Zwei Wunschträume unter einem Dach

Neues Schmuckstück in der Fußgängerzone: Der Medienproduzent Michael Becker aus Udelfangen hat per aufwendiger Restaurierung dem Jugendstilhaus Nagelstraße 31 sein altes Aussehen zurückgegeben. Im kommenden Sommer will er dort ein Literaturcafé eröffnen.

 Nagelstraße 31: Im frühen 20. Jahrhundert wurde hier „feine Damengarderobe“ angefertigt und verkauft. Foto: privat

Nagelstraße 31: Im frühen 20. Jahrhundert wurde hier „feine Damengarderobe“ angefertigt und verkauft. Foto: privat

Trier/Udelfangen. Michael Becker bezeichnet sich als "echten Glückspilz". Gerade hat er sich einen Herzenswunsch erfüllt, und jetzt arbeitet er daran, den zweiten Wunschtraum Realität werden zu lassen.

Wunsch Nummer 1 war es, eines der "schönen kleinen historischen Häuser in der Trierer Altstadt zu besitzen". Fündig wurde der 37-Jährige aus Udelfangen in der Nagelstraße. Dort stand 2009 die Immobilie zum Verkauf, die fast ein halbes Jahrhundert lang das Miederwarenhaus Fey beherbergt hatte: "Ich war hin und weg, als ich den Zuschlag bekam. In das Haus habe ich mich schon vor vielen Jahren verliebt, weil ich die Jugendstilfassade so toll finde." Gut 200 000 Euro kostete der Kauf. Das Dreifache davon investiert Becker, um sein Schmuckstück mit Hilfe des Trierer Architekten Gerd Kintzinger so richtig "herauszuputzen". Nicht eingerechnet Hunderte Arbeitsstunden, die er und sein Vater Franz-Josef Becker (60) mittlerweile geleistet haben: "Wir machen viel selbst und in Handarbeit." Das allerdings im Inneren des inzwischen ausgekernten und von 150 Tonnen Schutt befreiten Gebäudes. Draußen haben in den vergangenen Monaten - sehr zur Freude von städtischer und Landesdenkmalpflege - ausgewiesene Experten ganze Arbeit geleistet: Diplom-Restaurator Thomas Lutgen und die Malerfirma Hött haben der 1905 vom Architekten und Künstler H. Meppert gestalteten und einer von Triers besterhaltenen Jugendstil-Fassaden ihr ursprüngliches Aussehen wiedergegeben - ein faszinierendes Zusammenspiel von Farben und plastischen Elementen aus Stuck, gekrönt von der im Giebelaufsatz eingebrachten Inschrift des Erbauungsjahrs 1905. Ebenfalls aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt die hölzerne Haustür, die Becker kürzlich eingesetzt hat: "Sie stammt aus Rösrath bei Köln. Ich habe lange gesucht, bis ich dieses gute Stück endlich gefunden hatte."

"Genussgesellschaft" startet Mitte des Jahres



Außen ist das Haus Nagelstraße 31 ein viel bestaunter Hingucker - und innen? "Dort erfülle ich mir meinen Wunschtraum von einem Literaturcafé", kündigt Michael Becker an. Solche "kuscheligen kleinen Läden kenne ich aus London und Amsterdam. Das soll es endlich auch in Trier geben". Neben Kaffee will Becker dort auch Bücher (insbesondere über Architektur und Kunst) anbieten und kleinere Veranstaltungen wie Lesungen und Unplugged-Konzerte organisieren. Die Eröffnung ist für Mitte 2011 geplant. Das Ganze firmiert unter "Genussgesellschaft" und wird sich über drei Etagen und insgesamt 140 Quadratmeter erstrecken. Becker will zwei feste Arbeitsplätze schaffen und oft auch "den Traum leben, sprich: selber hinterm Tresen stehen". Wieviel Gelegenheit er dazu hat, wird sich zeigen. Denn der Unternehmer ist in seinem angestammten Metier bereits höchst erfolgreich. Gemeinsam mit Thomas Gerten und Andreas Thran betreibt er die Firma Imagion (50 Mitarbeiter in Udelfangen und Trier), die Projekte rund um Blu-ray, DVD und UMD umsetzt und mit Pop-Größen wie Herbert Grönemeyer und BAP zusammenarbeitet. Zuletzt hat Imagion "Freck langsam" auf DVD gepresst.

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