"Verrückte gibt es wohl überall"

Trier · Der Einschlag eines Projektils in einer Trierer Wohnung an Silvester gibt der Polizei weiter Rätsel auf. Der Fall weckt im Stadtteil Trier-Süd Erinnerungen an Schüsse auf eine Kindertagesstätte im Oktober.

 Die Hohenzollernstraße in Trier-Süd verbindet die Saarstraße mit dem Moselufer.

Die Hohenzollernstraße in Trier-Süd verbindet die Saarstraße mit dem Moselufer.

Foto: Miguel Castro

Trier. Es klingt wie die Handlung in einem Krimi: Ein Ehepaar steht am ersten Morgen im neuen Jahr auf, geht in die Küche - und entdeckt ein Einschussloch in seiner Balkontür. Doch diese Szene stammt nicht aus einem Film, sondern ist für zwei Menschen im Stadtteil Trier-Süd zur Realität geworden. Ein Unbekannter hatte in der Silvesternacht mit einer Waffe - nach ersten Ermittlungen der Polizei wahrscheinlich ein Kleinkalibergewehr - einen Schuss in Richtung der Wohnung im ersten Stock in der Hohenzollernstraße abgefeuert. Das Projektil durchdrang die Glasscheibe zur Küche in Kopfhöhe und schlug in einen Schrank ein. Die Tatzeit liegt zwischen 0 und 0.30 Uhr, denn nur dann war die Balkontür teilweise geöffnet, so dass ein bestimmter Einschusswinkel entstand.
So wie das Ehepaar scheint niemand in der Nähe des Hauses den nächtlichen Schuss bemerkt zu haben. Erst ein Polizeiwagen, der am nächsten Morgen vor dem Haus stand, brachte die Nachbarn auf die Idee, dass etwas passiert sein muss. "Ich dachte erst, die Polizei hätte vielleicht einen Fahrraddieb auf frischer Tat ertappt. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen", erzählt eine Anwohnerin. Aus der Berichterstattung im TV erfuhr die Frau, was tatsächlich der Grund für den Besuch der Beamten war.
Das Projektil im Küchenschrank des Mehrfamilienhauses weckt in Trier-Süd Erinnerungen an Schüsse, die im Oktober auf eine Kindertagesstätte und ein Wohnhaus ein paar Straßen weiter abgefeuert wurden. Ein Schütze hatte nachts vermutlich mit einem Luftgewehr auf Fenster des Büros in der Kita Spatzennest und Schlafräume der Kinder geschossen. Einige Projektile durchschlugen die Glasscheiben. Am Wohnhaus in der benachbarten Medardstraße wurde damals ebenfalls ein Fenster beschädigt. Der Täter ist bis heute unbekannt.
"Es ist schrecklich, dass so etwas passiert ist", sagt Ortsvorsteherin Jutta Föhr nach dem erneuten Schuss im Trierer Süden. Die Polizei schließt einen Zusammenhang der beiden Fälle nicht aus, auch wenn der Schuss diesmal vermutlich aus einer Kleinkaliberwaffe stammt (siehe Extra). Die Beamten setzten die Ermittlungen in der Hohenzollernstraße gestern fort und intensivierten die Spurensuche im und um das Wohnhaus. Eine heiße Spur zum Täter fehlt bisher.
Die Anwohner in Trier-Süd lässt der Vorfall mit einem mulmigen Gefühl zurück. Die Nachbarin, deren Familie seit Jahrzehnten in der Straße wohnt, sagt: "Wir haben immer gedacht, hier ist es ruhig. Aber Verrückte gibt es wohl überall."

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