Trierisch Balaawern Und läuft ...
Schnuudel, ein herrliches Trierer Wort, hört sich richtig Trierisch an. Man könnte glauben, es wäre als Alleinstellungsmerkmal für die Trierer Sprache geschaffen worden.
Leider nein. Es hat ein Pedant in der Hochsprache Schnuddel, wie Schnodder also Nasenschleim oder Rotze. Der Trierer benötigt nur ein langes U für Schnuudel. Und was er daraus macht ist einzigartig. Beginnen wir mit der Schnuudelnaos, einer laufenden Nase, aus der e Gloggesaal als Nasenschleim zur Lippe hinunterläuft. Die trägt der Schnuudeler im Gesicht. Ein Mann, dem ständig der Nasenschleim austritt. Nun kommt dieses schöne Wort nicht alleine daher. Auffallend ist, dass es sich meist eine zweite Bedeutung als Schimpfwort zugelegt hat. Die Schnuudelnaos ist auch ein Rotzjunge. Watt wölls dau Schnuudelnaos hei? Was willst du Rotzjunge hier? Auch der Schnuudeler besticht mit weiteren Bedeutungsvarianten. Er ist ein Meckerer. Watt dä Schnuudeler widder lao draon ze saon haott! Was der Meckerer wieder an allem zu nörgeln hat. Zusätzlich auch ein Rotzjunge. Watt wöll dä klaane Schnuudeler hei bei ons. Den kleinen Rotzjungen brauchen wir nicht. In Trier kennt man noch die Tätigkeit schnuudeln, meckern und maulen. Aanen, dä schnuudelt öss e Schnuudeler. Jemand, der meckert oder mault, ist ein Nörgeler, der an allem etwas auszusetzen hat. Dazu passt schnuudelisch. In Ableitung von Schnuudel bedeutet es zunächst schleimig. Dä schnuudelijen Kärel giet mer obb ett Gemied. Mit diesem schleimigen Typen möchte ich nichts zu tun haben. Schnuudelisch Aaijer daachen neist fir Uusderaaijer. Halbweich gekochte Eier taugen nicht als Ostereier. Datt schnösst widder wie ömmer, datt schnuudelisch Huun. Sie meckert wieder wie immer, die vorlaute Frau! Auch noch die Bedeutung „vorlaut“.
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