Volksfreund-Serie Zwischen Rebe und Reagenzglas

Trier/Grevenmacher · Was sind die Aufgaben eines Weintechnologen, was bedeutet "Grenzüberschreitung", und was sagen die Azubis?

 Sebastian Barthel hat bei Bernard Massard eine Ausbildung zum Weintechnologen gemacht als einer der drei besten Absolventen. Foto: privat

Sebastian Barthel hat bei Bernard Massard eine Ausbildung zum Weintechnologen gemacht als einer der drei besten Absolventen. Foto: privat

Foto: (h_st )

Trier/Grevenmacher Wer an Wein und seine Herstellung denkt, denkt fast automatisch an den Beruf des Winzers. Aber die beruflichen Möglichkeiten derer, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb des Rebensaftes beschäftigen möchten, sind vielfältig. Zum Beispiel als Weintechnologe. Bis 2013 nannte der sich noch Weinküfer, ein Begriff, der in Urzeiten den Fassbauer meinte und nun, mit dem Zusatz "Technologe", Bewerber effektiver anlocken und dem Berufsbild einen moderneren Anstrich verpassen solle, erklärt Stephan Krämer, Kellermeister bei der Sektkellerei Bernard Massard in Grevenmacher. Dort wird die Ausbildung zum Weintechnologen seit 1999 als grenzüberschreitendes Projekt angeboten. Die theoretische Lehre findet in einer deutschen Berufsschule statt, die Einführung in das praktische Wissen hingegen im luxemburgischen Traditionsunternehmen. Während sich der Winzer saisonal auch damit beschäftigt, die Weinstöcke zu pflanzen und zu pflegen und später die Trauben zu lesen, beginnt für den Weintechnologen die Arbeit im Keller: Er verarbeitet die Trauben weiter, muss lernen, die großen Maschinen, die dazu nötig sind, irgendwann auch selbstständig zu bedienen. Im Labor setzt er sich mit der chemischen Zusammensetzung des späteren Weins auseinander und beeinflusst dessen Geschmack. "Der Weintechnologe muss aber auch wissen, was im Weinberg passiert. Er fährt gelegentlich mit raus, um sich die Trauben anzuschauen und mit einem Blick zu erkennen, was eine reife Traube ausmacht", betont Krämer.
Mona Loch beendete ihre Ausbildung im Sommer 2016 und arbeitet mittlerweile in der Geschäftsführung des Weinguts Reichsgraf von Kesselstatt. Ihre Ausbildung zur Weintechnologin möchte sie nicht missen. "Dadurch habe ich heute viele Vorteile in der täglichen Arbeit. Ich weiß genau, was ich verkaufe und kenne die Abläufe im Hintergrund", erklärt sie.
Für Mona Lochs Azubi-Kollegen Sebastian Barthel sind die Vorteile der grenzüberschreitenden Ausbildung eindeutig. "Ich habe nicht nur den deutschen Markt kennengelernt, sondern konnte mich auch im Umgang mit internationalen Kunden versuchen. Durch diese bilinguale Arbeitsweise habe ich nebenbei auch mein Französisch verbessert". Am 1. September beginnen Stefan Schumacher und Matthias Metzdorf ihre Ausbildung. Schumacher kommt aus der Eifel, hat also von Haus aus nichts mit Wein am Hut.
Ihn motiviert die kleinteilige Feinabstimmung, die sich hinter der Weinherstellung verbirgt. Metzdorf aus Oberbillig interessiert vor allem der Weg vom Wein zum Sekt. "Bei einer so großen und bekannten Sektkellerei bin ich damit genau richtig. Außerdem wollte ich in der Region bleiben, und Luxemburg ist ja gleich um die Ecke", beschreibt er seine Motivation.Extra: DIE AUSBILDUNG ZUM WEINTECHNOLOGEN


dauert drei Jahre. Als Schulabschluss wird mindestens mittlere Reife (Realschule) erwartet. Bewerber sollte nicht nur technisches Verständnis und handwerkliches Geschick mitbringen, sondern außerdem einen sensiblen Geruchs- und Geschmackssinn. Nach der Ausbildung ist es möglich, sich zum Beispiel zum Weinfachberater oder Techniker im Bereich Weinbau weiterbilden zu lassen, die Prüfung zum Kellermeister abzulegen oder Weinbau zu studieren. Gehalt: 1. Ausbildungsjahr: 580 bis 600 Euro, 2. Ausbildungsjahr: 620 bis 650 Euro, 3. Ausbildungsjahr: 700 bis 750 Euro, Einstiegsgehalt: zwischen 1800 und 2200 Euro

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