Wenn Götter irren ...

Trier · 112 Jahre ist es her, dass der Schwede August Strindberg an den letzten Zeilen seines gleichsam düsteren wie beliebten Dramas schrieb. Nun führt eine studentische Theatergruppe zusammen mit Schauspielern des Trierer Theaters ihre eigene Interpretation von "ein Traumspiel" im Kasino am Kornmarkt auf.

 Noch blickt die auf Erden wandlende Göttin mit ihrem Mann zuversichtlich in die Zukunft, doch bald landet sie im Fegefeuer. TV-Foto: Benedikt Laubert

Noch blickt die auf Erden wandlende Göttin mit ihrem Mann zuversichtlich in die Zukunft, doch bald landet sie im Fegefeuer. TV-Foto: Benedikt Laubert

Trier. Wenn Götter irren, wird es besonders schmerzhaft. Eigentlich war Agnes zur Erde herabgestiegen, um die Menschen und ihre Sorgen kennenzulernen. Dass es nicht leicht werden würde, hatte sie bereits erahnt. Und auf ihrer ersten Station auf der Erde hatte sie schon erleben müssen, wie ein Offizier seit sieben Jahren auf seine Verlobte wartete, die, wie er in seinem Wahn zu wissen glaubt, sicher eines Tages erscheinen werde.
Doch jetzt sitzt sie selbst in einer dunklen Kammer, bekommt kaum Luft und wenn sie die Fenster aufreißt, muss sie frieren. Von ihrem verbitterten Mann muss sie sich zynische Reden über die Menschen anhören. Sie sitzt mitten im Fegefeuer und erlebt hautnah, wie sich die Menschen gegenseitig Schaden zufügen.
Düster und wirr ist das Stück, das der Schwede August Strindberg geschrieben hat. Eine wilde Anordnung von Szenen und Stimmungen wird dem Zuschauer im Original geboten - es bleibt ungewiss, was Traum, was Mystik und was irdisches Geschehen ist. Für die Aufführung im Kasino hat Regisseur Marc-Bernhard Gleißner das Stück mit der studentischen Theatergruppe Kreuz&Quer und mit Mitgliedern des Trierer Tanztheaters geordnet. "Ich wollte das Stück verständlicher machen und linear, als Geschichte, erzählen", sagt Gleißner. Zwischen den Szenen zeigen die Tänzer zur Musik der schwedischen Band Kent, wie die Menschen sich Hoffnung machen aber aneinander zugrunde gehen.
Agnes unterdes verliert unter den Menschen alles Göttliche, was ihr zu eigen war: ihren Glauben, die Philosophie, die Wissenschaft und, hier wird das Stück selbstreferenziell, am Ende auch die Dichtung. bel
Das Stück wird am 20. und 24. November sowie am 4. Dezember, jeweils 19 Uhr, erneut aufgeführt.

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