Verwandlungsspiel hinter Masken

Trier · Mehr als 800 Besucher bei Oper, Theater, Lesung und Ausstellung, ein seltener Publikumsmix aus Schülern und Erwachsenen, dazu reichlich Applaus: So lautet das Fazit des "Ovid-Festes" in der Tufa, mit dem das Humboldt-Gymnasium ein internationales Comenius-Projekt in der Trierer Tuchfabrik abschloss.

 Ovids Sagenwelt, eindrucksvoll umgesetzt in Bilder und Musik: Nico Wouterse (rechts) singt zum Maskenspiel der HGT-Schüler. TV-Foto: Hans Krämer

Ovids Sagenwelt, eindrucksvoll umgesetzt in Bilder und Musik: Nico Wouterse (rechts) singt zum Maskenspiel der HGT-Schüler. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Das Meisterwerk "Metamorphosen" (Verwandlungen) des römischen Dichters Ovid stand im Mittelpunkt des Projektes, an dem sich Schulen aus ganz Europa beteiligten. In Trier gab es am Wochenende einen großen Abschluss, mit Vorträgen, einer Ausstellung, Theaterstücken, der Lesung des Autors Christoph Ransmayr und schließlich dem kreativen Höhepunkt: einer Aufführung der Händel-Oper "Acis und Galatea", gemeinsam von HGT-Schülern und Trierer Theater-Profis auf die Beine gestellt.
Wer Händels selten gespieltes musikalisches Kleinod in diesem Jahr sehen will, muss schon zu den Salzburger Festspielen fahren - oder aber in die Tufa. "Acis und Galatea" gehört zu den Sagenstoffen, die Ovid in seinen "Metamorphosen" verarbeitet hat. Erzählt wird die Geschichte der Nymphe Galatea, die den Jüngling Acis liebt und darob ihren monströsen Verehrer Polyphem abweist, der nun wiederum dem Jüngling einen Felsbrocken an den Kopf wirft, worauf selbiger verscheidet und nur in Gestalt jenes Flusses erhalten bleibt, in den die traurige Galatea sein fließendes Blut verwandelt.
Birgit Auernheimers halbszenische Einrichtung greift den Ursprung der Oper auf, die Händel als Maskenspiel für den Hof eines englischen Landadligen schrieb. Schüler spielen in prächtigen Masken die Handlung teilweise nach, oder sie schaffen in Kombination mit bildstarken Video-Projektionen eine geheimnisvoll-spannende Atmosphäre.
Musikalisch bietet die Produktion eine exzellente Besetzung auf. Der ausgesprochen geschmackvolle kleine Barock-Chor (Tanja Rolinger, Vera Ilieva, Andrea Azzurini, Sergeij Snegirev, Carsten Emmerich) begeistert durch präzise Gesangs-Kultur, Nico Wouterse gibt lustvoll den grimmigen Bösewicht Polyphem, Evelyn Czesla leiht der traurigen Galatea ihre Phrasierungs-Kunst. Nur mit dem etwas gequetscht klingenden Acis von David Schroeder mag man nicht so richtig warm werden.
Kapellmeister Valtteri Rauhalammi leitet vom Cembalo aus das zehnköpfige Orchester, das sich in der barocken Musikwelt offensichtlich wohlfühlt und Händels dankbare Vorlage mit flottem Spiel und kräftigem Anpack in Klang verwandelt. Und auch da zeigt die Zusammenarbeit Schule-Theater Wirkung: Es spielen nicht nur Profis, sondern souverän und gleichberechtigt auch die HGT-Schüler Jonas Wege (Geige) und Lina Alirezania (Flöte) - letztere mit herausragend gelösten Solo-Aufgaben.
Am Ende anhaltender Jubel - der wohl nicht nur der Aufführung galt, sondern auch einem höchst gelungenen Wochenende.

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