Wo "halb Trier" zur Welt kam

TRIER-SÜD. Ein historisches, aber ausgedientes Gebäude, das entgegen ursprünglicher Totalabriss-Pläne nun doch in Kern erhalten bleibt – klarer Fall: Das Herz-Jesu-Krankenhaus stand im Blickpunkt der jüngsten Bilderrätsel-Runde.

Das Herz-Jesu-Krankenhaus gehört zur Südstadt wie der Glühwein zum Weihnachtsmarkt. Auf die Idee, einen Heißgetränk-freien Weihnachtsmarkt zu veranstalten, käme wohl niemand. Mit der Vorstellung, den ehemaligen Klinik-Komplex an der Friedrich-Wilhelm-Straße komplett von der Bildfläche verschwinden zu lassen, liebäugelten die Stadtplaner im Rathaus aber durchaus. Rathaus reagierte schnell

Aber sie hatte das Konfliktpotenzial gewaltig unterschätzt. Als der TV am 3. Dezember 2005 von den Total-Abriss-Plänen und der vorgesehenen Neubebauung berichtete, erhob sich ein Sturm der öffentlichen Entrüstung. Verständlich: "Halb Trier" hat auf der Herz-Jesu-Entbindungsstation das Licht der Welt erblickt. Und nun sollte der Komplex total "platt gemacht" werden und modernen Wohnhäusern Platz machen? Das Rathaus reagierte schnell und beruhigend: Die Erhaltung des (nicht unter Denkmalschutz stehenden) Stadtbild-prägenden Kernbaus wurde als Bedingung für einen potenziellen Investor festgeschrieben, der sich schließlich in der Trierer Wohnungsbau und Treuhand AG (gbt) fand. Die gbt will auf dem 1,5 Hektar großen Areal bis 2011 etwa 150 Wohneinheiten schaffen und rund 30 Millionen Euro investieren. Die Pläne von Architekt Manfred Müller (Trier) sehen unter anderem einen "Wohnpark" mit vier ellipsenförmigen Gebäuden, eine öffentliche Wegeführung von der Weidegasse zur Friedrich-Wilhelm-Straße, mehrere Spielinseln sowie an Weidegasse (Stadthäuser) und Nikolausstraße (Geschosswohnungen) eine ergänzende Randbebauung vor. Im historischen Kernbau können Büros und Arztpraxen entstehen. Bauunternehmer August Wolf errichtete ihn 1898 nach Plänen des Münsteraner Architekten Bernhard Schwarz für die Franziskanerinnen vom Nonnenwerth (Remagen). Zwischen 1909 und 1941 wurde das Gebäude viermal erweitert. 1990 vermietete der Orden den Klinik- und Kloster-Komplex per Erbbaupachtvertrag an die Caritas-Trägergesellschaft, die ihn später wiederum ans Mutterhaus weitervermietete. Dieses Mietverhältnis endet nun. Das Mutterhaus hat in den vergangenen Monaten auch die letzten Abteilungen aus seiner Südstadt-Filiale am Stammsitz in der Feldstraße angesiedelt. Die gbt will im kommenden Jahr ihr Großprojekt starten. Derzeit laufen Gespräche mit dem Rheinischen Landesmuseum über archäologische Untersuchungen des geschichtsträchtigen Areals. Wer die beiden Bilderrätsel-Gewinner sind, die jeweils 50 Euro erhalten, lesen Sie morgen in der Wochenend-Ausgabe. Die nächste Bilderrätsel-Runde startet eine Woche später in der Ausgabe vom 9./10. Dezember.

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