Wohnprojekte helfen gegen Isolation: Bremer Ex-Bürgermeister ruft Trierer auf, Gemeinschaften zu bilden

Trier · Prominenter Gast in Trier: Der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) hat in der Volkshochschule über neue und generationenübergreifende Wohnformen gesprochen. Der 76-Jährige lebt selbst vor, wozu er die Trierer ermutigt: Solidargemeinschaften bilden, sich in neuen Wohnformen zusammentun und so dem demografischen Wandel begegnen.

Das Interesse am Vortrag des Bremer Ex-Bürgermeisters Henning Scherf (Amtszeit von 1995 bis 2005) war groß, im Vortragssaal der Volkshochschule Trier blieb kein Platz unbesetzt. Die Trierer Organisationen zak e. V., zak Wohnpakt e.G. (i.G.), das mobile Beratungsteam Trier, das Seniorenbüro und die Lokale Agenda 21 Trier - alles Gruppen, die sich für neue und nachhaltige Wohnformen einsetzen - hatten den Hanseaten nach Trier eingeladen.
Der 76-Jährige, der selbst in einem solchen Wohnprojekt - mit Alleinstehenden, Paaren, Jungen und Alten gemeinsam - lebt, hat das nach seiner Politikerkarriere zu seinem Thema gemacht. Er ermutigte die Zuhörer, sich zusammenzuschließen und selbst gewählte Solidargemeinschaften zu bilden. Scherf erklärte, er sehe in ihnen ein Mittel gegen die "bedrohliche Spaltung der Gesellschaft" und eine Antwort auf den demografischen Wandel. Die zunehmend alternde, kinderarme Gesellschaft mit einem Anteil von über 50 Prozent Alleinlebenden berge die Gefahr der Isolation und Vereinsamung.In Würde alt werden


Ausführlich und immer mit einem humorvollen Blick berichtete er von seinen langjährigen Erfahrungen aus seiner eigenen Hausgemeinschaft, die aus zehn Wohneinheiten und seit 27 Jahren besteht. Außerdem hatte er einen Reisebericht im Gepäck: Scherf hatte sich 2009 auf den Weg gemacht und dabei untersucht, wie Menschen mit der Situation umgehen, alt zu werden. Er besuchte Senioren in Wohngemeinschaften. Das Ergebnis seiner Reise machte Scherfs Botschaft glaubhaft: "Wir können die geschenkten Jahre des Alters genießen und in Würde alt werden." Dabei gelte es, Wohnsituationen so zu schaffen, dass Pflegebedarf möglichst lange vermieden werden kann.
Helga Büdenbender von zak e.V. und zak Wohnpakt e.G. (i.G.) stellte das genossenschaftliche Wohnprojekt im Neubaugebiet BU 13 auf dem Trierer Plateau vor, bei dem 19 barrierefreie Wohneinheiten mit unterschiedlichen Zuschnitten und Größen und der Möglichkeit zur Förderung entstehen. Dafür werden noch Mitbewohner gesucht.
Scherf appellierte an das Publikum, selber aktiv zu werden, Gemeinschaften zu bilden oder sich anzuschließen nach dem Motto "je bunter, umso besser", da Jung und Alt, Familien und Alleinlebende mit und ohne Kinder viel voneinander lernen und profitieren können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort