Zuviel Kohlenmonoxid: Gefahr in mehreren Trierer Shisha-Bars

Trier · Wer sich stundenlang im Rauch der Wasserpfeifen aufhält, dem droht möglicherweise eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Die Stadt Trier hat alle neun Etablissements überprüft – mit alarmierenden Ergebnissen.


Die Warnung der Berufsfeuerwehr Trier vor den Auswirkungen des Shisha-Rauchens (siehe Seite 1) hat in Trier einen konkreten Hintergrund. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, das Ordnungsamt und die Berufsfeuerwehr haben am Donnerstag, 9. Februar, alle Wasserpfeifen-Bars der Stadt kontrolliert. Andreas Kirchartz von der Berufsfeuerwehr Trier bestätigt Informationen des TV: "Ja, diese Kontrollen gab es."

Keine der neun Trierer Shisha-Bars musste danach schließen, aber dennoch haben die Messungen und Kontrollen ein eindeutiges Ergebnis. Kirchartz: "In der Mehrzahl der Bars wurden die Kohlenmonoxid-Grenzwerte für einen sechs- bis achtstündigen Aufenthalt klar überschritten." Das bedeutet: Die Mitarbeiter und Beschäftigten der Bars, die eine komplette Schicht machen, sind in Gefahr. Besucher, die eine oder anderthalb Stunden bleiben, sind nicht derart massiv von einer Vergiftung bedroht. "In einigen Bars war die Welt auch in Ordnung, doch diese sind in der Minderzahl", sagt der Experte der Feuerwehr für Gefahrenschutz.

Kirchartz bemüht sich klar um eine ruhige und gemäßigte Darstellung der Lage. Ein Informant des TV stellt die Situation anders dar und spricht von einem "bedrohlichen, echten Sicherheitsproblem". Verantwortlich für die Kontrollen ist die Stadt Trier. Deren Presseamt bestätigt: "Einige Mitarbeiter der kontrollierten Bars machten große Augen, als sie die Messwerte sahen."

Den Anlass der Kontrollen lieferte der besorgte Vater eines jungen Shisha-Fans - das stellt sich in der Antwort des Presseamts auf die Anfrage des TV heraus. Sprecher Ralf Frühauf erklärt: "Ein Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr hat gelesen, dass es in anderen Städten Vorfälle in Shisha-Bars gegeben hat." Da sein Sohn und dessen Clique immer mal wieder solche Bars in Trier aufsuchen, entschloss sich der Feuerwehrmann, einen Test zu Hause zu machen. Er schnappte sich auf der Wache ein Kohlenmonoxid-Messgerät und ließ die Clique seines Sohnes zum Testrauchen antreten.

"Als er die Testergebnisse sah, ist er ins Leid gefallen", sagt Frühauf. Das beim Shisha-Rauchen entstehende Kohlenmonoxid hat keinen Eigengeruch, der Betroffene nimmt es nicht wahr. Die Konzentration dieses in geschlossenen Räumen sehr gefährlichen Gases war enorm hoch. Der besorgte Vater handelte. In Abstimmung mit dem aktuell für die Feuerwehr zuständigen Dezernenten Andreas Ludwig (CDU) berief er einen runden Tisch ein, an dem das Gewerbeaufsichtsamt, das Ordnungsamt, die Feuerwehr, die Bezirksschornsteinfeger und ein Experte für Lüftungstechnik saßen.

Parallel dazu fanden Mitarbeiter der Stadt während einer Gaststättenkonzessionierung in einer Shisha-Bar eine laut Frühauf "bedenkliche Konstruktion ohne Lüftung" vor. Dieses zweite Alarmsignal reichte aus, eine Kontrolle aller Shisha-Bars anzuordnen.

In den meisten Fällen trafen die Kontrolleure nicht die Betreiber der Bars an sondern die Mitarbeiter. "Die Beschäftigten waren sehr kooperationsbereit und einsichtig", betont Frühauf. "Ihnen war gar nicht klar, dass sie tatsächlich in Gefahr schwebten."

Was wird jetzt geschehen? Frühauf: "Alle Bars erhalten in diesen Tagen Post." Darin stehen die Auflagen, die erfüllt werden müssen, wenn der Betrieb weitergehen soll. "Das betrifft vor allem die Lüftungsanlagen, die in einigen Bars komplett untauglich waren", sagt der Sprecher der Stadt Trier. Bis zum 15. März haben die Inhaber Zeit zum Nachrüsten. "Sie müssen dann eine Bescheinigung einer Fachfirma oder eines Sachverständigen vorlegen", sagt Frühauf und betont: "Wir sind die erste Stadt, die alle ihre Shisha-Bars präventiv kontrolliert hat, ohne dass ein Zwischenfall mit Verletzten der Anlass war."

Worin liegt der Reiz des Shisha-Rauchens? Eine junge Konsumentin nimmt Stellung: "Mir gefällt die Geselligkeit in Shisha-Bars. Man sitzt in einer Runde gemütlich zusammen." Die Diskussion um mögliche Gefahren hält sie für übertrieben: "Wenn es im Raum stickig ist, wird halt einfach die Tür oder das Fenster geöffnet."

Das offizielle Ergebnis der Kontrollen
Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord nimmt Stellung: Am 9. Februar seien alle neun in Trier registrierten Shisha-Bars vom Ordnungsamt der Stadt Trier, der Berufsfeuerwehr, dem Bezirksschornsteinfeger und der Gewerbeaufsicht der SGD Nord überprüft worden. Die Gewerbeaufsicht war beteiligt, denn "Arbeitgeber sind verpflichtet, die gesetzlichen Anforderungen zum Schutz ihrer Beschäftigten vor Gesundheitsgefahren zu erfüllen."
Bei fast allen überprüften Shisha-Bars seien die gleichen Mängel festgestellt worden.

Die SGD Nord zählt auf: "Erhöhte Kohlenmonoxidwerte, fehlende oder nicht funktionsfähige technische Lüftungen in den Gast- und Nebenräumen, fehlende Nachweise, dass die Lüftungseinrichtungen den Anforderungen genügen, fehlende oder nicht funktionierende Kohlenmonoxidmelder, fehlende Gefährdungsbeurteilungen und Unterweisungen der Arbeitnehmer und bauliche Mängel (elektrische Anlagen und Fluchtwege)."

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