Unter der Discokugel soll es richtig krachen - Vorbereitungen zu Design- und Kulturtagen laufen auf Hochtouren

Trier · Eine zusammenklappbare, vier Tonnen schwere Bar aus Holz und ein Sonnenschutz aus Textilbeton. Das sind nur zwei von zahlreichen Projekten der Design- und Kulturtage, die am Wochenende in Trier stattfinden. Dabei ist auch im wahrsten Sinne des Wortes "große" Kunst zu sehen.

Trier. Drahtseile halten eine riesige Kugel aus Aluminiumstäben zusammen. Das Kunstwerk nennt sich "Tensegrity" und liegt noch am Boden. Zur Eröffnungsfeier der Design- und Kulturtage soll es aber, hängend und beleuchtet, die Decke der Aula am Campus für Gestaltung schmücken. Fast wie eine überdimensionale Discokugel.
Grund zum Feiern gibt es genug. Der Campus für Gestaltung besteht in diesem Jahr seit zehn Jahren. Er gehört zur Hochschule Trier und beherbergt die Fachrichtungen Architektur, Edelstein und Schmuck, Innenarchitektur, Intermedia Design, Modedesign und Kommunikationsdesign. Dort befinden sich insgesamt 1000 kreative Köpfe, die zum zehnten Geburtstagdes Fachbereichs und im Rahmen der Design- und Kulturtage ihr Können unter Beweis und in der gesamten Stadt zur Schau stellen. Das ganze Wochenende hindurch wird es an verschiedenen Standorten innerhalb Triers Ausstellungen, Vorträge, Workshops und vieles mehr geben. Bei zahlreichen der Projekte handelt es sich um Seminar- und Abschlussarbeiten, an denen die Studierenden zusammen mit insgesamt 34 Professoren und 66 Assistenten im vergangenen Semester und teilweise auch darüber hinaus gearbeitet haben.
Um eine solche Masse an Arbeitsergebnissen entsprechend präsentieren zu können, kooperiert der Fachbereich Gestaltung mit der Stadt Trier. Schon 2014 haben Stadt und Hochschule einen Kooperationsvertrag geschlossen, der nun erste Früchte trägt. Paula Kolz von der Trier Tourismus und Marketing GmbH bestätigt die Bedeutung einer solchen Zusammenarbeit. "Es ist wichtig, dass solche Kooperationsverträge kein reines Papierwerk bleiben, sondern mit Leben gefüllt werden", sagt sie. Für die Fachbereichskoordinatorin Se-lâle Franger ist der Campus für Gestaltung "ein Kreativquartier, das hoffentlich in die Stadt hinausstrahlt". Um den Campus und sein Wirken im Stadtbild präsent zu machen, sind die Design- und Kulturtage ein gutes Werkzeug. "Dieses Wochenende soll zum einen einer breiten Masse unsere Arbeit näher bringen, zum anderen aber auch die Studierenden der verschiedenen Fachrichtungen miteinander vernetzen", erklärt Franger. Gerade wegen der Vielzahl an Fachrichtungen, die sich einbringen, habe die Veranstaltung nicht den Anspruch, dass jeder Besucher alles, was angeboten wird, einfach konsumieren kann. Vielmehr sei es wichtig, sich mit dem Programm auseinanderzusetzen und das kreative Potenzial zu spüren. Davon gibt es reichlich.
Für Freitag liegt der Veranstaltungsschwerpunkt mit dem Schülertag beim Nachwuchs. Am Samstag werden sich die meisten Aktionen am Campus Gestaltung abspielen, während Sonntag der Großteil der Projekte sich in den innerstädtischen Raum, zum Beispiel an die Porta Nigra oder das Karl Marx Haus verlagert.
Der Dekan des Fachbereichs, Matthias Sievke, blickt den Design- und Kulturtagen mit Freude entgegen. "Das zehnjährige Jubiläum unseres Fachbereichs ist definitiv ein Grund, es richtig krachen zu lassen. Und die Stadt feiert gerne mit uns." Hoffentlich auch mit überdimensionaler Discokugel.Extra

