Trier Trierer Bischof hält trotz Großdemo an Reformplänen fest

Trier · 1500 Gläubige protestieren vor dem Dom gegen Auflösung der kleinen Kirchengemeinden.

 5 vor 12: Unter diesem Motto haben 1500 Menschen auf dem Domfreihof gegen die Bistumsreform demonstriert.

5 vor 12: Unter diesem Motto haben 1500 Menschen auf dem Domfreihof gegen die Bistumsreform demonstriert.

Foto: Friedemann Vetter

Rund 1500 Gläubige aus dem ganzen Bistum haben am Samstagmittag vor dem Trierer Dom gegen die geplante Auflösung der kleinen Pfarreien demonstriert. Zu der anderthalbstündigen Protestaktion mit Reden, Gebeten und Gesang hatte die einst im Altkreis Prüm gegründete Initiative Kirchengemeinde vor Ort aufgerufen. Auch Bischof Stephan Ackermann und nahezu das komplette Leitungsteam des Bistums waren vor Ort, um sich der Diskussion zu stellen.

Das nach eigenen Angaben von 264 Kirchengemeinden im Bistum Trier unterstützte reformkritische Bündnis will, dass die derzeit noch 887 Pfarreien mit ihrem Vermögen bestehen bleiben können, wenn dies vor Ort gewünscht ist. Nach dem Willen des Bistums sollen die in 172 Pfarreiengemeinschaften organisierten Pfarreien ab Januar 2020 in 35 XXL-Pfarreien aufgehen. Offiziell heißen sie Pfarreien der Zukunft.

„Die Kirche muss im Dorf bleiben“, forderte Initiativensprecher Harald Cronauer. Der saarländische FDP-Politiker kritisierte, dass die von Bischof Stephan Ackermann eingesetzte Synode niemals beschlossen habe, die Kirchengemeinden aufzulösen.

Er appellierte an die Bistumsleitung, die Reform auszusetzen und sich mit den Kritikern an einen Tisch zu setzen.

Ähnlich argumentierte auch der saarländische Landrat Udo Recktenwald (CDU), der – wie sein Eifelkreis-Kollege Joachim Streit – bereits in einem offenen Brief die Bistumspläne scharf kritisiert hatte. „Wir gehen für unseren Glauben und das Ehrenamt auf die Straße. Uns ist es nicht egal, wenn die Kirchen geschlossen werden“, so der St. Wendeler Landrat. Es gebe Alternativen zu den geplanten XXL-Pfarreien, meinte der Kölner Theologe und Pädagoge Professor Josef Freise.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann verfolgte die Protestveranstaltung mit nahezu seiner kompletten Führungsriege. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte der 55-Jährige, die große Teilnehmerzahl an der Protestaktion zeige, dass den Menschen die Kirche nicht egal sei. In vielen Zielen stimme man mit den Demonstranten überein, unterschiedliche Meinungen gebe es nur in Bezug auf den richtigen Weg dahin.

Einige Anregungen der Kritiker seien zudem bereits berücksichtigt worden. Ackermann bekräftigte, dass die Bistumsleitung am Zeitplan und den Inhalten der Reform festhalten werde, auch wenn bei der Umsetzung womöglich nicht alles schon zum 1. Januar 2020 in trockenen Tüchern sei.

Eine Aussage, die bei den Kritikern der Initiative Kirchengemeinde vor Ort kaum auf Beifall stoßen dürfte. Sie haben bereits angekündigt, weiter gegen die geplante Auflösung der kleinen Kirchengemeinden mobil zu machen.

Sollte dies auf der Gegenseite auf taube Ohren stoßen, will das Bündnis vors Kirchen- und vors Verwaltungsgericht ziehen. Eine entsprechende Ankündigung wurde zum Abschluss der Protestveranstaltung vor dem Dom per Akklamation von den Demonstranten verabschiedet.

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