Zeitreisen in die Tiefe der Menschheitsgeschichte

Trier · Hörspiele selber produzieren: Das haben sich fünf Trierer Freunde zum Hobby gemacht. Sie arbeiten bereits an der achten Folge ihrer Serie. In ihrem Science-Fiction "Timeshift" tauchen sie in Form von Zeitreisen tief in die Menschheitsgeschichte ein.

 Der Trierer Lars Conrad spricht im selbstgebauten Tonstudio eine Szene des Hörspiels Timeshift ein. TV-Foto: David Nissen

Der Trierer Lars Conrad spricht im selbstgebauten Tonstudio eine Szene des Hörspiels Timeshift ein. TV-Foto: David Nissen

Trier. 14 000 Hörbücher werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Parallel zu kommerziellen Verlagen hat sich eine große Amateurszene etabliert, die ihre Geschichten kostenlos zum Download im Internet anbietet. Zwar steckt in ihren Produktionen weniger Geld als in den Profiaufnahmen, doch die Sprecher machen das oft durch Herzblut und Improvisationstalent wett.
Ein Beispiel: die Trierer An-dreas Pohl, Bernhard Schlax, Jens Ewald, Lars Conrad und Alexander Linß. Seit drei Jahren nehmen sie gemeinsam Hörbücher auf. Inzwischen arbeiten sie an der achten und letzten Folge ihres Projekts "Timeshift".
Ihr Protagonist ist Shaun, der bei Cern in Genf arbeitet, einem Forschungsinstitut, in dem Experimente mit dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt gemacht werden. Bei einem missglückten Experiment wird Shaun durch Raum und Zeit geschleudert. Gegenwart und Zukunft treffen aufeinander, der Geschichtsverlauf gerät durcheinander. Shaun unternimmt alles, um das angerichtete Chaos rückgängig zu machen und zurück in seine Zeit zu gelangen.
Mit viel Liebe zum Detail flicht die Gruppe historische Ereignisse wie etwa das Attentat von Sarajewo in die Handlung ein. "Wir haben gut recherchiert, ich habe richtig viel dazugelernt", sagt Jens Ewald (34).
Die Story haben die Freunde gemeinsam entwickelt. "Wir geben Ideen an Lars Conrad weiter, er führt sie zusammen und schreibt ein Skript mit den Details", erzählt Jens Ewald. "Er ist unser kreativer Kopf." Anschließend werden die Sätze einzeln eingesprochen. Dann schneidet das Team die Aufnahmen zu zusammenhängenden Gesprächen und hinterlegt sie mit Musik und passenden Geräuschen. Die fertige Episode wird dann im Internet gratis zum Download bereitgestellt.
"Für uns war von Anfang an klar, dass wir damit kein Geld verdienen wollen. Wir sind befreundet und wollen das auch bleiben. Außerdem können wir unsere Ideen dann freier und ohne Druck umsetzen", erzählt Lars Conrad.
Die erste Episode erweckte vor drei Jahren mehr Aufmerksamkeit als gedacht. "Wir hatten so viele Aufrufe, dass die Server abgestürzt sind", erzählt Andreas Pohl (24). An den Aufnahmen waren nur Freunde und Bekannte beteiligt. Damals waren es neun Sprecher - in der achten Folge beteiligen sich 29 Personen.
Sogar die Physiker von Cern kennen Timeshift. "Wir haben das Hörspiel nach Genf geschickt, um zu sehen, wie sie reagieren", berichtet Ewald. Leider hätten sie bis heute keine Antwort erhalten. ddn
Die Geschichte gibt es kostenlos im Internet unter http://timeshift.blackdays.de

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