Die Porta als Projektionsfläche für ein Computerspiel und Tatort-Star Sibel Kekilli im Interview: Das und noch viel mehr bieten die Design- und Kulturtage. Der TV stellt einige der Programmhighlights vor. Schülertag: Die Fachrichtungen Architektur, Edelstein und Schmuck, Innenarchitektur, Intermedia Design, Kommunikationsdesign und Mode stellen ihre Studieninhalte vor. Mit Workshops, Führungen und Vorträgen bieten sie Schülern einen Überblick über die Möglichkeiten, die der Fachbereich Gestaltung bietet. Wann und wo: Am 23. Oktober ab 9 Uhr am Campus für Gestaltung, Paulusplatz 1. Interview mit Sibel Kekilli: Hermann Vaske, Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier, trifft in einem Kreativinterview auf Sibel Kekilli. Kekilli ist dem Publikum vor allem wegen ihrer Rollen als Shae in der der HBO-Serie "Game of Thrones" sowie als Sarah Brandt im Kieler Tatort bekannt. Wann und wo: Am 23. Oktober von 20.30 Uhr bis 21 Uhr. Anmeldung per Mail an ges.dekanat@hochschule-trier.deGebäudeprojektion: Studierende der Fachrichtung Intermedia Design projizieren ein Computerspiel auf die Porta Nigra und laden die Besucher ein, daran mitzuwirken. Wann und wo: Am 23. Oktober von 21 bis 23 Uhr und am 24. und 25. Oktober von 20 bis 22 Uhr an der Porta Nigra. Ausstellung: Der Campus für Gestaltung wird zu einer einzigen großen Ausstellung. Überall auf dem Gelände wird es verschiedene Werkschauen geben, unter anderem Portrait-Illustrationen der Fachrichtung Modedesign oder eine Möbelausstellung der Fachrichtung Innenarchitektur. Wann und wo: 24. Oktober ab 10 Uhr, Paulusplatz 1. Museum: Das Stadtmuseum Simeonstift bietet mit Sound-Kollagen, Tastmodellen und Reliefplänen ein barrierefreies Kunsterlebnis für blinde und sehgeschädigte Besucher. Dazu hat das Museum mit Studierenden der Fachrichtung Intermedia Design kooperiert. Wann und wo: Am 24. und 25. Oktober um 14 und 16 Uhr im Stadtmuseum Simeonstift am Porta Nigra-Platz. Es gilt der reguläre Eintrittspreis. Designkaufhaus: Im Pop-Up Designhaus von Studierenden des Fachbereichs Gestaltung werden handgefertigte Unikate wie Taschen, Postkarten und Poster verkauft. Wann und wo: Am 24. und 25. Oktober jeweils von 11 bis 18 Uhr in der Skatehalle, Aachener Straße 65. Modenschau: Die Fachrichtungen Modedesign, Kommunikationsdesign, Intermedia Design, Architektur und Innenarchitektur stellen unter dem Leitthema "Wild" eine Modenschau auf die Beine. Dort werden die Abschlussarbeiten der Studierenden des Bereichs Modedesign präsentiert und der Modepreis der Stadt Trier verliehen. Wann und wo: Am 24. Oktober um 19.30 Uhr in der Messehalle Trier. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich. kha Das komplette Programm unter www.designundkultur-trier.deExtra

... Norbert Kuhn, Präsident der Hochschule Trier Drei Tage lang bietet die Hochschule gemeinsam mit der Stadt Trier ein riesiges Programm: Wie kriegen die Studenten und das Lehrpersonal das eigentlich nebenher gestemmt? Norbert Kuhn: Diese Veranstaltung ist nur durch ein überdurchschnittliches Engagement der Studierenden, Professoren und Dozenten möglich geworden. Viele Projekte sind im Rahmen von Semesterarbeiten im Sommersemester 2015 entstanden. Die jungen Studierenden sind hochmotiviert und sprudeln nur so vor Ideen. Die Hochschule ist ja rein zahlenmäßig nur etwa halb so groß wie die Universität in Trier, zeigt mit diesen Design- und Kulturtagen aber eine enorme Präsenz in der Stadt. Welche Idee steckt dahinter? Kuhn: Im Gegensatz zu Schneidershof und Universität liegen die Standorte Paulusplatz und Irminenfreihof mit den dort ansässigen kreativen Studienrichtungen Intermedia Design, Innenarchitektur, Mode- und Kommunikationsdesign direkt in der Stadt. Da liegt es nahe, gemeinsame Synergien von Hochschule und Stadt zu nutzen. Mit dem geplanten Zuzug der Fachrichtung Architektur in das Gebäude am Irminenfreihof 10 wird sich der zukünftige Campus für Gestaltung mit dann über 1000 Studierenden zu einer starken Einheit arrondieren. Dürfen wir uns auch schon auf die Design- und Kulturtage 2016 freuen - soll die Veranstaltung in dieser Größenordnung verstetigt werden? Norbert Kuhn: Die Veranstaltung "Design- und Kulturtage Trier" ist auch für die Zukunft geplant. Zunächst einmal konzentrieren wir uns auf das Gelingen der diesjährigen Veranstaltung. Danach setzen wir uns zusammen und überlegen weiter. micExtra

... Thomas Egger, Kulturdezernent Trier Können Sie sich eine Stadt Trier ohne Hochschule und ohne Universität überhaupt vorstellen? Thomas Egger: Seit der ersten Universitätsgründung im Jahre 1473 lebt unsere Stadt vom Nebeneinander großer Geschichte und zukunftsweisender Forschung und Lehre. Ohne die vielen Studierenden und das Leben, das sie in die Stadt bringen, wäre Trier für mich nicht vorstellbar. Wenn über die Wirtschaftskraft einer Kommune gesprochen wird, ist geht es meistens um Industrie, Handel- und Gewerbe und Dienstleistungsbereich, selten ist von der Kultur- und Kreativwirtschaft die Rede. Warum ist diese trotzdem bedeutend für eine Stadt wie Trier? Egger: In Industrie und Handel haben wir größere Erfahrung darin, die davon ausgehenden Wirkungen auf einen Blick in Umsatz, Kosten und Gewinn darzustellen. In der Kultur- und Kreativszene ist dies zum Teil deutlich schwieriger. Doch auch hier werden Arbeitsplätze geschaffen, Zukunftsperspektiven aufgetan, Gewinne erzielt. Eine gute Vernetzung der Kreativschaffenden untereinander und mit dem Handwerk, der Industrie und dem Dienstleistungssektor verstärkt diese Effekte und sorgt für eine Win-Win-Situation. Die Hochschule macht der Stadt Trier ja mit den Design- und Kulturtagen sozusagen ein Geschenk. Was kann die Stadt tun, um die Bedingungen für die Hochschule zu verbessern? Egger: Die Design- und Kulturtage sind ein Geschenk, dass sich die Hochschule Trier und die Stadt als Kooperationspartner gemeinsam machen. Sie sollen das künstlerische und kreative Potential Triers nach außen tragen und vielen Menschen aus Stadt und Region sichtbar vor Augen führen. mic

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