Zwerg-Schulen für kleine Schüler

TRIER. Sechs der insgesamt 24 Grundschulen im Stadtgebiet werden von weniger als 100 Kindern besucht. Die kleinste davon steht in Pallien: In dem großen, rosafarbenen Gebäude werden nur 57 Kinder in vier Klassen unterrichtet. Trotz schrumpfender Schülerzahlen denken Schulamt und Schulaufsichtsbehörde nicht an die Schließung oder Zusammenlegung der Schulen.

Der Bericht des Landesrechnungshofs über die rheinland-pfälzische Grundschullandschaft (TV vom 12. Januar) hat für Aufsehen gesorgt. Denn auch in Trier gibt es Schulen, deren Schülerzahlen in den vergangen Jahren arg zusammengeschrumpft sind. Viele Klassenräume in den zum Teil großen Schulgebäuden stehen leer und werden nicht mehr genutzt. "Wir haben an den Trierer Grundschulen tatsächlich einen Schülerrückgang zu verzeichnen", bestätigt Evelin Dziendziol, Sprecherin der Schulaufsichtsbehörde Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD). Für die Jahre bis 2015 prognostizieren die Statistiker des Landesrechnungshofs für die Stadt Trier einen weiteren Rückgang bei den Grundschülern - und zwar um 35 bis 40 Prozent. Auch im Konzept zum "Schulentwicklungsplan 2020+" von Schuldezernent Ulrich Holkenbrink steht, dass wegen demografischen Wandels "bereits in wenigen Jahren gravierende Änderungen auf Zahl und Struktur der Bevölkerung - und hier besonders auf die jüngeren Jahrgänge - zu erwarten" seien. Die fünf "Zwerg-Schulen" Triers sind die Grundschule Kürenz (92 Schüler), die Grundschule Mariahof (96), die Grundschule Olewig (84), die Grundschule in Alt-Tarforst (84), die Barbara-Grundschule (91) und die Grundschule in Pallien (57). Laut Schulgesetz muss eine Grundschule mindestens eine Klasse pro Klassenstufe führen. Mindestens 14 Schüler müssen jede Klasse besuchen. Kombinierte Klassen, in denen zum Beispiel die Kinder des ersten und des zweiten Schuljahres gemeinsam unterrichtet werden und die auf dem Land schon gar nicht mehr so selten sind, gibt es in Trier - noch nicht. Die Grundschule Pallien hat mit 57 Kindern zwar genau einen Schüler mehr, als es die gesetzliche Mindestgröße verlangt. Aber die erste Klasse besuchen nur zehn Kinder. Dafür muss die Schulaufsichtsbehörde eine Sondergenehmigung aussprechen. "Für uns gilt immer noch das Schlagwort: ,kurze Beine - kurze Wege' betont Dziendziol. "Wir bemühen uns, die Grundschulen zu erhalten." Auch Ministerpräsident Kurt Beck hat sich in seiner Regierungserklärung 2005 klar für den Erhalt auch kleiner Grundschulen ausgesprochen und pädagogischen Argumenten den Vorrang vor wirtschaftlichen Gründen gegeben. Ebenso hege der Trierer Schulrat Bernhard Herbrand keine Gedanken an eine Schließung einer der Trierer Grundschulen, sagt Dziendziol. Bevor zum Beispiel die Palliener Grundschule aufgegeben werde, würden zuvor die Klassen kombiniert. Das könnte nötig sein, wenn sich zum Schuljahr 2007/08 erneut nur zehn Kinder anmelden.

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