Turm von St. Gangolf in Trier bleibt trotz abgeschlossener Sanierung weiterhin verhüllt - Feier am Sonntag

Trier · Die gute Nachricht zuerst: An Allerheiligen sind die Glocken von St. Gangolf nach dreijähriger Zwangspause wieder zu hören. Die schlechte: Trotz abgeschlossener Statik-Sanierung bleibt der Kirchturm weiterhin verhüllt - der Abbau der Gerüstkonstruktion dauert zwei Monate und kann erst Anfang 2016 beginnen.

 Spektakuläres Stahlkorsett: Zumindest das Turmschaftgerüst an St. Gangolf bleibt bis 2016 stehen. Im Hintergrund der Dom. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Spektakuläres Stahlkorsett: Zumindest das Turmschaftgerüst an St. Gangolf bleibt bis 2016 stehen. Im Hintergrund der Dom. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Es ist noch nicht ganz vollbracht. Einige Gewerke stehen noch aus, im Wesentlichen aber ist die Statik-Sanierung des Turms von St. Gangolf abgeschlossen. Baustelle wird der 62 Meter hohe Kirchturm jedoch weiterhin sein. Denn bis sich wieder das gewohnte pittoreske Hauptmarkt-Panorama bietet, ist noch ein hartes Stück Arbeit zu leisten.

Insgesamt 130 Tonnen Gerüstmaterial mit 15 000 Kupplungen müssen wieder zurückgebaut werden, und zwar in mehreren Etappen. Der erste Akt kann - sofern das Wetter mitspielt - in den beiden kommenden Wochen über die Bühne gehen. Mit Hilfe von zwei Spezialkränen soll zunächst das Gerüst, das den Helm des Turms umschließt, wieder abgenommen werden.

Eine knifflige Angelegenheit, denn die 50 Tonnen schwere Konstruktionen steht auf der Balustrade des Turmschafts. Erst wenn sie verschwunden ist, können dort die Abdichtungsarbeiten stattfinden. Wenn es so weit ist, läuft auf dem Hauptmarkt bereits der Aufbau des Weihnachtsmarkts (Beginn: 23. November). "Und dann können wir an den Gerüsten nichts mehr machen", sagt Karl Feils (48), der leitende Architekt des Gangolf-Projekts. Erst wenn der Hauptmarkt wieder frei ist, kann sich die Gerüstbaufirma Schimmer aus Weiterstadt (Hessen) daran machen, auch das Schaftgerüst zu demontieren und dessen Elemente für den Abtransport zu verladen. Heißt im Klartext: Es könnte Anfang März werden, bis der Gangolfsturm komplett von seinem Stahlkorsett befreit ist.

Rückblende: Im Oktober 2012 wurde festgestellt, dass beim Läuten der Glocken sprichwörtlich der Kirchturm wackelte. Über den maroden stählernen Glockenstuhl - quasi ein Turm im Turm - übertrugen sich die Schwingungen selbst auf das Kirchenschiff. Folge: sofortige Stilllegung des Geläuts - und die Einleitung eines spektakulären Sanierungsprogramms. Fast ein Jahr lang nahmen die Berechnungen zur Konstruktion des Gerüsts in Anspruch, das, weil das mittelalterliche Gotteshaus fast völlig von Häusern umbaut ist, nur auf zwei Seiten auf dem Boden stehen kann.

Insgesamt mehr als 120 Mitarbeiter von 25 Firmen waren in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, den Kirchturm wieder auf Vordermann zu bringen und einen hölzernen Glockenstuhl einzubauen. Alles in allem 1,2 Millionen Euro - finanziert vom Bistum, der Pfarrgemeinde und durch Spenden - plus "viel Nervenkitzel" hat das Projekt gekostet, denn, so berichtet der baubegleitende Bistumsarchitekt Josef Eltges (49): "Das war alles ganz schön knifflig. Solch eine anspruchsvolle Baustelle erlebt man nur ganz selten."

Voraussichtlich ab Weihnachten wird das Gangolfer Geläut wieder im Komplett-Einsatz sein. "Es stehen noch einige Messungen und Nachjustierungen an den Glocken an", erklärt Feils-Mitarbeiter Benjamin Wagner (31).
Auf der Zielgeraden befindet sich auch die Außensanierung der Basilika St. Paulin in Trier-Nord. Pastor Joachim Waldorf (57) ist optimistisch: "Bis Ende November wird das Turmgerüst abgebaut sein, und wenn alles klappt, ist bis Weihnachten auch das Kirchenschiff komplett entrüstet." St. Paulin wird sich in ungewohnter Optik präsentieren: Im Zuge der Sanierung hat das bedeutende Barockdenkmal seine ursprüngliche Dreifarbigkeit zurückerhalten.Extra

Mit einem Hochamt und anschließendem Weinempfang auf dem Hauptmarkt feiert die Pfarrgemeinde Trier-Liebfrauen an Allerheiligen (Sonntag, 1. November) den Abschuss der Statik-Sanierung des Turms von St. Gangolf. Das Festhochamt in St. Gangolf beginnt um 9.30 Uhr, wird gestaltet vom Kirchenchor Liebfrauen/St. Laurentius und dem Bläserensemble Abtei und endet mit kurzen Ansprachen des Architekten/Bauleiters Karl Feils und des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Bruno Sonnen. Ab etwa 11 Uhr geht es auf dem Hauptmarkt weiter. Zu Riesling von den Bischöflichen Weingütern und Laugengebäck erklingt erstmals seit Oktober 2012 das Geläut von St. Gangolf, allerdings nicht komplett fünfstimmig. Zu hören sind die Marien-, die Josefs- und die 540 Jahre alte Gangolfglocke (auch Lumpenglocke genannt). Die drei Glocken werden zuerst einzeln geläutet und dann zwei Minuten lang gemeinsam. rm.

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