Zeitlos, wertvoll und innovativ

Trier · Das Stück "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren haben Regisseur Alexander Ourth und sein Verein Kulturlabor jetzt als Weihnachtstheaterstück für Kinder von neun bis 14 Jahren herausgebracht. Die Premiere in der Tufa bestach durch tolle Darstellerleistungen, einen mythischen Blickwinkel und Fantasy-Film-Ästhetik.

Trier. Knapp zwei Stunden dauert die Aufführung von Astrid Lindgrens "Mio, mein Mio", und doch herrscht keinerlei Unruhe unter den jungen Premierengästen. Offensichtlich packt sie die Inszenierungsidee von Regisseur Alexander Ourth, der Jugendtheater mit einem, wie er sich ausdrückt, "Link zu Fantasy, Film und Computer" versehen hat.
Das beginnt beim Bühnenbild: Auf weiße Leinwandtafeln, die von Szene zu Szene neu angeordnet sind, werden Bilder projiziert. Grafisch strukturiert und atmosphärisch farbig deuten sie mal Landschaften, Stadtansichten, Felsen, Mauern oder einen düsteren Zauberwald an.
Keines ist jedoch real. Alexander Ourth hat die Szenerien am Computer kreiert und sich dabei eines ähnlichen Computerprogramms wie die Macher des Fantasy-Streifens Avatar bedient. Außerdem nutzt er eine Infrarotkamera, um in Actionszenen spektakuläre Comic-Clip-Effekte zu erzeugen. Abgerundet wird diese den Jugendlichen vertraute Ästhetik durch untermalende Rock- oder Elektronikmusik.
Vor diesem, leider nicht ganz pannensicheren Hintergrund knüpft die szenische Handlung ebenfalls bei Vertrautem an. Der Held der Geschichte, Bosse, ist ein normaler Junge von heute mit Trainingshose und Basketball. Er lebt bei garstigen Pflegeeltern und sehnt sich nach einem liebevollen Vater. Märchenhaft geht es weiter: Ein Flaschengeist bringt ihn ins Reich der Ferne. Und dort findet er nicht nur seinen Vater, der dort König ist, sondern auch Freund Jum-Jum und eine Aufgabe, die ihm lange vorherbestimmt ist. Er soll den bösen Ritter Kato vernichten, der Kinder ins Land "Außerhalb" entführt hat. Klar, dass viele gefährliche Abenteuer zu bestehen sind. Die werden von Sebastian Gasper (Bosse/Mio), Ingo Paulick, (Benka/Jum-Jum), Stephan Vanecek (Onkel, Vater, Schmied, Gefangener, Ritter Kato) Judith Kriebel (Tante, Fee, Hirtin, Weberin), Hannah Ma und Carsten Lehmann (Späher) spannend und dramatisch entwickelt. Dabei geht es manchmal düster und martialisch zu. Harry Potter, keltische Sagenwelt und Grimms Märchen stehen Pate.
Doch die jungen Zuschauer können offensichtlich gut zwischen Fiktion und Realität trennen, nehmen Kampfszenen mit Gelächter und lassen sich auch von der furchterregenden Erscheinung des schwarzen Ritters nicht schocken.
Die große Stärke der Inszenierung ist, dass mythologische Figuren auch als solche dargestellt und nicht modern übersetzt werden. Damit rührt sie an menschlichen Ur-Themen wie dem Kampf Gut gegen Böse oder aufzubrechen und Herausforderungen zu meistern, um Reife und Anerkennung zu erwerben.
Mit diesem Stück ist es dem Kulturlabor gelungen, zeitlos Wertvolles in innovativer Optik zu präsentieren und die Lücke zwischen Kinder- und Erwachsenentheater zu schließen. Dafür gibt es bei der Premiere viel Lob.
Familienvorstellungen am 9. Dezember um 16 Uhr, am 16. Dezember um 18 Uhr und am 26. Dezember um 16 Uhr. Schulvorstellungen am 19. und 26. November, am 10.,11.,12.,17. und 18. Dezember, jeweils um 10 Uhr. Karten und weitere Informationen per E-Mail an elke.reiter@kulturlabor-trier.de oder unter Telefon 0651/6504484.

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