Zehn-Millionen-Projekt in schwierigen Zeiten

Trier · Die Zeiten werden schwieriger für das Studierendenwerk Trier. Beim Neujahrsempfang berichteten Geschäftsführer Andreas Wagner und die Verwaltungsratsvorsitzende Andrea Möller von massiven Zuschusskürzungen durch das Land. Das zehn Millionen Euro schwere Neubauprojekt auf dem Gelände des Martinskloster soll dennoch realisiert werden.

 Das Gelände der Studentenwohnanlage Martinskloster wird 2019/20 Großbaustelle sein. Der Komplex aus den 1970er Jahren (rechts) soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Links der fast 400 Jahre alte Moselflügel des ehemaligen Benediktinerklosters St. Martin. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Das Gelände der Studentenwohnanlage Martinskloster wird 2019/20 Großbaustelle sein. Der Komplex aus den 1970er Jahren (rechts) soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Links der fast 400 Jahre alte Moselflügel des ehemaligen Benediktinerklosters St. Martin. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. In früheren Jahrhunderten wurde "für die Ewigkeit"gebaut. Heute eher nicht mehr. Der Moselflügel des Martinsklosters steht seit 1626, der Plattenbaukomplex dahinter seit den 1970ern. Der 400-Jahr-Feier des historischen Trakts der Studierendenwohnanlage Martinskloster steht nichts entgegen. Der Plattenbau hingegen wird nicht einmal seinen 50. Geburtstag erleben. Er soll nämlich 2019 von der Bildfläche verschwinden. Das Studiwerk als Betreiber der Trie rer Studentenwohnheime hat sich für einen Abriss entschieden und einen Neubau, der dann vielleicht länger als ein halbes Jahrhundert hält.
Sanierung teurer als Neubau


Eine Kernsanierung wäre teurer, sagte Geschäftsführer Andreas Wagner beim Studiwerk-Neujahrsempfang in der ehemaligen Kapelle auf dem Geo-Campus. Zudem biete das jetzt angepeilte Zehn-Millionen-Euro-Projekt über den reinen Modernisierungseffekt hinaus die Chance, das Areal auch optisch aufzupeppen. Der 70er-Jahre-Bau hat wenig Rücksicht auf die Umgebung genommen - weder auf den denkmalgeschützten Trakt an der Moseluferstrecke noch auf die Rotbuche im gemeinsamen Hof, die mit ihren 450 Jahren einer der ältesten Bäume Triers ist.
Das soll die Neubebauung nach Plänen der Architekt Stein Hemmes Wirtz (Kasel) ändern. Der Segen des Architektur- und Städtebaubeirates liegt bereits vor, der des Rathauses lässt noch auf sich warten (TV vom 14. Januar). Andreas Wagner spricht deshalb von "Hängen im Schacht", sieht aber den eigenen Zeitplan noch nicht in akuter Gefahr.
Der gestaltet sich so: Die letzten Mietverträge für die rund 150 Appartements im Plattenbau laufen im März 2019 aus. Anschließend rollen die Abrissbagger an. Zu Beginn des Wintersemesters 2020/21 soll der Neubau (120 Appartements) bezugsfertig sein. Die Finanzierung des Zehn-Millionen-Euro-Projekts steht, auch wenn die Studiwerk-Verantwortlichen 2016 in wirtschaftlicher Hinsicht als "Seuchenjahr" empfunden haben.
Rote Karte für Dauerstudenten


Zum einen hat sich die Uni Trier per Zwangsexmatrikulation von nahezu 600 Langzeitstudierenden verabschiedet, zum anderen verringerten rückläufige Neueinschreibungen die Einnahmen. Dass Mainz im vergangenen Sommer überraschend und rückwirkend die Landeszuschüsse gekürzt hat, wollen Wagner und seine rheinland-pfälzischen Geschäftsführerkollegen nicht widerspruchslos hinnehmen. Seit geraumer Zeit befänden sich die Landeszuschüsse im kontinuierlichen Sinkflug. Gab es 2005 noch 75 Euro pro Jahr und Student, waren es im vergangenen Jahr noch 50, was für das Studiwerk Trier ein Minus von 130 000 Euro bedeutete. Die Schmerzgrenze sei längst überschritten. Nun drohe die Gefahr, dass notwendigerweise steigende Sozialbeiträge für Abiturienten aus sozial schwachen Familien abschreckend wirken. Es dürfe nicht dazu kommen, dass ein Studium eine Frage des elterlichen Geldbeutels werde.
"Mainz, wir müssen reden!", sagte Wagner. Gesprächsbedarf gebe es auch hinsichtlich eines landesweit für Bus und Bahn gültigen Semestertickets. Dafür kämpft der Trierer Geschäftsführer seit 2012 und erntete nach "diversen Hoffnungsschimmern zuletzt wieder negative Signale".
Doch es wurde nicht nur geklagt vor den rund 50 geladenen Gästen des Neujahrsempfangs. Andreas Wagner hatte "doppelten Grund", Andrea Möller feierlich mit einem Blumenstrauß zu gratulieren. Die 42-jährige Biologie-Professorin ist neue Vorsitzende des Studiwerk-Verwaltungsrats und wurde kürzlich für ihr Bee.Ad-Projekt ("Bildung durch die Biene") mit dem Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.Extra

 Geschäftsführer Andreas Wagner gratuliert mit Blumen: Professorin Dr. Andrea Möller ist neue Vorsitzende des Studiwerk-Verwaltungsrates und hat für das von ihr initiierte Uni-Bienenprojekt den Umweltpreis des Landes erhalten.

Geschäftsführer Andreas Wagner gratuliert mit Blumen: Professorin Dr. Andrea Möller ist neue Vorsitzende des Studiwerk-Verwaltungsrates und hat für das von ihr initiierte Uni-Bienenprojekt den Umweltpreis des Landes erhalten.

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Das Studiwerk Trier ist eine Anstalt des Öffentlichen Rechts und zuständig für die rund 22 000 Studierenden an der Uni und der Hochschule (mit Umwelt-Campus Birkenfeld). Es fördert sie laut Satzung "sozial, wirtschaftlich und kulturell" und bietet "Service rund ums Studium", zum Beispiel Vermittlungs- und Beratungsdienste. Der Rundum-Dienstleister unterhält und vermietet in Trier 1617 Wohnheimplätze und gab 2016 in seinen vier Mensen mehr als 920 000 Essen aus. Das Studiwerk hat 170 Beschäftigte und finanziert sich durch eigene Einnahmen, Sozialbeiträge der Studierenden und Zuschüsse des Landes. Jahresumsatz 2016: rund zwölf Millionen Euro. rm.

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