Radsport Volle Kraft voraus: Die Tour kommt!

Trier · Die Region Trier kann Großereignisse im Profisport souverän präsentieren, das hat sie mit der Rallye-WM jahrelang bewiesen. Ende August rollt die Deutschland-Tour, und alle sind bereit.

 Pascal Ackermann aus dem pfälzischen Kandel ist der amtierende deutsche Straßenradmeister, das Foto zeigt den Moment seines Sieges im hessischen Einhausen Anfang Juli. Ackermann ist bei der Deutschland-Tour dabei.

Pascal Ackermann aus dem pfälzischen Kandel ist der amtierende deutsche Straßenradmeister, das Foto zeigt den Moment seines Sieges im hessischen Einhausen Anfang Juli. Ackermann ist bei der Deutschland-Tour dabei.

Foto: imago/Mario Stiehl/Mario Stiehl

Zehn Jahre lang hatte die Deutschland-Tour Pause. Der Popularitätseinbruch der Tour de France hatte damals Auswirkungen auf den gesamten Radsport. Als weder ARD noch ZDF eine Übertragung garantieren wollten oder konnten, fand die Deutschland-Tour 2008 ein letztes Mal statt und wurde dann eingestellt. Jetzt startet sie neu und rollt vom 23. bis zum 26. August in vier Etappen durch Koblenz, Bonn, Trier, Merzig, Lorsch und Stuttgart. Damit führen die Etappen zwei und drei mitten durch die Region und die Stadt Trier. Ein Überblick.

Es ist das mutmaßlich größte Sport-Event des Jahres in Trier und der gesamten Region: Die Deutschland-Tour kommt, ein mit zahlreichen Weltklassefahrern besetztes Vier-Tage-Radrennen. Am 24. und 25. August stehen Etappen in der Eifel, an der Mosel, im Hochwald und ein Rundkurs durch die Stadt Trier an. Das Spektakel wird live von der ARD in insgesamt 100 Länder übertragen.

Veranstalter ist wie bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France die Amaury Sport Organisation (A.S.O.) samt ihrem deutschen Tochterunternehmen, der Gesellschaft zur Förderung des Radsports. Ex-Profi Fabian Wegmann ist sportlicher Leiter und hat die Strecke der Deutschland-Tour geplant. Er sagt dem TV: „Meine Hauptaufgabe im Vorfeld war es, Start- und Ziel-Städte so miteinander zu verbinden, dass die einzelnen Teilabschnitte den Charakter eines klassischen Eintages-Rennens aufweisen. Das klingt ziemlich einfach, ist aber eine diffizile Schnipsel-Arbeit.“

Die Macher setzen auf Hochglanzbilder und den Werbeeffekt. Ein solches Großereignis bedeutet aber auch: Sperrungen, Halteverbote, die Stadt Trier im Ausnahmezustand. Mehr als 100 Straßen sind während der beiden Tour-Tage zeitweise dicht.

Die Stadt Trier will die Anwohner aller betroffenen Straßen anschreiben, umfassend informieren und um Verständnis für alle Einschränkungen bitten. Auch betroffene Firmen sollen Post erhalten. Alle Schreiben gehen laut Mitteilung des Stadt-Sprechers Ernst Mettlach vom 6. August an raus. Da es aber unmöglich sein wird, jede einzelne Sperrung – viele sind nur temporär – in den Schreiben zu berücksichtigen, setzt die Stadtverwaltung auf das Internet. Unter www.trier.de/deutschlandtour sind unter Verwendung des Geoinformationsportals bereits jetzt alle Informationen der Etappen Bonn-Trier durch die Eifel, entlang der Mosel, weiter in den vorderen Hochwald nach Trier am 24. August und Trier-Merzig am 25. August zusammengefasst. „Ab Anfang August werden über dieses Portal auch Parkplätze, Parkverbote und Sperrungen kommuniziert“, kündigt Mettlach an. „Dann kann man mit einer speziellen Funktion nach seiner eigenen Straße suchen.“ Außerdem soll ein Bürgertelefon über die Infohotline 115 eingerichtet werden.

Trier wird also einmal mehr im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit stehen, vergleichbar mit der Rallye-WM, die bis zu ihrem Umzug ins Saarland 2017 jahrelang in der Region Trier zu Hause war.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) und Projektleiterin Maylin Müllers wissen, was auf die Trierer zukommt. „Wir bitten Sie um Verständnis und versichern Ihnen, dass wir unser Möglichstes tun, um die Unannehmlichkeiten für Sie so gering wie möglich zu halten“ – so steht es in dem von Leibe und Müllers unterzeichneten Schreiben, das im August in den Briefkästen aller betroffenen Haushalte liegen wird.

Noch hat die Trierer Geschäftswelt nicht öffentlich reagiert. Hinter den Kulissen zeigen erste Händler und Gastronomen Verständnis, aber auch Sorge.

