Verwüstung in Landscheider Hotel: Gericht verurteilt Jugendliche

Wittlich/Landscheid · Von Verwarnung bis Haftstrafe: Sechs Jugendliche und Heranwachsende sind gestern vom Jugendschöffengericht am Amtsgericht Wittlich verurteilt worden. Sie sollen laut Anklage ein Hotel in Landscheid verwüstet haben, weil sie so verhindern wollten, dass es als Unterkunft für Asylsuchende genutzt wird.

Wittlich/Landscheid. Im Prozess wegen der Verwüstung eines Hotels in Landscheid, das als Flüchtlingsunterkunft infrage gekommen war, ist gestern ein Urteil gefallen. Das Gericht befand alle sechs Jugendlichen für schuldig. Das Strafmaß reichte von einer Verwarnung bis zur Haftstrafe. Angeklagt waren die sechs Jugendlichen und Heranwachsenden, weil sie im Oktober 2015 mehrfach in das leer stehende Hotel eingebrochen sein sollen und bis zu 50 Zimmer des Hauses zerstört haben sollen.

Die Aussagen zweier Zeugen: Der Besitzer des verwüsteten Gebäudes schien seinen Humor nicht verloren zu haben: "Wenn sie auch im Berufsleben so tüchtig sind, mache ich mir keine Sorgen." Mit diesen Worten kommentierte er das Ausmaß der Zerstörung, das die sechs Angeklagten in seinem Hotel hinterlassen haben. Nach seiner Aussage beläuft sich der Schaden auf "an die 100 000 Euro". Vier Tage vor der Tat habe er sich mit Vertretern der Verbandsgemeindeverwaltung das Gebäude angesehen, um zu prüfen, ob es als Unterkunft für Asylsuchende infrage komme. Das bestätigte ein Mitarbeiter der Verwaltung gestern vor Gericht.
Der Besitzer des Hotels, das über 110 Betten verfügte, rechnete mit 8000 bis 10 000 Euro Mieteinnahmen für den Fall der Nutzung durch Asylsuchende. Zuvor hätte jedoch die Heizung instand gesetzt und einige Schönheitsreparaturen vorgenommen werden müssen.

Die Plädoyers: Staatsanwalt Arnold Schomer ging vor allem mit drei der sechs Angeklagten hart ins Gericht, darunter der Jüngste der Gruppe. Er war bei der Tat 15 Jahre alt und ist bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten. Bei zweien dieser drei Angeklagten sah Schomer keine Chance auf eine Bewährungsstrafe. "Sie sind eine tickende Zeitbombe", sagte er in Richtung eines Angeklagten. Für den Älteren des Duos forderte er eine Jugendstrafe von einem Jahr, für den Jüngeren von neun Monaten.
Für den Dritten des Trios plädierte er auf eine achtmonatige Jugendstrafe, die, "eventuell über ein Jahr", zur Vorbewährung ausgesetzt werden könne.
Für zwei andere Angeklagte plädierte der Ankläger auf eine jeweils eineinhalbjährige Bewährungsstrafe nach Jugendstrafrecht mit der Auflage von je 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
Für das einzige Mädchen in der Runde, laut Schomer "der geistige Brandstifter der Tat", weil es einen Teil der Gruppe über die Möglichkeit einer Flüchtlingsunterkunft in dem Hotel informierte, forderte der Staatsanwalt zwei Wochen Jugendarrest.
Die Anwälte der sechs Angeklagten forderte allgemein niedrigere Strafen als der Staatsanwalt.

Das letzte Wort vor der Urteilsverkündung gehörte den Angeklagten. Alle Sechs entschuldigten sich für die Tat vor allem beim Besitzer des Hotels, der die Entschuldigung annahm. Sie alle hatten zuvor die Tat eingeräumt, ließen aber ihre Motivation dafür offen.

Das Urteil: Das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richter Josef Thul befand alle sechs Angeklagten für schuldig. Ein 16- und ein 17-Jähriger wurden zu jeweils einjährigen Jugendstrafen ohne Bewährung verurteilt, drei weitere zu jeweils zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung, jeweils mit der Auflage, bis zu 200 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Zwei von ihnen müssen sich zudem einer Drogentherapie unterziehen. Das einzige Mädchen der Gruppe, das nach Rücksprache mit ihrem Anwalt bereits im Gerichtssaal das Urteil annahm, bekam eine Verwarnungsstrafe mit der Auflage, 150 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Richter Thul attestierte einem der Verurteilten eine "massiv zum Ausdruck gebrachte rechte Gesinnung" und sprach in der fast einstündigen Urteilsbegründung zudem von einem "Akt von höchster Feindseligkeit. Dahinter stand eine krude Abneigung gegen Ausländer".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort