Trierer Bischof Ackermann: Hirtenbrief gilt auch für uns

Trier · Der Trierer Bischof Stephan Ackermann (47) hat den Hirtenbrief des Papstes zum Missbrauch in der irischen Kirche begrüßt. Obwohl Benedikt XVI. mit keinem Wort auf die Fälle in seinem Heimatland eingeht, „gelten die Aussagen auch für uns in Deutschland“, sagte der katholische Missbrauchsbeauftragte.

 Bischof Ackermann bezieht Stellung zum Hirtenbrief des Papstes. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Bischof Ackermann bezieht Stellung zum Hirtenbrief des Papstes. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Foto: Rolf Seydewitz

(sey/dpa) In seinem am Samstag in Rom veröffentlichten Hirtenbrief drückte der Papst „im Namen der Kirche offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen“. Es werde manchmal schmerzhafte Hilfsmittel brauchen, um die Wunden zu heilen. „Erkennt eure Schuld öffentlich an, unterwerft euch der Rechtsprechung“, lautet die Forderung des katholischen Kirchenoberhauptes an die Priester und Ordensleute, die Kinder in Irland missbraucht haben. Sie hätten das in sie gesetzte Vertrauen verraten.

Die katholische Kirche in Irland war im vergangenen Jahr durch zwei Untersuchungsberichte schwer erschüttert worden, die den jahrzehntelangen tausendfachen Missbrauch von Kindern unter dem Dach der Kirche dokumentiert hatten.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, bezeichnete den Hirtenbrief als „einfühlsam, klar und spirituell“. Es sei bemerkenswert, dass der Papst bereits im dritten Satz die Verfehlungen der Kirche anspreche und den Missbrauch eindeutig als Verbrechen charakterisiere.

Dass Benedikt XVI. mit keinem Wort auf den Missbrauchsskandal in Deutschland eingehe, sei nicht verwunderlich, sagte Ackermann: „In dem Hirtenbrief sind genug Hinweise für uns in Deutschland enthalten.“ Der Trierer Bischof rechnet nicht damit, dass sich der Papst zum Thema Missbrauch noch einmal eigens an die deutschen Gläubigen wenden wird. Die Situation in Irland habe allerdings auch „eine andere Dimension“.

Ackermann, der am Samstag 47 Jahre alt wurde, sieht die Position der deutschen Bischöfe durch den Hirtenbrief gestärkt: „Die Entschiedenheit, mit der der Papst die Vorgänge beim Namen nennt und Aufklärung erwartet, ist doch sehr deutlich, und das werden wir uns zu Herzen nehmen.“

Der Trierer Bischof will am Montag nächster Woche einen Zwischenbericht über die im Bistum Trier bekannt gewordenen Missbrauchsfälle geben. Einen Tag später gibt der 47-Jährige den Startschuss für eine bundesweite Telefon-Hotline für Missbrauchsopfer.

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