Soziales Exhausverein meldet Insolvenz an: Gehälter sind sicher, Veranstaltungen finden statt

Trier · Seit mehr als 40 Jahren kümmert sich der Trierer Verein Exzellenzhaus um Kultur, Kinder und Jugendliche. Nun geht es um die Existenz. Der Verein hat Insolvenz beantragt. Die Gehälter der Mitarbeiter sind gesichert, alle Veranstaltungen finden statt.

 Party ohne Ende – dafür ist das Exhaus bekannt und beliebt. Unser Foto stammt vom Summerblast-Festival 2016.

Party ohne Ende – dafür ist das Exhaus bekannt und beliebt. Unser Foto stammt vom Summerblast-Festival 2016.

Foto: g_kultur <g_kultur@volksfreund.de>

Es ist mit Sicherheit ein Schock für viele lokale und regionale Musiker, Fans und auch Familien: Das Jugendzentrum Exhaus meldet Insolvenz an. Doch das ist nicht das Ende für die beliebte Einrichtung. „Alle unsere Veranstaltungen und pädagogischen Bereiche laufen weiter“, sagt Thomas Endres, langjähriger Mitarbeiter im Exhaus, ehemaliger Betreuer des Fanprojekts Trier und seit 1. Februar hauptamtlicher Vorsitzender des Betreibervereins Exzellenzhaus. „Es fallen keine Konzerte aus, und auch Eltern müssen sich nicht sorgen, dass ihre Kinder nicht mehr im Exhaus betreut werden. Für die nun anstehenden Aufgaben sind wir gut aufgestellt.“ Insgesamt beschäftigt der Verein 50 Mitarbeiter, davon 60 Prozent auf geringfügiger Basis.

Der Verein, der das städtische Gebäude über einen Nutzervertrag selbstständig betreibt, kämpft seit Jahren ums Überleben. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude, das nach einer Phase des Verfalls in den 1950ern und 1960ern neu belebt wurde (siehe Info), erfüllt die aktuellen Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen nicht. Im Frühsommer 2015 reduzierte die Stadt Trier als Besitzerin deshalb die maximal erlaubten Besucherzahlen im Keller und im Balkensaal.

Die Folgen waren drastisch. Das Exhaus funktioniert über eine Mischfinanzierung. Die Hälfte der Betriebskosten trägt die Stadt. Dem Verein, der seine Hälfte der Betriebskosten über Veranstaltungen, Partys und Projekte selbst erwirtschaftet, brachen die Einnahmen weg. Traditionsveranstaltungen wie Bunker bebt mussten verändert oder verlegt werden.

Der Verein könne die deutlichen Einnahmeausfälle nicht mehr ausgleichen, sagt Endres. „Aufgrund dessen ist es zu Liquiditätsengpässen gekommen.“ Die Geschäftsführung habe einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, dem habe das Amtsgericht Trier am Donnerstag entsprochen.

Durch die Insolvenz in Eigenverwaltung hat der Gesetzgeber Unternehmen und Vereinen vor einigen Jahren die Chance eröffnet, sich in wirtschaftlich schwierigen Situationen wieder neu aufstellen zu können. Die Leitungsebene des Exzellenzhaus e. V. bleibt im Amt und kann die Sanierung selbstständig durchführen. Dabei wird der Verein von der Rechtsanwältin Christine Frosch und dem vom Gericht eingesetzten vorläufigen Sachwalter, Rechtsanwalt Thomas Schmidt, begleitet. Schmidt ist am Freitag laut Mitteilung seiner Kanzlei für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der Betrieb des Exhauses läuft unverändert weiter, die Gehälter aller Mitarbeiter sind drei Monate lang über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Eine gute Nachricht – nicht nur für die Bands, die im Exhaus proben und spielen. Das Angebot des Vereins reicht weit darüber hinaus Seit 1989 befindet sich im Südflügel des Exhauses der Kinderhort, der ein fester Bestandteil der Schulkindbetreuung in Trier Nord ist. Dazu kommen Angebote wie das Fanprojekt Trier für junge Fußballfans und viele Projekte der Jugend- und Sozialarbeit.

Ein tragisches Detail: Die Insolvenz kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Rettung in Sicht ist. Denn der Zeitplan der Sanierung steht. Ab Februar 2019 soll der Betrieb wieder ohne Einschränkungen laufen – mit maximal 300 Besuchern im Balkensaal, 400 im Exil und 200 im Bootshaus. Rechnet man den Innenhof dazu, kann das Zentrum ab 2019 maximal 2200 Besucher aufnehmen.

„Trotz der Aussicht auf Besserung geraten wir durch den Umbau kurzfristig finanziell weiter unter Druck, so dass die Vereinsführung sich zu diesem Schritt gezwungen sah“, erläutert Endres. „Auch wenn nun stürmische Zeiten auf uns zukommen, werden wir diese nutzen, um uns neu auszurichten.“

„Die Angebote des Exzellenhaus e. V. und seiner Mitarbeitenden sind unverzichtbarer Bestandteil nicht nur in Trier-Nord, sondern in der gesamten Stadt Trier und in der angrenzenden Region“, sagt Stadt-Sprecher Michael Schmitz. Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Elvira Garbes sagt ihre Unterstützung zu. „Der Vereinsvorstand kann auf die unterstützende Begleitung durch das städtische Jugendamt und die Stadtverwaltung zählen. Die Stadt Trier stellt die Weichen für den Verein auf Zukunft.“

Info

Das Exhaus:

Zahlen, Daten, Fakten

Das Exzellenzhaus gehörte im 18. Jahrhundert zum Kloster St. Marien. Dessen Front stand in Richtung zur Mosel, das Exhaus diente als Wirtschaftsgebäude. Die einmarschierenden Franzosen enteigneten das Kloster 1789 und nahmen das Haus in Besitz. 1815 übernahm das preußische Heer die Regie. Aus dieser Epoche stammt auch der Name des Gebäudes, denn hohe Militärs hatten Anspruch auf die Anrede Ihre Exzellenz.

Nach dem Ersten Weltkrieg verließ das Militär das Exzellenzhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg benutzten die Franzosen das Gebäude als Lagerraum. In den 50ern und 60ern nutzte überhaupt niemand mehr das immer weiter verfallende Haus – bis sich im März 1972 der Exzellenzhaus e. V. gründete und daraus iein erfolgreiches und beliebtes Jugendkulturzentrum machte.

Der Verein Exzellenzhaus setzt sich als eines der letzten freien und selbstverwalteten Jugendzentren für die Schaffung von Kinder- und Jugendhilfsangeboten für Menschen aller sozialen Schichten ein. Aktuell verfügt der Verein über einen Kinderhort mit 45 Plätzen, einen offenen Jugendtreff und einen Medienbereich im Exhaus. Darüber hinaus ist das Exhaus Träger des lokalen Fanprojekts und organisiert Streetwork für Jugendliche und junge Erwachsene in Trier. Im Stadtteil Ehrang betreibt er den Jugendclub Blue und in Trier-Nord einen Umsonstladen.

Überregional ist das Exhaus heute vor allem durch die Konzerte bekannt. Bei voll nutzbaren Besucherkapazitäten zählt das Exzellenzhaus jährlich bis zu 100 000 Besucher. Der Kulturbereich organisiert zudem den so genannten Bunker (Ludger-Kern Haus), in dem 30 bis 40 lokale Bands proben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort