Tradition Ein Weinfest für die Geschichtsbücher

Trier · Trotz Tropenhitze: Die Massen strömen nach Trier-Olewig und lassen die Winzer frohlocken. Die kündigen für 2019 das nächste Jubiläum an.

 Schwer was los: Auf der Festmeile zwischen Blesius Garten und Klostergarten tummeln sich am Freitag und Samstag zeitweilig bis zur 10.000 Festbesucher.

Schwer was los: Auf der Festmeile zwischen Blesius Garten und Klostergarten tummeln sich am Freitag und Samstag zeitweilig bis zur 10.000 Festbesucher.

Foto: Friedemann Vetter

Zwei Großwetterlagen fürchtet der Weinfestveranstalter wie der Teufel das Weihwasser: reichlich Regen – oder drückende Hitze. Beide Situationen haben in den vergangenen Jahren schon dazu geführt, dass das Trierer Weinfest weitgehend gefloppt ist, weil das große Publikum ausblieb. Umso erstaunlicher, dass diesmal die Erfolgsformel völlig außer Kraft gesetzt ist. Die 70. Auflage des ältesten Trierer Volksfestes geht bei extremer Hitze über die Bühne – und ist dennoch die wohl erfolgreichste seit Ende der Festzelt-Zeiten vor etwa 30 Jahren. Seither ist das Fest ein Freiluftveranstaltung.

Peter Terges (65), Vorsitzender der Festveranstaltergemeinschaft der Trier-Olewiger Winzer, legt sich bereits am Sonntagnachmittag fest: „Es läuft alles so super, dass das wohl nie wieder zu toppen sein wird.“

Tatsächlich entwickelt die Traditionsveranstaltung eine nicht für möglich gehaltene Zugkraft. Zeitweilig tummeln sich mehr als 10.000 Besucher auf der rund 800 Meter langen Festmeile im historischen Ortskern. Und die zeigen sich äußerst konsumfreudig. Hitze und Wein vertragen sich nicht? Von wegen! Terges schätzt, dass er am Wochenende ein Fünftel seines Jahresumsatzes gemacht hat.

Es pilgern aber auch viele Trierer nach Olewig, die mit Wein gar nichts am am Hut haben. So wie Simone Rohde (51), die lieber alkoholfreies Bier trinkt: „Ich komme hierher, weil ich garantiert viele nette Leute treffe.“

Auch Makiko Yamanashi (42) und Anna Sato (27), Japanologinnen an der Uni Trier, haben einen anderen Besuchsgrund als Wein: „Wir mögen die tolle Atmosphäre.“ Während die Japanerinnen von ihrer beruflichen Wahlheimat schwärmen, greift wenige Meter entfernt Triers frisch gekrönte Weinkönigijn Katja Leiendecker (21) zu einem kleinen Trick. Sie füllt ihren Pokal mit stillem Wasser auf. Frei nach dem Motto: Sieht immer noch nach Wein aus, hat aber weniger Schmackes. Gut, dass sie klaren Kopf behält: Wenig später begrüßt sie von der Klostergarten-Bühne herab die von Weinkönigin Felicia und Prinzessin Amadine angeführte Delegation aus Olewigs elsässischer Partnerstadt Barr auf Französisch. Was auch beim deutschen Publikum sehr gut ankommt. Die Stimmung ist insgesamt prima und sehr entspannt, das Flair fast mediterran. Kein Wunder angesichts von Temperaturen, die erst bei Einbruch der Dunkelheit unter 30 Grad sinken.

Die passende Musik dazu liefern ausgezeichnete Cover-Bands wie Tonsport aus dem Sarland. Oder Wallstreet. Das Septett aus Belgien hat neben alten Klamotten wie Staying Alive auch Brandneues etwa von Dua Lipa und Ofenbach im Repertoire.

Also alles Friede, Freude, Sonnenschein? Nicht ganz. Am Freitagabend um 23 Uhr kommt es zu massenhaft ungeplanten Positionswechseln im Publikum. Grund: das Feuerwerk. Wegen der großen Dürre und der erhöhten Brandgefahr wurde der Abschussort aus Sicherheitsgründen kurzfristig verlegt.

Statt vom angestammten Burgberg steigen die Feuerwerksraketen aus dem rund 300 Meter entfernten Jesuitenwingert in den Olewiger Nachthimmel. Damit ist das gut zehnminütige Pyrospektakel auch in weiten Teilen der Innenstadt gut zu sehen, aber eben nicht von allen Standorten früherer Jahre. 2019 soll der Abschussort wieder auf dem Burgberg sein – sofern das Wetter mitspielt.

In Sachen Jubiläum haben die Olewiger Winzer Blut geleckt. „Diesmal haben wir das 70. Fest gefeiert. Beim nächsten mal feiern wir 70 Jahre Trierer Weinfest“, kündigt Winzerchef Peter Terges an. Die Logik ist nicht von der Hand zu weisen. Triers erstes Weinfest ging anno 1949 im Stadtteil Olewig über die Bühne.

Terges, in der Öffentlichkeit nicht ganz unumstrittener Protagonist der zuletzt auf den historischen Tiefstand von drei Mitgliedsbetrieben geschrumpften Winzervereins, will dann trotz Rentenalters noch einmal an verantwortlicher Stelle stehen: „Wir haben eine wunderbare Weinkönigin und eine ebenso tolle Schirmherrin, Melanie Welsch von der Volksbank Trier. Ich wäre doch blöd, wenn ich darauf verzichten würde, die beiden Damen persönlich aus dem Amt zu verabschieden.“

 Stammgast auf Olewiger Bühnen und Stimmungsgarantin: Eli Salehi.

Stammgast auf Olewiger Bühnen und Stimmungsgarantin: Eli Salehi.

Foto: Friedemann Vetter
   Heiß, aber herzlich: das Trierer Weinfest im Stadtteil Olewig.

Heiß, aber herzlich: das Trierer Weinfest im Stadtteil Olewig.

Foto: Friedemann Vetter

Bilderseite zum Fest: Seite 10

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