Abenteuer Einmal Sternenzelt und zurück

Trier · Zwei Trierer übernachten regelmäßig in den Wäldern deutscher Großstädte, dabei schauen ihnen meist mehr als  tausend Menschen zu. Jetzt soll das Projekt noch einmal gewaltig wachsen.

 Die Umgebung des Sirzenicher Bachs auf der Westseite der Mosel gehört zu den Lieblingswäldern von Jana und Patrick Heck.

Die Umgebung des Sirzenicher Bachs auf der Westseite der Mosel gehört zu den Lieblingswäldern von Jana und Patrick Heck.

Foto: Noah Drautzburg

Eine Nacht im Wald schlafen – für die meisten Menschen ist das unvorstellbar. Jana und Patrick „Paddy“ Heck machen das regelmäßig. Nicht etwa wegen der hohen Immobilienpreise, sondern aus Leidenschaft.

Einmal im Monat fahren die beiden in nahe gelegene Großstädte. Dort angekommen, steuern sie jedoch nicht die nächste Einkaufsmeile oder die nächste Sehenswürdigkeit an, sondern den nächsten Wald. Hier wandern sie und suchen sich einen Schlafplatz. Am nächsten Tag geht es dann wieder zurück. „Ausbüxen“ nennen sie das. Was sie dabei entdecken und erleben, halten sie auf ihrem YouTube-Kanal „Abenteuerjetzt“ fest.

 Vor dem Übernachten bei Minusgraden, wie hier in Frankfurt, hatte vor allem Patrick Respekt. Mit dem richtigen Schlafsack sei das zwar kein Problem, Anfängern würde er es aber dennoch nicht empfehlen.

Vor dem Übernachten bei Minusgraden, wie hier in Frankfurt, hatte vor allem Patrick Respekt. Mit dem richtigen Schlafsack sei das zwar kein Problem, Anfängern würde er es aber dennoch nicht empfehlen.

Foto: Jana und Patrick Heck

Bei einer Wanderung mit einem TV-Reporter sprechen die beiden über ihr Projekt, dessen Hintergründe und ihre Pläne für die Zukunft.

Unabhängig voneinander haben sie ihre Liebe zur Natur entdeckt. Später haben sie sich gegenseitig immer weiter überboten. „Abends sind sie schon oft spontan losgewandert,  um in den Wäldern der Eifel zu übernachten. Morgens ging es von dort aus mit der Bahn zur Arbeit.“  Das Schlafen unter freiem Himmel hat sie schon immer fasziniert.

Seit einem knappen Jahr wollen sie diese Leidenschaft nun weitergeben. „Es geht darum, dass viele Menschen die Möglichkeit gar nicht sehen“, sagt Jana und meint damit das Schlafen im Wald. „Wir wollen beweisen, wie einfach das ist.“

Um zu zeigen, dass es wirklich überall etwas zu erleben gibt, informieren sie sich kaum, bevor sie sich für ein Reiseziel entscheiden. Auf die Stadt Essen, sagt Patrick, sei die Wahl nur gefallen weil sie dachten, dort gebe es sicher nichts. In ihrem Video ist davon aber nichts zu spüren. Voller Begeisterung steht Jana auf dem Gelände eines ehemaligen Steinkohlebergwerks und erzählt von dem Einfluss, den der schwarze, verdichtete Boden auf die Pflanzenwelt hatte. Sie hat in Trier BioGeo-Analyse studiert.

Auf die Frage, ob sie etwas zu der Flora und Fauna erzählen könne, bleibt sie sofort stehen. „Da gibt es vieles“ sagt sie und zeigt schließlich auf einige unscheinbare Pflänzchen am Waldrand. Sie zerreibt ein Blatt in ihrer Hand und riecht daran. „Man riecht es leider nicht so gut, aber das ist Waldmeister“. Sie zeigt auf die winzigen Samenkörner. „Die Natur hat denen extra kleine Härchen gegeben, damit sie an den Tieren haften bleiben.“ Diesen Blick für die kleinen Dinge muss man wohl haben.

Angesprochen auf sein schönstes Erlebnis, erzählt Patrick  von ihrem Schlafplatz in Saarbrücken, als zwischen ihnen und dem sternenklaren Himmel zwei Fichten im Wind rauschten.

Groß sind allerdings ihre Pläne für die Zukunft, denn ihr Hobby möchten Jana und Patrick an so viele Menschen wie möglich weitergeben. Dafür haben sie sich jetzt eine berufliche Auszeit genommen.

Am 1. August startet ihr Projekt „Ausgebüxt Delüx“. Einen Monat lang möchte das Paar quer durch Deutschland reisen, fünf Großstädte stehen auf dem Plan. Ohne Auto, ohne Hotelzimmer. „30 Nächte unter freiem Himmel“ lautet die Unterzeile. Auf ihrer Internetseite abenteuerjetzt.de wird pünktlich zum Projektauftakt ein Blog starten, auf dem sie Interviews mit ähnlich denkenden Menschen veröffentlichen wollen.

Im weiteren Verlauf des Jahres werden sie zwei Seminare anbieten. Wer am Übernachten im Freien interessiert ist, soll sich dabei jeweils am 22. und am 29. September im Meulenwald auf dem Gelände des Forstamtes Trier unter Anleitung der Experten selbst daran versuchen können. Plätze dafür können bereits auf ihrer Internetseite gebucht werden.

Die Wälder rund um Trier seien geradezu perfekt geeignet. „Es gibt viele Dörfer in der Eifel, die nicht so eine schöne Natur außenrum haben“, schwärmt Patrick insbesondere vom Sirzenicher Bach und dem Weisshauswald.

Vor allen Dingen die Nähe zur Stadt hat es ihm angetan. Wer einmal mit ihnen unterwegs war, versteht das sofort.

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