„Natürlich ist ein solches Großereignis eine Chance für die Stadt Trier“, sagt ein Hotelier. „Aber ich kann nachvollziehen, dass Händler unzufrieden damit sind, wenn ihre Kunden sie zeitweise nicht mehr erreichen können.“ Ein Ladeninhaber in der Paulinstraße im Trierer Norden macht sich genau diese Sorgen. „Wir sind sogar mehrfach von Sperrungen betroffen“, sagt er. „Diese Umsatzeinbußen ersetzt uns niemand.“ Die Finanzierung der Deutschlandtour laufe vollständig über die Leistungen verschiedener Sponsoren, betont Ernst Mettlach. Dazu gehört nach TV-Informationen auch ein Betrag von 240 000 Euro – das Antrittsgeld, das die Stadt zahlen musste, um als Etappenstandort ins Spiel zu kommen, gesponsert von der Sparkasse Trier. Die gesamte Planung, die Vorbereitungen und die Organisation des Rennens Ende August erfordern den Einsatz vieler städtischer Ämter, deren Personalkosten über den Haushalt abgedeckt werden.

Von Bonn nach Trier Die zweite der vier Etappen führt das Feld der Radprofis am Freitag, 24. August, von Bonn nach Trier. Die Fahrer werden die Schönheit der Vulkaneifel sehen und ihre Höhen und Steigungen in den Beinen spüren. „Im Mittelpunkt stehen für die Streckenplaner deutsche Regionen, touristische Highlights, aber vor allem die Menschen“, teilt die Gesellschaft zur Förderung des Radsports mit.

Am Nürburgring vorbei geht es weiter durch Kelberg und Daun in Richtung Wittlich. Die erste Bergwertung steht in Klausen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) an. Falls die Profis Luft und Zeit genug haben, können sie das Panorama bewundern, bevor sie die Mosel in Piesport überqueren und durch Neumagen-Dhron – Deutschlands ältesten Weinort – rollen.

Durch die Verbandsgemeinden Schweich und Ruwer Der Weg hoch nach Naurath ist lang und steil. Kurz darauf folgt der Sprint in Thomm, die letzten Bergpunkte gibt es in Korlingen, und weiter geht es nach Trier, wo eine Extrarunde wartet.

Die Trierer Extrarunde Im rasanten Tempo geht es über die Kohlenstraße hinab zur Herzogenbuscher Straße. Vor dem Etappensieg steht aber noch eine Extrarunde durch die Innenstadt an. Sie verläuft über die Zurmaiener Straße bis zum Moselstadion. Durch die Innenstadt fährt das Fahrerfeld direkt auf die Porta Nigra zu. Weiter geht es zum Petrisberg. Der Anstieg über die Sickingenstraße geht wieder gewaltig in die Beine und wird Chancen für Attacken vor dem Ziel bieten. Von der Kohlenstraße fährt das Feld hinab zur Herzogenbuscher Straße bis zum Zieleinlauf vor der Arena Trier (siehe Grafik).

Von Trier nach Merzig Nach einer kurzen Nacht der Erholung geht es am Samstag, 25. August, weiter in Richtung Saarland. Diese Etappe gibt den Radsportbegeisterten im südlichen Teil des Landkreises Trier-Saarburg die Chance, die Profis in Aktion zu sehen.

Gestartet wird vor der Porta Nigra. Über einen neutralisierten Kurs – hier geht es noch nicht um Zeiten und Punkte – von 4,5 Kilometern Länge durch die Trierer Innenstadt kommen die Fans den Fahrern ganz nah. Auf der Moseluferstraße, auf Höhe der Staustufe, rollt das Peloton entlang der Mosel und später der Saar.

Durch die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg Konz, Kanzem, Saarburg und Serrig sind die Stationen der Etappe, deren Start für 12 Uhr geplant ist. In der Verbandsgemeinde Saarburg wird zur Deutschland-Tour nichts organisiert. Susanne Rendenbach, Pressesprecherin der VG Saarburg, sagt: „Die Stadt hat darüber nachgedacht, etwas zu machen. Aber die Radfahrer fahren hier in drei Minuten durch. Das ist anders als in Trier.“ Deshalb passiert also nichts. Dem Vernehmen nach verhält es sich in der Verbandsgemeinde Konz genauso.

Vorbei am Hochwald Obwohl die Etappe nicht direkt durch die Hochwald-Verbandsgemeinden Hermeskeil und Kell am See führt, gibt es  für die Radsportfans vor Ort ein Angebot zur Deutschland-Tour. Nach Auskunft von Walburga Meyer, Leiterin der Touristinformation (TI) in Kell, plant die TI gemeinsam mit zwei Radsportbegeisterten aus der VG eine Tagestour.

„Die beiden wollen mit einer Gruppe zu einem attraktiven Punkt der Etappe fahren und sich dort das Spektakel anschauen. Wohin genau, haben wir aber noch nicht entschieden.“ Fest stehe jedoch, dass sich auch  „normale Hobbyfahrer“ der Gruppe anschließen könnten. Gestartet werde in Kell am See, wohin die Radler später auch wieder zurückkehren.

Die Anmeldung laufe über die Touristinfo (06589/1044), nähere Details gebe man demnächst bekannt.

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 Die Etappe von Bonn nach Trier.

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Foto: TV/Lambrecht, Jana
 Die Etappe von Trier nach Merzig.

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Foto: TV/Lambrecht, Jana
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