Musik Trierer Chormeile: Wenn Lieder wandern (Bilder)
Trier · Mehr als 1000 Sänger, 40 Ensembles an 13 Plätzen – nie war die Trierer Chormeile größer. Bei Sonnenschein haben bei der elften Auflage Zehntausende Stadtbesucher den Gesängen gelauscht, mitgesungen und mitgeklatscht.
An jeder Ecke ein Lied. Menschen überall. Die Sonne brennt – ein Stadtbummel an diesem Samstag fühlt sich fast wie Urlaub an. Entsprechend entspannt schlendern die Passanten durch die Innenstadt, bleiben immer wieder stehen an den 13 Stationen zwischen Porta und Viehmarkt, wippen mit den Gesängen im Takt, tanzen, klatschen. Ein großes „Chormeile“-Schild markiert die Plätze, an denen die rund 1000 Sänger aus 40 Chören singen – acht Stunden Musik nonstop.
„In mir erklingt ein Lied“, schallt es auf dem Hauptmarkt. Rund 50 Leute aus 17 Dörfern der Vulkaneifel singen zum Akkordeon. Ein letzter Ton, dann wird der Projektchor der Rheuma-Liga Vulkaneifel mit seinem neuen Leiter Tom Schneider weiterziehen in die Johann-Philipp-Straße. Zuvor waren die Lieder des Chors im Heilig-Rock-Zelt am Domfreihof zu hören.
Dort haben jetzt die 17 Chorsänger des Demenzzentrums Trier Platz genommen auf der Bühne. „Morgenlicht leuchtet“ singen sie – die deutsche Version von „Morning has broken“ von Cat Stevens. Relaxed und frisch kommen die Stimmen rüber, begleitet von Gitarre und Akkordeon. Der Chor hat aber auch Streiklieder im Repertoire – passend zum Kalr-Marx-Jahr: „Brot und Rosen“, ein Lied, das 1912 die Textilarbeiterinnen in Massachusetts gesungen haben und das seitdem zur Frauenbewegung gehört.
Die musikalische Vielfalt ist riesig bei der elften Trierer Chormeile: Von Arbeiter- bis Kinderlieder, Shantys, Gospel, Schlager, Pop- und Jazzsongs, aber auch klassische Chorliteratur ist zu hören, wie sie der Männergesangverein Eintracht Kasel zum Auftakt auf der Kornmarktbühne präsentieren. Er ist kurzfristig für zwei Ensembles eingesprungen, die wegen Krankheit absagen mussten.
„Mit der Chormeile fängt die Open-Air-Saison in der Stadt an“, begrüßt Norbert Käthler, Chef der Trier Tourismus und Marketing GmbH, die den Event zusammen mit dem Kreischorverband, der Gesellschaft Herzogenbusch-Trier und erstmals dem Bistum Trier organisiert, die Besucher auf dem proppenvollen Kornmarktplatz. „Trier lebt auf mit der Chormeile, wenn die Sänger die Stadt zum Klingen bringen.“
Und das fängt mit den Jüngsten an, die in diesem Jahr erstmals eine eigene Kinder- und Jugendbühne in der Brotstraße haben. Dort wird nicht nur mit den Kehlen gesungen. Die Kinder und Erzieher der Gruppe Musik mit Fingerzeig der integrativen Kita am Bach in Trier singen auch mit den Händen – in Gebärdensprache.
Nicht nur Chöre aus Trier, der Region, dem Saarland, aus Münster und Hessen beschallen Straßen und Plätze, auch Luxemburger Sänger sind dabei und zwei Chöre aus den Niederlanden – von dort hatte der Kreischorverband die Idee vor zehn Jahren an die Mosel importiert.
Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht beim offenen Singen, zu dem der Showchor Vocal Express aus Weiskirchen auf dem Kornmarkt einlädt. Tausendfach erklingen Lieder wie „Bajazzo“ und „We are the world“. Auch Käthler und Kulturdezernent Thomas Schmitt singen mit. Ein Novum dieses Jahr: die offene Chorwerkstatt, in der parallel zu den Auftritten 46 Chornovizen mit Angelika Händel vom Theater Trier gemeinsam proben. Das Gelernte setzen sie gleich vor Publikum um, Stimmbildungsübungen und ein Kanon eingeschlossen. Vielleicht ist dabei manch Gesangskarriere geboren – musikalische Verstärkung für die Chormeile 2019.