Vor den Karren spannen lassen

Mit dem Thema Rauchen und Sponsoring befasst sich diese Zuschrift:

Der Trierer OB Klaus Jensen hat sich kürzlich für eine Werbekampagne für einen der größten Tabakkonzerne der Welt instrumentalisieren lassen. Wie der TV berichtete, nahm Jensen eine Spende des Tabakmultis Japan Tobacco International entgegen. Ich finde das Sponsoring der in Trier ansässigen Firma moralisch fragwürdig und politisch unkorrekt. Das Image von Tabakkonzernen wie JTI ist durch die gesundheitlichen Folgen des Konsums ihrer Produkte mit Recht weltweit in Misskredit geraten. Der Tabakkonzern JTI versucht, durch Sponsoring sein Image aufzupolieren und den Ruf eines sozialen Wohltäters zu erlangen. Er unterstützt dabei die Gruppen, die im Mittelpunkt seiner Vermarktungsinteressen stehen. Die Vermarktung von Tabakprodukten ist bei sozial schwachen Bevölkerungsgruppen, Jugendlichen und Frauen sehr erfolgreich. Es werden auch Gruppierungen gezielt unterstützt, die sich wirksam gegen das Rauchen aussprechen könnten: Politik, Wissenschaft und Kunst.Sponsoring der Tabakindustrie lenkt ab von den 380 täglichen, tabakbedingten Todesfällen in Deutschland. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Menschen, die im 21. Jahrhundert an der weltweiten Tabakepidemie sterben werden, auf eine Milliarde. JTI ist als weltweit drittgrößter Tabakhersteller mitverantwortlich für diese Todesfälle, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch der Produkte auftreten. Jensen, der eine Schirmherrschaft für das Sponsoring von JTI Trier übernommen hat, ist vielen bekannt als ein Politiker, der für einen integren, demokratie- und menschenfreundlichen Politikstil steht. Dies steht in krassem Gegensatz zur Politik von JTI. Daher bedeutet die Tatsache, dass Jensen sich freiwillig vor den Karren der Tabakindustrie spannen lässt, für JTI einen Imagegewinn, für Jensen aber den Verlust der Glaubwürdigkeit. Stephan Kaut, Trier kommunalpolitik

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