Was für eine Geschichte: Wieso ein Trierer Physiotherapeut plötzlich an der Copacabana residiert

Trier · Es gibt sicherlich schlechtere Möglichkeiten, die nächsten drei Wochen zu verbringen: Jinan Al-Shok, Physiotherapeut aus Trier, reist am Wochenende nach Rio de Janeiro. Auf ihn warten dort so einige spannende Termine.

Irgendwie klingt das Ganze nach einem Traum. Nach so einem, aus dem man morgens aufwacht und denkt: Ne, kann nicht sein, was haste denn da wieder geträumt. Denn allein die Geschichte mit der Wohnung haut einen schon vom Hocker. Muss man sich mal vorstellen: Du wohnst in einem Apartment direkt an der Avenida Atlântica, der prachtvollen Küstenpromenade von Rio de Janeiro, dessen Eigentümer auch noch - und jetzt kommt's - Schauspieler Tom Gerhardt ist.

Dazu triffst du Stars wie den Sprinter Usain Bolt, den Diskuswerfer Robert Harting oder das US-Basketballnationalteam. Und als würde das alles noch nicht reichen, betreust du nebenbei auch noch drei deutsche Beachvolleyball-Teams bei ihren Olympia-Duellen im Stadion direkt an der Copacabana. Klingt wie in einem Traum - ist aber ziemlich real, und zwar für Jinan Al-Shok aus Trier-Ehrang.

Der langjährige Physiotherapeut der Gladiators Trier, der MJC-Handballerinnen und der Trierer Eintracht reist am Wochenende nach Rio de Janeiro. Über Luxemburg und Madrid geht's für den 50-Jährigen an den Zuckerhut. "Eigentlich", so erzählt er, "eigentlich wollte ich als Touri nach Brasilien, wollte mir dort einige Wettkämpfe ansehen, aber dann kam die Nachricht der Beachvolleyballer".

Schon oft hat Al-Shok die Damen und Herren in den letzten Jahren bei Europa- und Weltmeisterschaften als Physio betreut, kennt viele der deutschen Spitzenathleten gut - darunter auch die beiden Olympia-Teams Karla Borger/Britta Büthe und Laura Ludwig/Kira Walkenhorst. "Sie haben mich gefragt, ob ich nicht als Standby-Physio mit nach Rio reisen möchte - ich habe natürlich keine Nanosekunde gezögert", berichtet Al-Shok. Heißt: Fällt einer der Physios aus, muss Al-Shok ran. Er steht auf Abruf bereit. Haben die beiden deutschen Damenteams und das Herrenteam spielfrei, kann der 50-Jährige tun und lassen, was er will. Für diese Zeit hat der "Ehranger Jung'" schon vorgesorgt: Er hat sich mit Tickets eingedeckt. 450 Euro hat er auf den Tisch gelegt, um das 100-Meter-Finale der Männer mit Usain Bolt zu sehen, jeweils weitere 300 Euro für das Speerwurf-Finale und das Diskus-Finale mit Robert Harting. "Ich werde dann nicht nur diese Finals sehen, sondern auch bis zu acht weitere Entscheidungen", erklärt er. "Man kann für die Wettkampftage immer Tickets für morgens (9.30 bis 15.30 Uhr) und für abends (von 18 bis 0 Uhr) kaufen - ich habe jeweils Karten für die Abend-Veranstaltungen." Als großer Basketballfan hat sich Al-Shok dann auch noch Tickets für ein Spiel des US-Basketball-Nationalteams besorgt. "Das wird sicher beeindruckend."

Bleibt noch die Frage zu klären, wie der Mann aus Trier-Ehrang ins Apartment von Schauspieler Tom Gerhardt an der Copacabana kommt? "Das ist eine komplizierte Geschichte", sagt Al-Shok und fängt an zu lachen. "Ein Freund von mir kennt einen Kölner Barbesitzer, der wiederum gut mit Tom Gerhardt befreundet ist - so kam der Kontakt zustande." Gerhardt sei sehr unkompliziert und habe ihm das Apartment zur Verfügung gestellt. Nach Olympia geht's für Al-Shok direkt weiter: Dann reist er als hauptamtlicher Physio mit Nachwuchs-Beachvolleyballern zur U22-EM nach Griechenland.

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