Von der Freude, Hilfe zu leisten

Margit Roth, Anästhesie-Krankenschwester aus Trier, hat ihren Lebenstraum in medizinischen Hilfseinsätzen für Kinder in Entwicklungsländern gefunden. In der Serie "Mein Traum" erzählen Menschen aus der Region von Träumen, die zum Wegweiser ihres Handelns geworden sind.

 Margit Roth hilft in ihren Urlaub Patienten in den Armenvierteln der Welt. TV-Foto: Anke Emmerling

Margit Roth hilft in ihren Urlaub Patienten in den Armenvierteln der Welt. TV-Foto: Anke Emmerling

M al was ganz anderes machen, andere Menschen und Kulturen kennenlernen und etwas wirklich Sinnvolles tun: Dieser Traum ist für mich wahr geworden.

Seit 1992 lebe ich in Trier. An meiner ersten Arbeitsstätte lernte ich die Anästhesistin Dr. Sigrid Nass kennen, die sich für Interplast-Germany engagierte. Das ist ein gemeinnütziger Verein für Plastische Chirurgie, der in Entwicklungsländern Kinder mit angeborenen Miss- und Fehlbildungen oder Kriegsverletzungen wie Verbrennungsnarben im Gesicht und an den Extremitäten versorgt. Teams aus Ärzten und Pflegepersonal fahren in ihrem Urlaub dorthin, um sie unentgeltlich zu operieren.

Hilfsbedürftige strahlen Zufriedenheit aus



Völlig begeistert hörte ich mir die Berichte und Vorträge von Frau Dr. Nass an. Damals dachte ich: Das wäre was, wenn ich da mal mitfahren könnte. Und dann fragte mich die Ärztin tatsächlich, ob ich nicht Lust hätte, sie auf einen Einsatz zu begleiten. Das Ziel war Nepal, ein kleines Krankenhaus nahe der Hauptstadt Kathmandu, und ein abgelegenes Dorf nahe dem Annapurna-Gebiet. Und damit begannen meine Aktivitäten als Anästhesie-Schwester in Entwicklungsländern. Ich bin seitdem fast regelmäßig einmal im Jahr zu einem zweiwöchigen Hilfseinsatz mit einem Team in die unterschiedlichsten Länder gefahren. Und wenn das mal nicht ging, dann fehlte mir was. Es ist ein tolles Erlebnis, auch unter einfachsten Bedingungen und mit viel Improvisation beste Erfolge zu erzielen.

Hand in Hand zu arbeiten, im Team und mit den Einheimischen vor Ort den Tag zu meistern, das ist ein unglaublich gutes Gefühl. Auch wenn die zwei Wochen vollgepackt sind mit Arbeit, meist zehn bis zwölf Stunden pro Tag, komme ich ausgeglichen und glücklich zurück. Wenn ich dort die vielen hilfsbedürftigen Kinder und armen Familien erlebe, die trotz ihres Leids eine solche Zufriedenheit ausstrahlen, denke ich sehr oft: Worüber wir uns zu Hause in Deutschland doch Gedanken machen, und wie viel Unzufriedenheit in unserer Wohlstandsgesellschaft doch herrscht! Ein solcher Einsatz ist sicherlich körperlich recht anstrengend, aber was ich dabei an Gastfreundschaft, Dankbarkeit und Wärme erfahre, gibt mir immer wieder jede Menge Energie und Motivation für z u Hause.

Ich kann sehr lange von den Eindrücken und dem Erlebten zehren und sehe ganz viele Dinge in Deutschland gelassener. Im August war ich für zwei Wochen in Bolivien, und ich freue mich jetzt schon riesig darauf, auch in diesem Jahr vielleicht wieder dort dabei sein zu können. Mir wird oft die Frage gestellt, warum ich im Urlaub mit Interplast unterwegs bin. Es ist die unglaubliche Freude, direkte Hilfe für die zu leisten, die sonst keine Chance auf eine adäquate Versorgung haben. Diese Menschen schenken einem Vertrauen und zeigen ihre Dankbarkeit durch kleine Gesten, die einen berühren und ahnen lassen, dass sie trotz ihrer Armut und Bescheidenheit glückerfüllte Menschen sind.

Aufgezeichnet von Anke Emmerling

In der TV-Serie "Mein Traum" erzählen Menschen aus der Region von Ideen, die ihr Handeln leiten, die sie antreiben. Margit Roth wurde 1965 in Wissen/Westerwald geboren. Nach einer Krankenpflege-Ausbildung in Neuwied arbeitete sie als Krankenschwester in Bonn, Mainz und Trier. Sie bildete sich zur Anästhesie-Intensivkrankenschwester fort und ist zurzeit leitende Stationsschwester auf der Intensivstation des Evangelischen Elisabeth-Krankenhauses in Trier. Ihre ehrenamtlichen Interplast-Einsätze führten sie bisher nach Nepal, Brasilien, Ruanda, Tschetschenien und Bolivien. Sie lebt in Trier. (ae)

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