Vier Andenken, ein Traumhaus und Glücksbegegnungen

Dockendorf/Enzen/Fischbach · In zwölf Etappen reisen zwölf Volksfreund-Reporter von A wie Aach bis nach Z wie Zewen - einmal quer durch die Region Trier. Ihr Ziel ist es nicht nur, die eigensinnige Schönheit von Eifel, Mosel und Hunsrück zu ergründen und etwas Typisches zu essen. Sie machen sich auch auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Teil 2 einer ungewöhnlichen Sommerreise.

 Sommerreise Teil 2: Nach sieben Stunden habe ich ihn endlich gefunden: Meinen Lieblingsplatz. Die Landschaft ist beeindruckend, ab und zu ist ein Segelflieger zu sehen. Ein Ort der Freiheit.

Sommerreise Teil 2: Nach sieben Stunden habe ich ihn endlich gefunden: Meinen Lieblingsplatz. Die Landschaft ist beeindruckend, ab und zu ist ein Segelflieger zu sehen. Ein Ort der Freiheit.

Foto: Sarah Schmidt
 Sommerreise Teil 2: Mein Traumhaus mitten in Peffingen. Der kanadische Baustil hat im Handumdrehen mein Herz erobert.

Sommerreise Teil 2: Mein Traumhaus mitten in Peffingen. Der kanadische Baustil hat im Handumdrehen mein Herz erobert.

Foto: Sarah Schmidt
 Sommerreise Teil 2: Sarah Schmidt

Sommerreise Teil 2: Sarah Schmidt

Foto: Sarah Schmidt
 Sommerreise Teil 2: Bauernhofbesitzerin Johanna Heyen hat Esel im „Vorgarten“. Sie wohnt in Sinspelt, einem Ort zum Verweilen.

Sommerreise Teil 2: Bauernhofbesitzerin Johanna Heyen hat Esel im „Vorgarten“. Sie wohnt in Sinspelt, einem Ort zum Verweilen.

Foto: Sarah Schmidt
 Sommerreise Teil 2: Außergewöhnlich und einzigartig: Ein Treppengiebelhaus aus dem Barock in Dockendorf.

Sommerreise Teil 2: Außergewöhnlich und einzigartig: Ein Treppengiebelhaus aus dem Barock in Dockendorf.

Foto: Sarah Schmidt
 TV-Grafik: Birgit Keiser

TV-Grafik: Birgit Keiser

Foto: Birgit Keiser
 Sommerreise Teil 2: Hier gab es endlich was zu essen und zu trinken: Das Bauernhofcafé Heyenhof in Sinspelt hat mir extra die Türen geöffnet. TV-Fotos (6): Sarah Schmidt

Sommerreise Teil 2: Hier gab es endlich was zu essen und zu trinken: Das Bauernhofcafé Heyenhof in Sinspelt hat mir extra die Türen geöffnet. TV-Fotos (6): Sarah Schmidt

Foto: Sarah Schmidt

Dockendorf/Enzen/Fischbach. Eins ist sicher: Ohne Navigationssystem wäre ich verloren. Als gebürtige Saarländerin ist jedes Feld, jedes Ortsschild und jedes Gebäude neu für mich.
Ich stelle keine Erwartungen an die Reise, lasse alles auf mich zukommen, lege meine Blues-Brothers-CD ein, schlürfe meinen Kaffee und fahre bei strahlendem Sonnenschein und "Gimme some lovin" in die unbekannte Gegend. Schon jetzt scheinen die Rahmenbedingungen für die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stimmen. Die Weiterfahrt bestätigt diesen Gedanken: Kühe, Felder, Gras, Strohballen stehen für Ruhe und einen stressfreien, idyllischen Tag. Ich fahre ganz entspannt, nervöse Autofahrer überholen mich und ich denke an Entschleunigung. Um 11.45 Uhr komme ich in Dockendorf an. Apfelbäumchen reihen sich am Wegesrand, Bauernhäuser aus dem 18. Jahrhundert schmücken das Dorf und eine kleine Kapelle steht im Zentrum. Jetzt erstmal einen Spaziergang. In einer Dreiviertelstunde begegnet mir niemand. Die ersten Wolken ziehen auf, und es geht weiter zum nächsten Örtchen, um mit Menschen über den Sinn des Lebens zu sprechen.

