Von Kopf bis Fuß auf Mittelalter eingestellt

Könige stärken sich zusammen mit Bettlern in der Taverne, Elben und Krieger mischen sich unter das Volk: Die diesjährige Saison der Mittelaltermärkte hat begonnen - in der Messeparkhalle in Trier.

 Spielmannsleute, Gaukler, Zauberer: 4000 Besucher lockte die Mittelalterwelt in der Messeparkhalle am Wochenende in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Spielmannsleute, Gaukler, Zauberer: 4000 Besucher lockte die Mittelalterwelt in der Messeparkhalle am Wochenende in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Tür auf, hinein, Tür zu, das war's 2010. Zumindest für ein paar Stunden. Von jetzt an zieren Schnabelschuhe die Füße, lange Samtkleider, Leinentuniken, Kettenhemden oder Felle die Körper und Hauben, Helme oder Federn die Häupter. Willkommen im Mittelalter.

Flöten, Schalmeien und Schellen begrüßen die Besucher in der Messeparkhalle. Gleich dringt ein süßlicher Geruch in die Nase, der sich wenig später mit dem von Weihrauch vermischt. Mit exotischer Ware haben sich die Händler eingedeckt: mit weißem Salbei aus Amerika, Myrre aus dem Jemen und schwarzem Salz aus Hawaii.

Andere haben im Winter viele Stunden in ihren Werkstätten verbracht. Zum Beispiel das "Drachenweiblein", Kim Kroon aus Frankweiler bei Landau, die bis zu sechs Tage an einem mittelalterlichen Kleid schneidert. Oder Andrea Basedow aus Welschbillig, die unter anderem Kampf- oder Zauberstäbe herstellt. Auch, weil neben Mittelaltermärkten die Fantasy-Festivals immer beliebter werden. Um möglichst hartes Holz für ihre Axt-Anhänger zu sammeln, fährt die Familie von Sabrina Porath aus Viernheim sogar bis nach Portugal.

"Es ist toll, dass hier das Wissen aus dieser Zeit erhalten bleibt", sagt Besucherin Tina Bollig aus Trier. Dazu zählt zum Beispiel das Wissen darüber, dass Weihrauch desinfizierend wirkt und im Mittelalter eingesetzt wurde, um schlechte Gerüche der Kirchbesucher zu überdecken, dass Myrre auf das Bett geträufelt aphrodisierend wirkt, und dass Mittel, die damals schon geholfen haben, ungebetene Gäste zu vertreiben, auch heute noch wirken. Zum Beispiel das "Teufelszeug", das aus 100 Gewürzen gebrannt wird "und garantiert gegen Schwiegermütter hilft", wie Marc Zimmermann aus Trier am Stand von Vinum Spectaculum (Kordel) mit einem Augenzwinkern erzählt.

Verkleidet haben sich nicht nur umherwandernde Bettler, Sänger und Spielleute, auch die Mehrheit der Besucher hatte sich passend ausstaffiert - wenn auch nicht immer stilecht, als Römer oder Elbe. Die Gruppe Pipes'n' Strings zieht mittendrin mit Kunststückchen und Witz viel Aufmerksamkeit auf sich.

Der Veranstalter, das Duo Mercatus Treveris, ist zufrieden. "Wir hatten etwa 4000 Besucher am Samstag und Sonntag", sagt Rudi Becker aus Mertesdorf - darunter zahlreiche aus Luxemburg, Frankreich und Belgien. Warum das Mittelalter so viele Menschen fasziniert? Andrea Basedow glaube es zu wissen: "Sie suchen hier eine Flucht aus dem Alltag." Allerdings gebe es mittlerweile so viele Märkte, dass der Trend schon wieder abflaue, sagen einige Standbetreiber. Und die guten Veranstaltungen kristallisierten sich heraus. Das Trierer Spektakel scheint dazu zu zählen.

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