Trierer Verbundkrankenhaus: Neue medizinische Schwerpunkte sollen Standorte retten

Trier/Trier-Ehrang · Im Elisabeth-Krankenhaus (EKH) und im Marienkrankenhaus in Ehrang (MKE) stehen große Veränderungen an: Ab Mitte 2013 soll das EKH vorrangig für ambulante Operationen und Altersmedizin zuständig sein. Das MKE soll dagegen primär größere Operationen mit längerem stationärem Aufenthalt übernehmen. Zwei neue Geschäftsführer sollen die Veränderungen umsetzen.

 Das Elisabeth-Krankenhaus Trier.

Das Elisabeth-Krankenhaus Trier.

Foto: Friedemann Vetter

Gesunde Kranke. Wenn Ulrich Vetter, neuer Chef des Ökumenischen Verbundkrankenhauses Trier (ÖVK, siehe Extra) beschreibt, welche Patienten künftig primär im Elisabeth-Krankenhaus behandelt werden sollen, dann klingt das irgendwie eher nach Wellness als nach Klinik. Was allerdings vorrangig am starken schwäbischen Dialekt Vetters liegt.

Gesunde Kranke sind Patienten, die für eine kleinere Operation - etwa am Knie - am Morgen ins Krankenhaus kommen und am Abend wieder entlassen werden. "Auf solche OPs wird sich künftig das Elisabeth-Krankenhaus spezialisieren. Am Marienkrankenhaus wird der OP-Bereich dagegen für schwerere Operationen - etwa bei Darmkrebs - mit anschließendem längeren stationären Aufenthalt ausgebaut", beschreibt Vetter die Umstrukturierungen, die in den nächsten Monaten dem ÖVK bevorstehen.

Die Spezialisierung soll das ÖVK retten. Das Verbundkrankenhaus hatte 2011 nach TV-Informationen 2,5 Millionen Euro Verlust gemacht.
Auch sollen Einrichtungen, die es bislang an beiden Kliniken gab, zusammengefasst werden:
Buchhaltung und Personalabteilung werden in Ehrang zusammengelegt.
Alles medizinische Gerät wird künftig in Ehrang sterilisiert.
Sprechstunden, etwa zur Vorbereitung auf Operationen, werden vorwiegend am EKH gehalten, die Patienten danach - je nach Operationsart - an einen der beiden ÖVK-Standorte verwiesen.

Dazu kommen Neuerungen:
Seit dem ersten Oktober ergänzt eine Kurzzeitpflege-Station mit 22 Betten die geriatrische Abteilung am EKH. Mehrere Wochen können ältere Patienten dort untergebracht werden, etwa wenn die pflegenden Angehörigen in Urlaub fahren oder um die Zeit zwischen Krankenhaus und Pflegeheim zu überbrücken.
In Ehrang sind 25 neue Betten für ältere Patienten eingerichtet worden, die von der geriatrischen Abteilung im EKH mit betreut werden.

Um die Veränderungen an dem Verbundkrankenhaus umzusetzen, hat die ÖVK-Trägergesellschaft Agaplesion (siehe Extra) eine neue Geschäftsführung eingesetzt. Neben dem gelernten Kinderarzt Dr. Vetter (62) die Juristin Dr. Susanne Schlichtner (55). Beide haben für Agaplesion bereits mehrere Krankenhäuser saniert, darunter auch Verbundkrankenhäuser. Der alte Geschäftsführer des ÖVK, Rainer Kropp, musste seinen Hut nehmen, zum Ende des Jahres verlässt er das ÖVK.

Durch die Umstrukturierungen soll auch beim Personal gekürzt werden, Schlichtner und Vetter wollen dabei ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. Wie viele der insgesamt rund 800 Stellen am ÖVK wackeln, steht noch nicht fest.
Das ÖVK war in den vergangenen Monaten in die Schlagzeilen geraten, weil auch die Geburtshilfestation am Elisabeth-Krankenhaus geschlossen beziehungsweise nach Ehrang verlegt werden sollte. Erst auf Druck der Öffentlichkeit und des Gesundheitsministeriums war die Klinik von diesem Vorhaben wieder abgerückt (der TV berichtete).
Jörg Sponholz, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung am ÖVK, hofft, dass durch das Konzept der neuen Geschäftsführung beide Krankenhaus-Standorte langfristig gesichert werden können: "Unser finanzielles Defizit ist hoch - und auf Dauer von den Gesellschaftern nicht zu tragen. Deshalb sind Veränderungen nun mal leider notwendig."Meinung

Verbund nicht nur auf dem Papier
Krankenhäuser sind (leider) auch Wirtschaftsbetriebe. Doppelte Strukturen und doppeltes Personal können nicht bezahlt werden - wie das 2,5-Millionen-Euro-Defizit des ÖVK beweist. Das Haus umzukrempeln ist die einzige Chance, beide Standorte langfristig erhalten zu können. Und das macht auch medizinisch Sinn: Durch die Spezialisierung der Operationsarten steigen die Fallzahlen - also die Zahl bestimmter Eingriffe, die an einem Haus gemacht werden. Und eine hohe Fallzahl bedeutet nicht nur mehr Spezialerfahrung, sondern gilt in Fachkreisen als einer der wichtigsten Faktoren dafür, dass eine Operation erfolgreich verlaufen wird. Das wird den Patienten direkt zugute kommen. c.wolff@volksfreund.deExtra

 Das Marien-Krankenhaus in Ehrang.

Das Marien-Krankenhaus in Ehrang.

Foto: Friedemann Vetter

Das evangelische Elisabeth-Krankenhaus und das katholische Marienkrankenhaus in Ehrang haben sich vor zwei Jahren zum Ökumenischen Verbundkrankenhaus zusammengeschlossen. Das ÖVK hat insgesamt rund 350 Planbetten und rund 800 Mitarbeiter. Der gemeinnützigen Aktiengesellschaft Agaplesion (nicht zu verwechslen mit dem privaten Krankenhausträger Asklepios) gehören mittlerweile 65,1 Prozent des ÖVK, die katholische Marienhaus-Gruppe besitzt noch 24,9 Prozent und die evangelische Kirchengemeinde Trier zehn Prozent. Bislang war die Marienhaus-GmbH Mehrheitsgesellschafter. Nach ihrer starken Beteiligung am Krankenhaus Wittlich musste die Marienhaus-GmbH allerdings aus kartellrechtlichen Gründen einen großen Teil der ÖVK-Anteile abgeben. woc

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