Trierisch für Anfänger

TRIER. Zu einem Grundkursus über Trier lud das Studierendenwerk die Erstsemester der Uni ein. "Platt-Experte" Helmut Leiendecker klärte beim Trier-Abend unter dem Motto "Total lokal" die Studenten bei Krumpern-Schniedscher und Viez über die hiesige Sprache auf.

"Ein Erste-Hilfe-Kursus für Kulturschocks aller Art" und eine "Gebrauchsanweisung für den Trierer als solchen" - so umriss Dieter Lintz, TV-Redakteur und Moderator des Abends, das Programm. Dass die Trierer ein widersprüchliches Völkchen sind - kritisch ihrer Heimatstadt gegenüber, Lokalpatrioten im Herzen - war nur eine Erkenntnis, die Besucher dieses Abends gewannen. Die Studenten erfuhren auch etwas über die Wesensarten ihrer Mitbürger, die der Saarländer und Trierer Bürgermeister Georg Bernarding benannte: "Der Trierer ist ein Kulturgut an sich", sagte er und vergaß nicht hinzuzufügen: "Eine schlechte Eigenschaft ist nur, dass er sich so gerne darauf zurückzieht." Einen Crashkurs in punkto Dialekt erteilte Helmut Leiendecker, der beteuerte, das Hochdeutsche in einem Volkshochschulkurs gelernt zu haben. Das kam den Erstsemestern zugute, denn zum besseren Verständnis übersetzte er seine Liedtexte. In seinem Sprachkurs machte der Sänger nicht nur auf phonetische Unterschiede zwischen dem hochdeutschen "a" und dem Trierer "ao" aufmerksam und rief das Wahrzeichen "Pochta" auf den Plan, sondern verwies auch auf besondere Verständnisweisen: "Wenn in Trier etwas über drei ist, heißt das Milliuunen." Erstsemester Alexander Ott aus Bonn fand den Crashkurs "witzig" und erklärte, an diesem Abend ein bisschen Platt gelernt zu haben. Nicht nur Studienanfänger fanden den Weg in die Mensa Tarforst, die noch einige leere Stühle aufwies. "Die Veranstaltung ist zwar für Erstsemester konzipiert, aber das Wissensdefizit ist auch bei höheren Semestern noch gegeben", sagte Andreas Wagner, Geschäftsführer des Studierendenwerks und Organisator des Abends. Dies bestätigte Silvia Raadts, seit vier Jahren Studentin an der Uni: "An den Trierer Dialekt habe ich mich bis heute nicht gewöhnt." Doch nicht nur eine Einführung in die Sprache war Teil der Veranstaltung. Ein Ratespiel rund um den Wein, geleitet von der ehemaligen deutschen Weinkönigin Carina Dostert, und eine Präsentation von "Brot und Spiele", inklusive Vorführung von Gladiator Zenturio, rundeten das Programm ab. Geschichtsprofessor Lukas Clemens klärte die Studenten über die Trierer Historie auf. Einen Ausschnitt aus dem Trierer Kultur- und Szeneangebot zeigten Trommler und Bauchtänzerinnen der Tuchfabrik sowie zwei DJs von "Soulful Music". "Alle Institutionen haben sich unentgeltlich an diesem Abend beteiligt", erklärte Wagner. In die Mensa Tarforst hatte die Studenten aber wohl nicht nur das Programm gelockt, sondern auch die angekündigten Speisen nach Trierer Art. Großes Lob gab es für die zwölf Gerichte, vom "gebaagene Muselfösch" bis zur "Braotworscht nao römischer Aort", die sich die Kochexperten des Studierendenwerks hatten einfallen lassen. Zu dem rustikalen Essen reichte das Mensa-Personal römischen Gewürzwein, Federweißen und, was natürlich nicht fehlen durfte, Viez. Die Geschmacksprobe von Erstsemester Alexander Ott fiel positiv aus: "Mir hat er sehr gut geschmeckt." Und auch Studentin Silvia Raadts fand: "Diese Veranstaltung sollte es jedes Jahr geben."

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