Trierisch balaawern

Da es in Europa für die Knollenfrucht aus Amerika kein Wort gab, wählte der fränkische Sprachbereich die Birne als geeignete Vergleichsfrucht aus. Aus der Grundbirne wurde im Trierischen die Gromber.

 Josef Marx.

Josef Marx.

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Aus der Kartoffel lassen sich vortreffliche Gerichte zaubern. Grombereschniedscher erfreuen sich privat wie auf der Kirmes besonderer Beliebtheit. Sie konnten sich bis heute sprachlich gegen Reibekuchen behaupten. Zerstampfte Kartoffeln bilden die Grundlage für Gromberestampes, das Kartoffelpüree. Wer von Kartoffeln nicht genug bekommen kann, der kann sich auch Gromberentie zubereiten, eine Kartoffelsuppe, wu mer ett Waaser böss obb de Grond sien kann. Durch mehr Grombere stöggelscher, ihre Kartoffeleinlage, wird dä Groberentie zur deftigen Gromberenzobb mött ner geheerijen Porziun Spägg oder ner dögger Woorschd. Lecker! Die Gromber steht im Trierischen nicht nur für die Knollenfrucht, sondern auch für eine kleine, dicke wie auch für eine plumpe Person und einen namentlich nicht bekannten rundlichen Menschen. Maans de die Gromber aus der Heib lao hönnen? Auch ein alter faltiger Mitmensch ist vergleichbar einer schrumpeligen Kartoffel, in Trier en aal Gromber. Auf dem Sportplatz kann man schon mal hören: Watt haonn die fir en Gromber ömm Tor, wenn ein ungeschickter Tormann die Bälle passieren lässt. Auch in Redewendungen taucht die Gromber auf. Fühlt man sich nicht wohl und benötigt Ruhe zum Atmen, sagt man doppeldeutig: Eisch spillen Gromber, eisch läjen meisch önnde Ägg onn keimen. Dann wird es sicher wieder besser. Eine Überraschung hat der Trierer immer bereit. Entdeckt er ein großes Loch in einem anderen Strumpf, äußert er sich erstaunt: Watt haott dän en Gromber ömm Stromb. Josef Marx ist gemeinsam mit Horst Schmitt Autor des Trierer Wörterbuchs. Die beiden Autoren erläutern in "Trierisch balaawern" wöchentlich Besonderheiten der Trierer Mundart. Die besten Kolumnen sind auch gesammelt in einem neuen Buch zu lesen, das im Verlag Michael Weyand erschienen ist. "Milljunen Leit - mindestens drei" beleuchtet auf amüsante Weise die Eigenarten des Trierischen. Das Buch ist für 11,95 Euro im Trierer Handel erhältlich, unter 0651/7199-997 sowie im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreundshop.de" text="www.volksfreundshop.de" class="more"%>

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