Vor 30 Jahren gewählt: "Unsen Felix"

Immer wieder werde ich in diesen Tagen gefragt: "Jupp, was hältst du eigentlich vom Internationalen Frauentag?" Mit einer Antwort kann ich an dieser Stelle leider nicht dienen, denn sie würde unweigerlich zu verschärftem Liebesentzug durch meine holde Bärbel oder Sanktionen wie Zwangsausräumen der Spülmaschine führen.Also lenke ich die Aufmerksamkeit doch lieber auf ein unverfängliches Thema: Vor genau 30 Jahren, am 6. März 1980, wurde Felix Zimmermann, vormals Stadtwerkedirektor in Augsburg und davor in Trier, zum neuen Trierer Oberbürgermeister gewählt.Was waren das für Zeiten - und was für ein Kerl.

Für mich war Felix Zimmermann der echte letzte Trierer Kurfürst. Da kann kein Regierungs- oder ADD-Präsident dran tippen. Nicht wegen seiner barocken Erscheinung, seiner Kunstsinnigkeit oder seines Faibles für teure Pfeifen-Tabake.

Nein, Zimmermann war genau der richtige Typ, den Trier in den "wilden 80er Jahren" brauchte. Immer ein Stückchen über den (Verwaltungs-) Dingen schwebend, ein weltmännischer Repräsentant, eine Identifikationsfigur, die Deutschlands älteste Stadt zur 2000-Jahr-Feier 1984 bestens nach außen "verkaufte".

Auch die Binnenwirkung war nicht zu unterschätzen. Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie unser Stadtoberhaupt nächtens von sechs Leuten gestützt das Olewiger Weinfest-Zelt verließ. Eigenbeinig wäre er da nicht mehr rausgekommen. Alle sprachen daraufhin ehrfürchtig von "unsem Felix". Seine Vorgänger oder Nachfolger als Oberbürgermeister wären nach solch einer Aktion (und davon gab es mehrere) "unten durch" gewesen. Nicht so Zimmermann. Der war schon zu Amtszeiten Legende und in der Lage, mit einem Straßenkehrer wie mit einem Uni-Professor so zu reden, dass jeder hinterher dachte: Donnerwetter, der hat ja richtig Ahnung.

1989, in rauer werdenden kommunalpolitischen Zeiten, verließ "unsen Felix" vorzeitig die Niederungen des Rathauschef-Daseins und wurde Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) in Köln. Fein für ihn, dachte ich schon damals. Doppelt so viel Gehalt für halb so viel Arbeit. Aber ich hab's ihm gegönnt.

Jetzt ist er 77 und wohnt in Kassel. Ich werde eine Porz Viez auf sein Wohl erheben. Prost!

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