Wohnen in der Panzerhalle

Eine Halle, in der bis zum Abzug der Franzosen Panzer repariert wurden, beherbergt demnächst vier Mietparteien in Loftwohnungen. Ein Blockheizkraftwerk produziert Wärme und Strom.

 Eine Vision wird Wirklichkeit: Christian Engel vor der Panzerhalle, die noch eine Aufschrift aus ihrer Zeit als Kunstforum trägt. TV-Foto: Frank Göbel

Eine Vision wird Wirklichkeit: Christian Engel vor der Panzerhalle, die noch eine Aufschrift aus ihrer Zeit als Kunstforum trägt. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Die hohe Wand des weiten Raums besteht fast komplett aus Glas. Licht durchflutet die Wohnung, deren Mittelpunkt eine einzige, riesige Wohnküche bildet. In Form einer Galerie grenzt eine weitere Etage an. Neben einer Küchenzeile finden an einem Rundtresen leicht sechs Personen auf Hockern Platz. Daneben kann man sich aber auch "richtig" zum Essen, Spielen oder Arbeiten an einen Tisch setzen, der direkt vor einem der riesigen Glasfenster steht. Einige Meter weiter bietet eine Sofakombination die Möglichkeit, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Eine mattschwarze Wendeltreppe führt nach oben auf die zweite Ebene.

Was bisher nur als Computergrafik existiert, wird am Petrisberg derzeit Wirklichkeit: In einer Halle aus den 50er Jahren, in der das französische Militär bis zu seinem Abzug Panzer wartete, installiert der Trierer Architekt Christian Engel gerade vier nebeneinander liegende Loftwohnungen. An den Stützpfeilern zwischen den sechs ehemaligen Einfahrtstoren wurden Wände errichtet, die die Halle in Parzellen aufteilen: Zwei der Wohnungen sind 240 Quadratmeter, die beiden anderen halb so groß.

Bei dem Bau, der während der Landesgartenschau das Kunstforum beherbergte, handelt es sich um ein in Trier eher selten anzutreffendes, echtes Loft, also einen großen Zweckbau, der zum Wohnen umfunktioniert wird, ohne dabei allzu kleinteilige Räume anzulegen. Die Lebensbereiche für das Kochen, Essen und Wohnen, aber auch für das Arbeiten werden offen miteinander verbunden, manchmal in ein und demselben Raum. Dabei bieten die Entwürfe trotz des vordergründig strengen Minimalismus Finessen - wie den von der Straße abgewandten Teil der Halle, wo das Gebäude auf Höhe des ersten Stocks ein paar Meter hervortritt: Auf dem sanft abfallenden Satteldach wird eine Terrasse installiert, auf der die Bewohner den Ausblick ins Trierer Tal genießen können. Zur Straßenseite besitzt jede Wohneinheit einen vorgelagerten, von Mauern umgebenen Hof. Kleinere Begleitgebäude zu jeder Seite beherbergen Garagen und Heizsystem, auf der anderen Seite noch Sauna und Musikzimmer für eine Wohnung.

In der Wohnung, die Architekt Engel im September selbst beziehen möchte, liegt im Erdgeschoss hinter der Küchenzeile in einer Art Kubus das Badezimmer - mit einer im Boden eingelassenen Badewanne und einem Aquarium als "Fenster". Auf dem Kubus befindet sich ein Computerarbeitsplatz: Von dort überblickt man den ebenerdigen Wohnbereich und schaut auf die Wendeltreppe, die hoch auf die obere Ebene führt, wo beispielsweise ein Schlafzimmer liegt.

Eine Galerie verläuft dabei in luftiger Höhe entlang der Träger eines alten Lastenkrans: Dieser wurde eigens ausgebaut, gesäubert und als eigenwilliges Gestaltungselement wieder an seinen Platz gehoben. "Dieses nicht ganz so Perfekte und die Integration des Alten macht natürlich den Reiz bei so einem Loft aus", schwärmt Engel.

Er betont aber, dass beispielsweise in energetischer Hinsicht alles auf dem neusten Stand sei: Die großzügigen Glasfassaden und Fenster bestehen aus Dreifach-Scheiben, das Dach und die Betonwände an den Seiten werden gut eingepackt, damit von der Wärme wenig verloren geht, die ein eigenes Blockheizkraftwerk neben Strom produziert.

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