Übliche Huldigungsgesten

Zur Berichterstattung über die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler durch die Stadt Trier:

Es gehört offenbar zu den in einer Diktatur üblichen Huldigungsgesten, dass Städte sich berufen fühlen, ihre besondere Achtung, Zuneigung und Wertschätzung des jeweiligen Machthabers durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde zu dokumentieren. Dass am Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft der Zusammenbruch der staatlichen Ordnung und eine nationale Katastrophe stehen würden, hat 1933 kaum jemand voraussehen können. In Trier ebenso wenig wie in den annähernd 4000 anderen Kommunen des ehemaligen Deutschen Reiches, welche Hitler die Ehrenbürgerwürde angetragen haben.

Wenn der Rat der Stadt Trier sich von der Emphase (eventuell auch der politischen Fehlspekulation) der Stadtväter des Jahres 1933 distanziert, wird die Geschichte allerdings kaum korrigiert. Es bleibt nämlich das Faktum, dass auch diese Stadt in den Jahren der Naziherrschaft nicht hinter anderen Städten zurückstehen wollte. Mehr ist es nicht. Das haben wohl auch die späteren Ehrenbürger (Heuss 1959, Adenauer 1966 und Oswald von Nell-Breuning 1981) so gesehen, sonst hätten sie wohl dankend abgelehnt.

Die Liste der Ehrenbürger, welche die Stadt Trier auf ihren Internetseiten präsentiert, war übrigens bereits im August purifiziert. Da kommt mir der Verdacht, dass es sich bei der Initiative zur nachträglichen Aberkennung der Ehrenbürgerwürde um ein Placebo handelt, das mit den aktuellen Problemen der Stadt nicht das Geringste zu tun hat. Und auch keine Wirkung haben wird.

Peter Schuh, Trier

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