Frühling Trier, der Lenz ist da …

Trier · …, sagt der Kalender. Die Suche nach dem Frühling in der Trierer Fußgängerzone ist keine Erfolgsgeschichte, offenbart aber: Frühling ist Make-up, Frühling ist Fußpflege, Frühling ist gelb, pink und orange, und Frühling ist Antiallergikum.

 Die ersten Gäste wagen sich schon auf die Terrassen in der Neustraße. Auch wenn bislang mehr die Dekoration als das Wetter auf den Frühling hindeutet.

Die ersten Gäste wagen sich schon auf die Terrassen in der Neustraße. Auch wenn bislang mehr die Dekoration als das Wetter auf den Frühling hindeutet.

Foto: m

Der Winter wehte lange und kalt vom steinernen Durchgang der Porta Nigra bis zum Ende der Fußgängerzone an der Südallee. Doch nun, nun soll es Frühling sein, zeigt der hoffnungsvolle Blick auf den  Kalender.  Also raus, raus, Schneeglöckchen und Haselnuss blühen bereits. Frühling lässt sich auf verschiedene Arten bestimmen: astromisch, phänologisch und metereologisch (siehe Info).  TV-Reporter Nicolaj Meyer hat die Suche nach dem Frühling mit einem augenzwinkernden Blick in den Trierer Einzelhandel und die Gastronomie versucht, quasi „einzelhandrologisch“.

Im Eiscafé Christis wird zur Zeit mehr heißer Kaffee getrunken als Eis gegessen. Die im Sommer aus allen Nähten platzende Terrasse steht leer in der Sternstraße vorm Dom. „Der Mensch will sich jetzt lieber aufwärmen“, sagt Kellner Patrick Kraft. Einige Leckermäuler essen trotzdem ein paar vorsichtige Kugeln Eis drinnen im Café. Eine der Spezialitäten hier, der Glühwein, ist seit Januar aus dem Christi-Sortiment verbannt. Betrinken kann man sich hier erst wieder zur Weihnachtszeit. Das ist das Schlechteste aus zwei Welten: kein Alkohol und kein gutes Wetter. Bitte ein Irish Coffee!

Gesicht geht immer Im Salon kitzelt der blumige Frühling die Nase wie schweres Parfüm. Nadine Schneider von Thalgo Kosmetik spürt die Jahreszeit des Neuanfangs nahen: „Bald kommen wieder mehr Leute für die Füße“. Sie meint, dass bald wieder Sandalenzeit sei und deshalb mehr Kunden zur Fußpflege kämen.

Im Winter hingegen gingen besonders Rückenmassagen. Gesicht gehe immer. Letzteres ist doch beruhigend: Manche Dinge kommen anscheinend nie aus der Mode. Da  Schneider gerade mit einer Massage beschäftigt war, ist wohl noch „Rückenzeit“. Weiter geht die Suche nach dem Frühling bei „Stielvoll – Blumen und mehr“ in der Neustraße. Vielleicht entdecken wir dort ein paar Bienchen.

Gelb, Pink, Orange. Die Farben werden kräftiger und frischer, verrät eine der beiden blonden Verkäuferinnen – aber nicht erst seit dem kalendarischen Frühlingsbeginn,  dem 20. März. „Die Leute wollen sofort nach Weihnachten Frühling“, sagt die freundliche Blumenverkäuferin. Deshalb verbannen die ungeduldigen Trierer die Wintertristesse also mit knalligen Farben schon ab Januar aus den Wohnzimmern, glaubt man der Deko-Expertin. „You can’t always get what you want ...“ (du kannst nicht immer kriegen, was du willst) sangen schon die Rolling Stones – man denke an den Schnee vom Donnerstag, den hat wohl auch keiner gewollt. Und wie steht es um die Frühlingsgefühle? Kommen jetzt wieder Männer in Scharen, die für ihre Angebeteten ein Sträußchen kaufen? Nein, das sei eher der Valentinstag, sagt die Verkäuferin. Die andere interveniert: „Unsere Kunden denken das ganze Jahr an ihre Frauen!“ Allein der Gedanke macht wohl keinen Umsatz.

Dennoch sei der Frühling gut fürs Geschäft: „Alle sind etwas emotionaler, und es gibt mehr Spontankäufe.“ Männer denken also das ganze Jahr an ihre Frauen. Im Trierer Bodyshop erfährt man, dass die Frauen im Frühling auch mehr an ihr Äußeres denken. Sobald es wärmer wird, kaufen diese laut Bedienung Bettina Simmich mehr Make-up. Weil es noch so kalt sei, seien aber zurzeit noch die Raumdüfte ein Verkaufsschlager, erklärt Simmich.

Wenn die Nase läuft Auf andere Art – und im Freien – kitzeln bald die Pollen die Nase, deshalb stellen die Apotheken sich mit Antiallergenen auf den Frühling ein.

Eine Verkäuferin der Apotheke am Kornmarkt verrät, dass  die Grippe dieses Jahr länger ihr Unheil treibt als sonst. Der Frühling ersetzt bei den Pharmahändlern gewöhnlich nur das eine Geschäft durch das andere. Welche Nase beim Wettrennen von Grippe und Allergie wohl schneller läuft?

 „Das Geschäft läuft spärlich“, sagt Elke Lauer vom Blumengeschäft Lambert. Dass nun schon Frühling sei, merke sie nicht. Die neuen Primeln mit dem schönen Namen „Ballerinas“ strecken derweil sehnsüchtig ihre Köpfe den potenziellen Kunden auf der Fleischstraße entgegen.

Nicht mal die Blumen für die Gräber verkauften sich zurzeit wegen des Frosts. Und in diesem Blumengeschäft, wenigstens Frühlingsgefühle?

 Japanische Zierblüte blüht im Frühling.

Japanische Zierblüte blüht im Frühling.

Foto: Volksfreund/Nicolaj Meyer

Nein, Amor und Aphrodite mummeln sich wohl mit Raumdüften und einer Decke zu Hause ein: „Auch Liebesgeschenke sind wetterabhängig.“ Ganz anders als bei der Konkurrenz von Stielvoll scherzt Lauer: „Die Männer kommen eher, wenn sie was gutzumachen haben.“

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