Mit jemanden über den Sinn des Lebens reden: Nach drei Jahren Philosophie-Studium, finde ich, eine besonders spannende Frage! Deswegen hab ich auch gleich mit drei Eiflern über den Sinn des Lebens gesprochen. Ralf und Freyar Schönborn, ein Ehepaar aus Peffingen, finden die Frage außergewöhnlich. "Ich habe noch nie darüber nachgedacht", sagt Frau Schönborn. "Man sollte auf jeden Fall jeden Tag des Lebens auskosten." Ein Anlass für sie, sich demnächst mal mehr Gedanken darüber zu machen. Für Rolf Schönborn denken die meisten Menschen zu viel an ihre Zukunft und leben nicht im Hier und Jetzt. Johanna Heyen, Bauernhofbesitzerin aus Sinspelt, sagt: "Teile dein Glück und du veränderst die Welt" oder "Glück ist das einzige Gut, das sich verdoppelt, wenn man es teilt."

Einen Lieblingsplatz finden: Es ist schwer an einem neuen Ort, an einem Tag, einen wirklichen Lieblingsplatz zu finden. Ich komme in Fischbach an, der letzte Platz, die letzte Chance. Ich schaue mich um und suche vergeblich nach einem Plätzchen, das mir gefällt. Schade, denke ich und steige wieder in mein Auto. Mission fehlgeschlagen. Etwas enttäuscht gebe ich "Trier" in mein Navigationssystem ein. Eine Stunde Heimfahrt, eine Stunde Zeit die Reise zu reflektieren. Nächster Ort: Utscheid. Langsam fahre ich den Berg hoch. Mittlerweile gefallen mir die kleinen Serpentinenfahrten. Und plötzlich ist er da: mein Lieblingsplatz. Mitten auf dem Berg, Segelflieger steigen in die Höhe, ein Blick in die Freiheit. Ich schieße ein paar Fotos. Mission erfüllt.

Eine Sehenswürdigkeit bestaunen: Bewusst habe ich mich nicht näher über meine Route erkundigt, und auch keine Liste mit Sehenswürdigkeiten ausgedruckt. Es war ein kurzer Augenblick, auf einer ganz gewöhnlichen Straße, mit ganz gewöhnlichen Häusern und ich war mir sicher: Hier muss ich noch einmal umdrehen. Mitten in Peffingen steht es: mein Traumhaus. Für mich die Sehenswürdigkeit auf meiner Route. Gebaut aus Fichte- und Tannenholz. Und ich frage mich: Stehe ich gerade mitten in Kanada oder in Peffingen? Die Besitzer, Ralf und Freyar Schönborn haben zwar bisher wenig über den Sinn des Lebens philosophiert, aber ihren Lebenstraum erfüllt und ihr Traumhaus gebaut.

Etwas essen und trinken: Montag ist kein guter Tag, um auf dem Land essen zu gehen. Montag ist Ruhetag und fühlt sich an wie ein Feiertag. Alles ist geschlossen, doch in Sinspelt öffnet mir jemand die Tür: Johanna Heyen, die gerne ihr Glück teilt, begrüßt mich freundlich: "Hallo, eigentlich haben wir montags geschlossen, aber ich bin hier, also gibt es auch etwas zu essen und zu trinken." Seit 1971 hat sie den 500 Jahre alten Bauernhof übernommen, seit 2004 gibt es das Café, zum Glück! Denn hier gibt es sogar mein Lieblingsessen: Käse. Und als ob das noch nicht genug wäre: in der Region gerösteter Kaffee. Eine anderthalbe Stunde sitze ich mit Frau Heyen zusammen, teilen unser Glück und vergessen die Zeit.

Ein Andenken mitbringen: Während man im Urlaub oft das Problem hat etwas Regionaltypisches, Individuelles zu finden, habe ich hier gleich mehrere Schätzchen entdeckt: Ein Glas selbst gemachte Marmelade, zwei Gläser Honig und eine Packung frische Kaffeebohnen. Dabei hat der Honig eine besondere Geschichte. In Mettendorf erzählt mir eine Anwohnerin über den Imker Manfred Kemp, der in seinem Garten Honig herstellt. Voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg zu dem besagten Haus und obwohl ich Herrn Kemp bei seinem Mittagsschläfchen störe, zeigt er mir seine kleine Honigproduktion. Ein weiterer Glücksmoment: Er zapft mir ein frisches Gläschen Honig ab und am Ende der Führung gibt es sogar noch eins dazu. Doch mir fällt auf: Das schönste Glück sind nicht die Andenken, die wir mitnehmen, sondern die Erinnerungen, die damit verbunden werden.

Ausblick: Die nächste Etappe führt von Fischbach über Gemünd nach Jucken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort