Weisshaus-Pächter nehmen Abschied

Trier · Zum Jahresende endet ein weiteres Kapitel in der bewegten Geschichte des Weisshauses, das oberhalb von Trier-Pallien im Weisshauswald liegt. Das Ehepaar Adamkiewicz, das das Restaurant samt Café seit 1995 gepachtet hatte, hat den Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt.

 Markante Kulisse: Heiner Adamkiewicz und seine Frau Monika haben im Weisshaus eine Ära geprägt. Beim Fototermin muss Monika Adamkiewicz wegen Krankheit passen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Markante Kulisse: Heiner Adamkiewicz und seine Frau Monika haben im Weisshaus eine Ära geprägt. Beim Fototermin muss Monika Adamkiewicz wegen Krankheit passen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. "Wir gehen jetzt in den Ruhestand", sagt Monika Adamkiewicz nicht ganz ohne Vorfreude. 66 Jahre sind sie und ihr Mann Heiner alt. Fast 20 Jahre haben sie das Weisshaus bewirtschaftet. Neben dem Alter war aber auch der Mangel an geeignetem Personal für die Küche ein Grund für die Kündigung des Pachtvertrags: "Man findet ganz schlecht Fachpersonal für die Küche", weiß Monika Adamkiewicz aus Erfahrung.

"Herz hängt an den Gästen"


Zehn Jahre lang habe das Ehepaar einen ausgezeichneten Koch gehabt. Einen entsprechenden Nachfolger zu finden, sei aber nicht möglich gewesen: "Viele Köche können nicht mehr frisch kochen", beklagt die Pächterin.
Doch darum muss sich das Ehepaar jetzt keine Gedanken mehr machen: Die langjährigen Pächter haben ein Häuschen am Niederrhein gebaut, wo auch die Tochter wohnt. Im Ruhestand will das Paar reisen und viel mit dem Hund an der frischen Luft unterwegs sein. Trotz Umzug werden sie Trier "treu bleiben", wie Monika Adamkiewicz betont. "Unser Herz hängt am Weisshaus und den vielen Stammgästen", sagt sie.
Auch verrät die 66-Jährige, dass nun, in den letzten Tagen vor der Schließung, auch einige Tränchen fließen werden.
Dies hängt wohl auch mit den vielen schönen Erinnerungen an die vergangenen 20 Jahre zusammen. Monika Adamkiewicz erinnert sich vor allem gern an all die "schönen Veranstaltungen", wie sie sagt. Hierzu gehören für sie und ihren Mann die Hochzeitsfeier des Oberbürgermeisters Klaus Jensen mit Malu Dreyer, die Verleihung der Ehrenbürgerwürde für den ehemaligen luxemburgischen Premierminister und heutigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker oder auch das "Welcome Dinner" der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), bei welchem das Weisshaus Gäste aus der ganzen Welt begrüßte.
Das Weisshaus hat eine bewegte Geschichte: 1823 ließ der damalige Trierer Oberbürgermeister Wilhelm von Haw die Privatvilla im damals modernen preußisch-klassizistischen Stil erbauen. 1863 erwarb Prinz Heinrich der Niederlande, Statthalter des Großherzogtums Luxemburg, die Ländereien.
Begehung mit Fachleuten


1879 gründeten Bürger den Weisshaus-Verein. Ziel war, den Erholungspark frei zugänglich zu halten und einen Verkauf des Gebiets an Privatpersonen zu verhindern. Bevor der Verein die Villa 1881 verpachtete und der Restaurantbetrieb aufgenommen wurde, wurden die Wege verbessert, Gebäude renoviert und eine Gartenterrasse angelegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die wirtschaftliche Lage des Weisshauses zusehends schwieriger, weshalb es in den 1970er Jahren zu verfallen drohte. 1981 schlossen sich engagierte Trierer Bürger zur Bauherrengemeinschaft Weisshaus zusammen, in der sich auch der heutige OB Klaus Jensen stark engagierte. Die Gemeinschaft hatte zum Ziel, die alten Ideen des Weisshaus-Vereins aus dem 19. Jahrhundert weiterzutragen und den Bestand des Gebäudes zu sichern. Für 1000 Mark konnten Anteile gekauft werden, wodurch es ermöglicht wurde, das Gebäude zu renovieren und es 1984 um einen zeitgenössisch gestalteten Restaurantanbau zu ergänzen. Seit April dieses Jahres ist nicht mehr die Bauherrengemeinschaft, sondern die Stadt Eigentümer des Weisshauses. Gerhard Roth vom städtischen Amt für Bodenmanagement und Geoinformation bedauert, dass das Pächterehepaar zum Jahresende aufhört: "Sie sind Vorzeigepächter und sehr angenehme Leute."
Wie Manuela Wilbert von der städtischen Gebäudewirtschaft informiert, soll in naher Zukunft eine Begehung des Gebäudes mit Architekten, Statikern und weiteren Fachleuten folgen. Das Interesse von Pächtern an dem historischen Gebäude sei in jedem Fall groß. red

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