Wie die Polizei die Fan-Kurve kriegt

TRIER. Wenn zu Heimspielen der Eintracht Fußballfans aus anderen Städten der Republik ins Moselstadion kommen, kann es je nach "Fan-Kategorie" schon mal unruhig werden am Straßenrand: Immer wieder säumen Chaos und Zerstörung den Weg der An- und Abreisenden. Um das zu vermeiden, hat die Trierer Polizei jetzt ihre Einsatztaktik geändert.

 Dieser junge Fußballfan stellt für die Trierer Polizei sicher keine Gefahr dar.Foto: Birgit Pfaus

Dieser junge Fußballfan stellt für die Trierer Polizei sicher keine Gefahr dar.Foto: Birgit Pfaus

Sonntag, 13 Uhr. Die ersten Fans kommen am Bahnhof an, steuern, mit Schals, Trikots und Fahnen ausgestattet und mit Alkohol und Kampfeslust in Blut und Bauch, auf das Moselstadion zu. Auch in Autos reisen sie an, die aufgekratzten, mit Spannung erfüllten, oft aggressiven Fans. Manchen von ihnen sollte man lieber aus dem Weg gehen. "Nicht alle Fans sind gleich", erläutert Lothar Herres, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Trier, die Polizei-interne Kategorisierung. Es gebe "A-, B- und C-Fans", die ganz unterschiedlich einzuschätzen seien: "A-Fans sind Sportbegeisterte, die nur wegen des Fußballspiels ins Stadion gehen. B-Fans können insofern gefährlich werden, als sie alkoholisiert und damit aggressiver sind. C-Fans schließlich sind die ganz gewalttätigen, die gezielt wegen der Möglichkeit, sich mit anderen Fans zu prügeln, zu Fußballspielen gehen." Solche Fans seien es, die auf dem Weg zum und vom Stadion die meisten Probleme machten. Also habe man sich seitens der Polizei Gedanken über eine adäquate Lösung des Fan-Problems gemacht. Bisher begleitete die Trierer Polizei die mit dem Zug anreisenden Fans zu Fuß zum Stadion. "Wir haben uns erst überlegt, für die Strecke zum Stadion Umwege zu nehmen, um Kneipen zu umgehen, wo sich viele Fans treffen, was schon mal zu Konflikten führen kann", so Herres. Oft genug seien aus den Kneipen Flaschen und andere Gegenstände auf "feindliche" Fans geworfen worden. "Das Problem ist nur: Sind die Wege zu lang, ist auch die Möglichkeit, mehr Autos zu zerstören, für die gewalttätigen Fans größer", erklärt Herres. Darum habe man sich für einen "Marsch mittendurch" entschieden. "In dieser Zeit wird die Zeughausstraße also gesperrt, und die Betreiber der Lokale sind so kooperativ, darauf zu achten, dass die Gäste keine Bierflaschen auf die Straße werfen", sagt Herres. Vernünftig wäre natürlich ein Bustransfer wie in Freiburg. Ein solcher Transfer ist zurzeit in der Erprobungsphase. Das hat man das erste Mal beim Spiel Eintracht gegen Bielefeld ausprobiert: Die Stadtwerke stellten die Busse, und die Polizei bewachte den Bustransfer. "Es hat sehr gut geklappt", sagt Herres. Die Fans hätten sich im Bus friedlich verhalten - natürlich vor allem wegen der Polizeipräsenz. "So brauchten wir auch weniger Beamte zur Überwachung", erläutert Herres. Bezahlt wurde der Bustransfer vom Verein. "Man muss allerdings sehen, ob der Verein sich das weiterhin leisten kann", gibt Herres zu bedenken. Wenn der Bustransfer eine feste Einrichtung werde, würde eine "kleine" Sperrung der Zeughausstraße von der Zumaiener Straße bis zur Engelstraße reichen. Den Bustransfer brauche man allerdings nur, wenn man, wie bei Zweit- und Erstligaspielen üblich, von in Fankreisen verdeckt ermittelnden Beamten erfahre, ob gewalttätige Fans bei den Zugreisenden dabei seien. Durchfahrt für Anwohner erlaubt

Mit einer Straßensperrung sei jedoch das Problem der vielen Fahrzeuge, die einen Parkplatz suchen, noch nicht gelöst. Also sperre man jetzt bei großen Spielen die Zeughausstraße bereits ab der Paulinstraße - "mit Öffnung für die Bewohner der Engelstraße", sagt Herres. Er sei sich bewusst, dass Bewohner oft von den Polizeibeamten abgewiesen worden seien, mit der Begründung, die Straße sei wegen des Spiels für den gesamten Verkehr gesperrt. "Das soll aber nicht mehr passieren", versichert er. Künftig würden die Beamten anhand der Anwohnerausweise genau nachprüfen, wer Anlieger sei, und diese passieren lassen. Die Sperrung der Zeughausstraße erfolgt nur in der An- und Abreisezeit, nicht während des gesamten Spiels. "Das Stadion leert sich nach dem Spiel in knapp 15 Minuten, danach können wir die Sperrung wieder aufheben", erläutert Herres. Dabei müsse man flexibel bleiben, denn auch für den Fall einer Trierer Niederlage hat Herres ein Patentrezept: "Wenn die Trierer Fans wegen eines schlechten Spiels gefrustet früher das Stadion verlassen, müssen wir die Sperrung früher aufheben."

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