trierisch balaawern

Wenn wir unseren Wochenmarkt besuchen, um Gemüse und Obst zu kaufen, erwartet uns dort außer den regionalen Produkten ein riesiges internationales Angebot: Artischocken aus Frankreich, Kumquats aus Südafrika, Zucchini aus Italien, und Gott weiß, wo die Sachen sonst noch her kommen. Aber es ist noch gar nicht so sehr lange her, da mussten die angebotenen Waren keine so weiten Reisen machen.

 Horst Schmitt.

Horst Schmitt.

Foto: (h_lalu )

Sie kam aus Eiren (Euren) und aus emm Maor, einem Bezirk zwischen der Paulinstraße und der Mosel oder aus den Dörfern der nächsten Umgebung. Dort befanden sich die Anbaugebiete. Freilandanlagen! Alles öko! Die Marktfrauen, die die Verkaufsstände betrieben, hießen Fuureggersch (von Foire-Hökerin) und waren für ihre Geschäftstüchtigkeit, Originalität und Schlagfertigkeit bekannt. Was sie anboten, war vielfältig und damit Grundlage für eine abwechslungsreiche regionale Küche: Weiße Kaabes (Weißkohl), Rude Kaabes (Rotkohl), Köölscher (Rosenkohl), Wörsching (Wirsing), Komkommern (Gurken), Rudworzeln (Rote Bete), Grombern (Kartoffel), Braadlaach (Lauch), Kolrääbscher (Kohlrabi), Ärdkolraawi (Steckrüben), Mauseerscher (wörtl. Mausöhrchen = Feldsalat), Buunen (Bohnen), Morten (Möhren), Bretzen (Schnittlauch), Piddersillisch (Petersilie), Ärbern (Erdbeeren), Krischeln (Stachelbeeren), Gehannsdrauwen (Johannisbeeren), Äbbel (Äpfel), Bieren (Birnen) und Quäddschen (Zwetschen). Dazu kam noch Gesammeltes aus Feld und Wald: Zigurienzalaod (Löwenzahn), Maolbern (Heidelbeeren), Kessden (Esskastanien) oder Braombern (Brombeeren). Und oft von Bauersfrauen auf weiten Wegen vom Land zu Fuß herangebracht, gab es dann auch Bodder (Butter) und Aaijer (Eier). In unserer Familie wird heute immer noch von einer etwas schlichten solchen ländlichen Eierfrau erzählt. Für zwei verkaufte Eier, von denen jedes 13 Pfennig kostete, machte sie meinem Großvater folgende überraschende Rechnung: Drauzehn ann drauzehn ass naunzehn. Darüber soll sich der Großvater sehr gefreut haben. Horst Schmitt ist gemeinsam mit Josef Marx Autor des Trierer Wörterbuchs. Die beiden Autoren erläutern in "Trierisch balaawern" wöchentlich Besonderheiten der Trierer Mundart. Die besten Kolumnen sind auch gesammelt in einem neuen Buch zu lesen, das im Verlag Michael Weyand erschienen ist. "Milljunen Leit - mindestens drei" beleuchtet auf amüsante Weise die Eigenarten des Trierischen. Das Buch ist für 11,95 Euro im Trierer Handel erhältlich, unter 0651/7199-997 sowie im Internet unter class=fettlink>

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort