Vorsätze? Wünsche!

Und, haben Sie auch gute Vorsätze für 2011? Gehört doch zum Jahreswechsel. Ach, und haben Sie eigentlich Ihre guten Vorsätze vom letzten Jahr alle in die Tat umgesetzt? Nein? Übrigens, es hat bei mir auch nicht funktioniert - so wie jedes Jahr.

Deswegen pfeife ich dieses Jahr auf Vorsätze! Was viele irritiert: "Aber Sie müssen sich doch irgendetwas vorgenommen haben!", höre ich dann. Nein, muss ich nicht. Das ist doch der Tod im Topf bei all den Vorsätzen. Sie klappen nicht, weil man sich selbst damit unter Druck setzt.

Statt all der Vorsätze, die wie ein unbezwingbarer Berg vor mir liegen, habe ich dieses Jahr Wünsche. Wünsche kommen nämlich von Herzen. Habe ich eine echte Herzenssache in mir, dann habe ich viel mehr Kraft und Ausdauer, sie zu verwirklichen. Die Sehnsucht ist ein guter Motor.

Was ich mir wünsche? Manchmal ganz kleine Dinge. So wünsche ich mir selbst die Kraft, öfter der Schokolade zu widerstehen. Und noch etwas wünsche ich mir: mehr Verständnis für mich und meine Mitmenschen. Besonders dann, wenn mir mein Gegenüber fremd ist. Wenn mir seine Ansicht oder ihre Meinung, im Glauben oder im Leben, unverständlich ist. Dann wünsche ich mir die Geduld zuzuhören, den Mut nachzufragen, um zu verstehen, und manches Mal auch die Kraft, trotz der Verständnisschwierigkeiten miteinander im Gespräch zu bleiben.

Dieser Wunsch nach Verständnis ist in mir am Neujahrsmorgen wieder wach geworden. Da hörte ich von dem Attentat vor der koptischen Kirche, von den Toten und den dann folgenden Unruhen. Verständnis füreinander, dachte ich, das hat da im Vorfeld gefehlt. Der große Wunsch nach Frieden beginnt eben auch bei mir - im Kleinen.

Pfarrerin Vanessa Kluge, Trier-Ehrang

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