hinaus seit 56 Jahren Wirtschaftsgeschichte schreibt. Als Mehrheitsgesellschafter der C.Th. Leyendecker-Heil GmbH & Co. KG ist er die ergraute Eminenz des seit 158 Jahren wachsenden Imperiums der Unternehmerfamilie Leyendecker.

„Ich habe immer investiert“, umschreibt der gelernte Großhandelskaufmann, der seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, seine Lebensphilosophie.  Zum Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund hat er in sein Büro über der Bastelstube in der Saarstraße eingeladen. Der kleine Raum ist schlicht eingerichtet. Regalwand und Schreibtisch, zwei Stühle. Ungewöhnlich: die Computertastatur aus Holz. Die habe er vor Jahren geschenkt bekommen, erzählt er, nachdem er dem Gast eine Tasse Kaffee serviert hat. Peter Leyendecker legt keinen Wert auf Statussymbole.

Traditionelle Werte sind dem lebhaften Verteidiger der sozialen Marktwirtschaft dagegen sehr wichtig. Er engagiert sich unter anderem im Bund katholischer Unternehmer, hat vor zehn Jahren eine nach dem Firmengründer Carl-Theodor benannte Stiftung errichtet. „Damit wollen wir die jungen Leute unterstützen, die nicht so ein Glück hatten wie ich.“

 Drohnenaufnahme vom Leyendecker Holzland in der Niederkirchener Straße.

Drohnenaufnahme vom Leyendecker Holzland in der Niederkirchener Straße.

Foto: weitwinkelmedia.de

Das „Wir“ steht auch für seine Frau Brigitte sowie die Söhne Ralf und Stefan. Die sind Mitgesellschafter und Geschäftsführer des Familienunternehmens. Tochterfirmen sind Leyendecker Holzland und die Bastelstube mit zusammen 170 Mitarbeitern.  

Firma und Privatleben – das kann und will Peter Leyendecker nicht trennen. Die Beschäftigten seien ihm wichtig, betont er. „Ich lasse meinen Mitarbeitern immer sehr viel Freiheit.“ So sei es auch einst bei ihm gewesen. Die Freiheiten, die ihm seine Mutter in der Jugend zustand, haben ihm nicht geschadet, ist er überzeugt. „Ich war lieber auf dem Tennisplatz als in der Schule. Da habe ich mehr fürs Leben gelernt.“ Auch seine Söhne habe er nicht dazu gedrängt, ihm in die Leitung des Unternehmens zu folgen.

Leyendecker deutet auf ein Bild an der Wand seines Büros. Es zeigt die stilisierte Figur eines Menschen, der selbstsicher auf einem Drahtseil über dem Abgrund wandelt. „Es geht ums Überleben“, erklärt der vierfache Großvater. „Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung. Wer davor Angst hat, wird sich nicht auf den Weg machen.“ Sein schlechtes Gedächtnis sei gar kein Nachteil, versichert er. „Ich blicke nach vorne. Und dafür, dass ich nichts Wichtiges vergesse, sorgt meine Frau.“

 Die Leyendecker Bastelstube in der Saarstraße.

Die Leyendecker Bastelstube in der Saarstraße.

Foto: Leyendecker Trier

Brigitte war ihm auch eine Stütze, als er 1962 in die Firma seiner Eltern eintrat und diese reformierte. Die bisherige Holz- und Baustofffirma spezialisierte sich auf den Bereich Holz und dessen Verarbeitung. Neben den gewerblichen Kunden – heute sind es mehr als 1000 aus der Großregion – öffnete sich das Unternehmen auch für private Kundschaft. Daraus entstand die erfolgreiche Bastelstube. Das Holzland ist dreimal mit dem bundesweit ausgeschriebenen „Innovationspreis Holz“  ausgezeichnet worden.

„Meine Vater hat mich damals nicht am Unternehmen beteiligt“, erinnert sich der Unternehmer an die Anfänge. Dass er nicht viel Geld besessen habe, sei aber eher ein Vorteil gewesen. „Gute Ideen zu haben, ist oft das Wichtigste.“ Peter Leyendecker lacht, er lacht oft. „Ich habe Gelände gekauft und gebaut“, beschreibt er sein wesentliches Erfolgsrezept: immer investieren. Nach und nach entstand so das heutige Unternehmen mit Firmenbeteiligungen und Immobilien.

Und die Zukunft? „Das Wichtigste ist, dass die Firma überlebt“, antwortet der fast 80-Jährige wie aus der Pistole geschossen. Dann blickt er auf die Collage mit Familienfotos an der Wand. Seine Hand streicht zärtlich über das Kinderbild seiner ältesten Enkelin, Flavia, das er vor Jahren unter die Folie seiner Schreibtischauflage gesteckt hat. Zu ihr und den drei anderen Leyendeckers der sechsten Generation habe er ein prima Verhältnis, verrät er. „Ich kann Leute nicht verstehen, die keine Kinder mögen. Die Erde ist schwierig, aber wunderschön.“

Kurze Denkpause. Die Zukunft? „Etwas mehr Freizeit wäre auch gut.“ Die Insel Noirmoutier an der französischen Atlantikküste würde er gerne wieder häufiger besuchen. „Da sind wir als Familie immer hingefahren.“

So verrät Peter Leyendecker, der nimmermüde Firmenpatron, doch noch etwas darüber, was sich Privatleben nennt. „Ich gehe seit 40 Jahren jeden Mittwoch in den Unisport, das ist für mich das Größte.“ Rü­ckentraining und Fußball stehen dann auf der Agenda. Und das frisch gezapfte Bier danach. „Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mir das verdient habe, ist es das etwas wirklich Gutes.“

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