Zwei Kreisvorsitzende, ein Posten

Nachdem Marc-Bernhard Gleißner von seinem Stadtratsmandat zurückgetreten ist, muss sich die Fraktion der Partei "Die Linke" neu sortieren. Dass Katrin Werner mitten im Bundestagswahlkampf steckt, macht die Sache nicht einfacher.

Trier. (woc) Dass sie doch noch Mitglied des Trierer Stadtrats wird, der sich am Dienstag konstituiert, damit hatte Katrin Werner nicht gerechnet. Der Rücktritt des 25-jährigen Marc-Bernhard Gleißner, für den sie in die Linke-Fraktion nachrückt (TV vom Dienstag) habe auch sie überrascht.

Richtig freuen kann sie sich nicht über das frisch gewonnene Mandat: "Mir tut es zum einen sehr leid, dass der geschätzte Marc-Bernhard auf sein Mandat verzichtet", sagt die 35-jährige Mutter einer kleinen Tochter. "Zum anderen ist der Moment denkbar schlecht - denn ich stecke mitten im Wahlkampf für die Bundestagswahl am 27. September." Dass sie das Direktmandat nicht erringen wird, ist Werner zwar klar. Berlin hat sie trotzdem nicht abgeschrieben: "Ich stehe auf Platz drei der Landesliste, ein Wahlergebniss von acht bis neun Prozent würde ausreichen."

Auf die Kommunalpolitik will sich die bislang besonders auf Landesebene engagierte 35-Jährige trotzdem voll einlassen - möglicherweise mit Anspruch auf den Fraktionsvorsitz. Das erste Gespräch mit dem künftigen Fraktionskollegen Johannes Verbeek stehe allerdings noch aus, weshalb auch zur Ausschussbesetzung noch nichts gesagt werden könne, erklärte sie gestern.

Am Streit über die Kandidaten für Schulträgerausschuss und Stadtwerke-Verwaltungsrat war die Zwei-Mann-Fraktion am Montag zerbrochen. Gleißner trat zurück, nachdem Verbeek angekündigt hatte, eher die Fraktion aufzukündigen als von seinen Wunschkandidaten abzulassen. "Und ich bestehe auch weiterhin darauf, dass die Posten nach Kompetenz vergeben werden", erklärte Verbeek am Dienstag. Für den Schulträgerausschuss hat er Ehefrau und Lehrerin Veronika Verbeek nominiert, für den SWT-Ausschuss den von Werner ungeliebten Verkehrs- und Versorgungsexperten Karl-Georg Schroll. "Ich habe auch nach wie vor Interesse daran, den Fraktionsvorsitz zu übernehmen", betont Verbeek.

Unter anderem auf Katrin Werners Initiative war der Fraktionsvorsitz nicht an den Spitzenkandidaten Verbeek, sondern an Gleißner gegangen. Verbeek sei als Kreisvorsitzender zu stark mit Arbeit belastet, als dass er zusätzlich den Fraktionsvorsitz übernehmen könne, hieß es. Das Argument hat jetzt seine Schlagkraft verloren: Denn auch Werner ist amtierende Kreisvorsitzende.

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