Trierer Drogenboss in Serbien festgenommen - Staatsanwaltschaft drängt auf Auslieferung des 25-Jährigen

Trier · Arian G., mutmaßlicher Kopf eines Trierer Drogenrings, ist in Serbien festgenommen worden. Das bestätigte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Montag auf TV-Nachfrage. Nach G. war per internationalem Haftbefehl gesucht worden. Die Trierer Staatsanwaltschaft will nun auf die Auslieferung des 25-Jährigen drängen.

Trierer Drogenboss in Serbien festgenommen - Staatsanwaltschaft drängt auf Auslieferung des 25-Jährigen
Foto: Boris Roessler

Als Muhammed M. vor gut drei Jahren nach Trier zog, änderte sich sein Leben: Drinks gab's fortan in der Disco nicht mehr glasweise, "sondern mein Cousin bestellte immer gleich zwei ganze Wodkaflaschen", erzählt M. vor Gericht. Ständig habe Arian G. für ihn bezahlt, "er war wie ein Bruder für mich und hatte immer viel Geld in der Tasche."
Es dauert nicht lange, da verlangt der Cousin Gegenleistungen für seine vermeintliche Großzügigkeit: M. soll mit nach Frankreich fahren, um die Qualität des Marihuanas zu beurteilen, das G. dort kaufen will. Für M. ist es der Einstieg in seine Karriere als Drogenhändler.

Mehr als zwei Jahre observiert die Polizei Arian G. und seine Helfer. Im Frühjahr 2015 dann die Festnahmen. Die Trierer Staatsanwaltschaft klagt G. wegen gemeinschaftlichen Drogenhandels mit vier weiteren Mittätern aus Trier und Köln an - darunter Gs. Cousin M.

Der Drogenring soll zwischen Februar 2012 und Februar 2015 insgesamt mehr als 39 Kilogramm Marihuana und neun Kilo Amphetamine von Köln und aus dem französischen Thionville nach Trier gebracht und hier weiterverkauft haben.
Arian G., der von seinem Drogengeld in Trier offenbar ein schillerndes Leben führte, soll dabei der Kopf des Rings gewesen sein.

Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich bei der Gruppe um einen der größten Trierer Drogenringe der vergangenen Jahre, den Polizei und Justiz auffliegen lassen konnten.

Nach der Festnahme der fünf Drogenhändler im Januar und Februar 2015 in Trier hatte Arian G. ein umfangreiches Geständnis abgelegt, dabei seine eigenen Taten eingeräumt und seine Mittäter und -helfer schwer belastet. Von der Trierer Staatsanwaltschaft wurde er dafür als Kronzeuge eingestuft und als eine Art Gegenleistung für die Aussage aus der Untersuchungshaft entlassen. "Geringe Fluchtgefahr", prognostizierte die Staatsanwaltschaft - und lag damit daneben: Kaum in Freiheit, setzte sich Arian G. ins Ausland ab.

Seine vier Mittäter landeten vor dem Trierer Landgericht. Ohne die Aussage des mutmaßlichen Haupttäters und Hauptbelastungszeugen Arian G. fehlten der Staatsanwaltschaft allerdings die Beweise, weswegen sie ihre Anklage ordentlich abspecken musste. Waren bei Prozessbeginn im September Haftstrafen von acht bis neun Jahren avisiert, konnten den Angeklagten nur deutlich weniger Taten als zunächst angeklagt nachgewiesen werden. "Der Karpfen ist weg, der Beifang im Netz", überschrieb der TV dazu am 17. November seinen Prozessbericht.

Am 23. Dezember verurteilte das Trierer Landgericht Gs. Cousin M. schließlich wegen der Einfuhr und des Handels mit Drogen zu vier Jahren und sechs Monaten. "Sie haben sich von ihrem Cousin G. beeinflussen lassen - tolle Autos, schöne Frauen, teure Klamotten, viel Bargeld - das wollten sie auch alles haben, und dafür haben sie ihren normalen Lebensweg verlassen!", warf Richter Günter Köhler M. vor.

S., ebenfalls ein Komplize des Geflüchteten G., bekam drei Jahren und drei Monaten Gefängnis, die beiden weiteren Angeklagten waren bereits im Oktober zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden (der TV berichtete).
Der mutmaßliche Drogenboss Arian G., der seine Mitangeklagten zumindest teilweise in die Drogengeschäfte mit hineingezogen haben soll, sei nach einer internationalen Fahndung am 28. Dezember in Serbien festgenommen worden, bestätigte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Montag entsprechende TV-Informationen. "Wir werden nun in Serbien die Auslieferung von G. beantragen", sagte Fritzen. Ob der mutmaßliche Trierer Drogenhändler tatsächlich nach Deutschland ausgeliefert und hier vor Gericht gestellt werden könne, hänge nun zunächst von der Entscheidung Serbiens ab.

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