Trostlos und knochentrocken

Trier-Olewig · Als symbolisiertes Waschbrett prangt der Zierbrunnen aus Sandstein am Ufer des Olewiger Bachs. Er hat nur einen Schönheitsfehler: Seit Jahren fließt in ihm kein Wasser mehr. Eine Initiative aus dem Ortsbeirat will diesen Missstand nun beheben. Es ist jedoch eine ganze Reihe technischer und organisatorischer Fragen ungeklärt.

 Der Trierer Waschbrettbrunnen tut nicht, was ein Brunnen – zumindest laut einem alten Volkslied – tun sollte: fließen. TV-Foto: Martin Recktenwald

Der Trierer Waschbrettbrunnen tut nicht, was ein Brunnen – zumindest laut einem alten Volkslied – tun sollte: fließen. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier-Olewig. 2012, kurz nach der Einweihung, da floss Wasser über die Rillen des Waschbretts. Lange hielt der Zustand allerdings nicht an, schon nach wenigen Wochen wurde der Betrieb wieder eingestellt. "Seitdem steht ein Denkmal, aber es läuft nicht so, wie es soll", kritisiert Karsten Rindt in einem Antrag der SPD-Gruppe im Olewiger Ortsbeirat.2000 Liter verdunstet?


Auf der Suche nach Ursachen taucht ein technisches Mysterium auf. "Die Pumpe und die Leitungen waren in Ordnung. Aber nach weniger als zehn Tagen waren fast 2000 Kubikmeter Wasser aus der Zisterne verschwunden", erinnert sich Peter Terges (CDU) als Sprecher der Winzervereinigung. Die Weinbauer hatten seinerzeit angeboten, die Kosten für den laufenden Betrieb zu tragen - allerdings nur, wenn der Brunnen auch funktioniert.
Mit eingefärbtem Wasser versuchte man, dem rätselhaften Verschwinden auf die Spur zu kommen. Ordnungsgemäß floss es über das Waschbrett und wieder in die unter der Anlage liegende Auffangzisterne zurück. Der oberirdische Verlust durch Spritzer war demnach minimal, das unterirdische Rückflussbecken allerdings leerte sich trotz des eigentlich geschlossenen Systems stets nach wenigen Tagen.
Verdunstung scheidet nach einhelliger Meinung für das Verschwinden von 2000 Litern in so kurzer Zeit aus. "Bei Temperaturen von 100 Grad wäre das vielleicht vorstellbar, aber unter normalen Umständen ist das unmöglich", spöttelt Uwe Marquardsen (SPD).
Aus Sicht der Ortsbeiratsmitglieder bleibt nach dem Ausschlussverfahren nur noch eine undichte Zisterne als Ursache übrig. Überprüfbar ist das bislang nicht, da das Becken eingemauert unter dem Brunnen liegt und nicht direkt zugänglich ist.
Gemäß dem einstimmig verabschiedeten SPD-Antrag soll nun die Stadtverwaltung mit dieser Überprüfung beauftragt werden. Die technische Funktionalität soll wiederhergestellt werden. Martha Scheuer (CDU) sieht jedoch mögliche Schwierigkeiten: "Es müsste dafür das hochwertig verfugte Mauerwerk wieder aufgebrochen werden - das dürfte sehr teuer werden." Angesichts der Tatsache, dass die Stadt schon damals gegen den Bau des Brunnens gewesen sei, zweifelt sie an der Bereitschaft, sich hier zu engagieren.
Finanziert wurde die Anlage 2012 mit rund 20 000 Euro aus den vom Ortsbeirat direkt verwalteten Geldern. Man profitierte allerdings von den Auskofferungsarbeiten im Zuge der städtisch finanzierten Straßensanierung. Bislang unbeantwortet ist die Frage, warum niemand bereits in der Gewährleistungszeit ein Beheben des Mangels am Brunnen vom ausführenden Bauunternehmen eingefordert hat.
Marquardsen bringt indes eine kostengünstige Möglichkeit ins Spiel: "Es könnte sicherlich nachträglich durch die bestehenden Leitungen eine Plastikwanne in die Zisterne eingezogen werden."Winzer halten sich zurück


Bleibt noch ein grundsätzliches Henne-Ei-Problem. Wird irgendjemand Geld für die Instandsetzung des Brunnens in die Hand nehmen, bevor geklärt ist, wer die Betriebskosten übernimmt? Erklärt sich jemand bereit, den Strom für die Pumpen zu bezahlen und das Waschbrett regelmäßig zu reinigen, bevor der Wasserschwund behoben ist? Die Winzervereinigung zeigt sich jedenfalls nach der Vorgeschichte zurückhaltend. "Wir haben den Strom abgestellt. Ich sehe nicht ein, dass wir dafür bezahlen, wenn gar kein Wasser fließt. Und jede Woche die Feuerwehr rufen, um 2000 Liter Wasser nachzufüllen, scheidet auch aus", stellt Terges klar.

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