Wenn Briefe Leben retten

Trier · Das Eintreten für unterdrückte oder von Folter und Todesstrafe bedrohte Menschen ist für Karin Dahlmann mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Seit 23 Jahren ist die Triererin Gruppensprecherin bei der weltweit aktiven Menschenrechtsorganisation Amnesty. Und sie ist noch immer hoch motiviert, wenn sie von ihrem Einsatz für Demokratie berichtet.

 An Ständen wie diesem verteilt Karin Dahlmann Infomaterial von Amnesty International. TV-Foto: Philipp Jakobs

An Ständen wie diesem verteilt Karin Dahlmann Infomaterial von Amnesty International. TV-Foto: Philipp Jakobs

Als der Film "Budrus" im Trierer Broadway Kino gezeigt wird, stehen mehrere Mitglieder der Amnesty-Gruppe mit einem Infostand im Foyer. Sie sammeln Unterschriften für Demokratie und Frauenrechte in Gaza. Denn damit beschäftigt sich auch der Dokumentarfilm. Karin Dahlmann hofft, dass solche Dokumentationen die Menschen zum Nachdenken bringen: "Mich hat in all den Jahren mein Gerechtigkeitsempfinden motiviert", erklärt die Verwaltungsfachwirtin, die mit 51 Jahren nur drei Monate jünger ist als die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty selbst. "Wir haben hierzulande eine Demokratie, die für uns selbstverständlich ist", mahnt Dahlmann. "In vielen anderen Ländern sterben heute noch Menschen, weil sie sich für Meinungsfreiheit einsetzen. Das wollen wir ins öffentliche Bewusstsein bringen." Menschen ganz nah Mit ruhiger Stimme schildert die zierliche Frau mit den kurzen Haaren, wie ihre Organisation arbeitet und ab wann sie von Erfolgen spricht.
"Unsere Unterstützer erhalten monatlich drei Aktionsaufrufe", erklärt sie. Die Unterstützer schrieben dann Briefe an Regierungen von Staaten, von denen die Menschenrechtler die Freilassung gewaltfreier politischer Gefangener forderten. "In einem Drittel der Fälle erreichen wir, was wir wollen", berichtet Dahlmann. "Oftmals freuen wir uns aber schon, wenn Gefängnisinsassen auch nur einen Anwalt bekommen." Das fordere die Organisation beispielsweise in den Briefaktionen, für die ihre Helfer an Infoständen wie dem im Trierer Kino Unterschriften sammeln. Trotz der vielen Zeit, die die 51-Jährige für Amnesty aufbringt, hat sie auch einige Hobbys, denen sie regelmäßig nachgeht. "Ich gehe mit Hunden aus dem Tierheim spazieren und bin außerdem in einer Jazz-Tanzgruppe. Diese Ehrenämter sind für mich ein Ausgleich", sagt sie und ergänzt augenzwinkernd: "Ja, es ist manchmal Stress. Aber ein positiver. Ich bin froh, die Gruppe und die anderen Hobbys zu haben". In diesem Jahr hat die gebürtige Triererin etwa alle zwei Monate eine Aktion bei Amnesty koordiniert. Sie ist zufrieden mit dieser Bilanz, obwohl ihr Ziel eigentlich ein ganz anderes ist: "Ich hoffe, dass Amnesty irgendwann überflüssig wird. Das wäre dann der Fall, wenn weltweit die Menschenrechte durchgesetzt und anerkannt wären." "Ich hoffe, dass Amnesty irgendwann überflüssig wird. Das wäre dann der Fall, wenn weltweit die Menschenrechte durchgesetzt wären."Extra: Amnesty International

Der britische Anwalt Peter Benenson hatte angefangen: Nachdem er einen Artikel über Portugiesische Inhaftierte gelesen und selbst einen Artikel zum Thema veröffentlicht hatte, war 1961 Amnesty International entstanden. Er ließ Briefe schreiben, um politische Gefangene freizubekommen. Aus der Idee des Engländers vor 51 Jahren wurde eine weltweite Bewegung: Amnesty International, die größte Menschenrechtsorganisation der Welt, zählt heute drei Millionen Unterstützer weltweit. Die Trierer Gruppe, die Karin Dahlmann seit 23 Jahren leitet, existiert seit 1971. Die Gruppe trifft sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat im Friedens- und Umweltzentrum in der Pfützenstraße in Trier. Weitere Infos: www.amnesty-trier.de (dpa)

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