Wildkatzen überraschen Hobby-Forscher

Trier · Ehrenamtliche Tierschützer haben in einem Forschungsprojekt Erstaunliches herausgefunden: Auf dem Gebiet der Stadt Trier und des Kreises Trier-Saarburg leben demnach hochgerechnet 300 bis 500 Wildkatzen. Das wären deutlich mehr, als bisher angenommen.

Trier. Das Video zeigt spektakuläre Aufnahmen: Eine Wildkatze hat eines ihrer Jungen am Genick gepackt und trägt es zu einer vom BUND aufgestellten Kiste im Wald. Dort legt sie es ab, um gleich das nächste Katzenjunge zu holen. Zwischenzeitlich kommt ein Fuchs, der neugierig an der Kiste schnüffelt. Doch zum Glück passt er nicht durch die kleine Öffnung und trollt sich wieder. Das Baby wäre wohl sonst verloren gewesen - wie etwa 65 Prozent aller jungen Wildkatzen, deren Lebensräume zunehmend schrumpfen.
"Der größte Feind der Wildkatze ist der Mensch", sagt Klaus Peter Kugel, auf dessen Laptop das Video zu sehen ist. Der seit fünf Jahren ehrenamtlich für den BUND tätige Rentner hat sich dem Projekt "Nachweis der Europäischen Wildkatze in der Region Trier" verschrieben. Gut ein Drittel der ohnehin vom Aussterben bedrohten Wildkatzen werden überfahren, ein weiteres Problem ist Inzucht.
500 Tiere sind laut Kugels BUND-Mitstreiter Rolf Winkler nötig, um die Art genetisch vielfältig und überlebensfähig zu halten. Umso erfreulicher ist ein erstes Ergebnis der beiden Männer: In der Region Trier-Saarburg gibt es vermutlich mehr von den wilden Vierbeinern, als bisher angenommen.
Duft lockt die Tiere an


Anschaulich demonstrieren die beiden Freizeitforscher, wie sie nach den scheuen Vierbeinern forschen: Klaus-Peter Kugel wickelt einen in Papier eingeschlagenen Holzpfahl aus. An den rauen Flächen sind einige Haare zu erkennen, die er vorsichtig mit der Pinzette abnimmt und in ein Gefäß gibt. Die Haare werden einer DNA-Analyse unterzogen.
"Ein einziges Haar reicht, um nachzuweisen, dass es sich um eine Wildkatze handelt", sagt Kugel. Etliche der mit Baldrian beträufelten Pfähle wurden aufgestellt, um die genauen Streifgebiete der Tiere ausfindig zu machen. Durch den auf Katzen betörend wirkenden Duft werden sie angelockt und reiben sich an dem rauen Holz. Durch genaue Registrierung und Aufzeichnung der Wildkatzen-Sichtungen hat Klaus-Peter Kugel mit einem Raster eine Hochrechnung erstellt. Danach ergibt sich "nach vorsichtiger Schätzung", dass es gut 300 bis 500 Wildkatzen im Kreis Trier-Saarburg geben dürfte - eine vorher nicht für möglich gehaltene Populationsgröße.
Dass man die nachtaktiven Raubtiere so gut wie nie zu Gesicht bekommt, macht das exakte Zählen unmöglich, auch wenn sie nicht nur in größeren Waldgebieten zu Hause sind. Auch in Siedlungsnähe bei Konz-Oberemmel, Trier-Filsch und im Mattheiser Wald leben einige der Tiere, ebenso auf Mariahof und beim Brubacher Hof. Winkler: "Da Wildkatzen in Deutschland so gut wie ausgestorben sind, erwächst für Rheinland-Pfalz eine besondere Verantwortung."

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