20 Flüchtlinge, viele Fragen und Ängste - Informationsabend zur Aufnahme von Asylsuchenden in Pölich

Pölich · Im Februar sollen 20 Flüchtlinge in ein ehemaliges Hotel in Pölich einziehen. Die Bilder von Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht haben Ängste geschürt. Auch unter den Pölicher Bürgern. Laut Polizeistatistik sind diese jedoch unbegründet.

Pölich. Der Raum in der Kindertagesstätte ist brechend voll. "Wichtig ist, die Nerven zu behalten. Das kriegen wir schon hin", sagte Ortsbürgermeister Walter Clüsserath zu Beginn der mehr als zweistündigen Infoveranstaltung. 20 Flüchtlinge sollen Mitte Februar in ein ehemaliges Hotel in Pölich einziehen.

Sozialdezernent Joachim Christmann von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg sprach von einer gemeinsamen kommunalen Aufgabe für alle und lieferte den 80 Zuhörern Zahlen, Fakten und Hintergründe. Etwa, dass im Januar und Februar 2016 rund 400 Asylsuchende dem Landkreis Trier-Saarburg zugewiesen werden sollen.

Die Frage "Wer kommt nach Pölich?" stand im Mittelpunkt des offenen Austausches zwischen Bürgern, Christmann, einem Mitarbeiter der Caritas und Polizisten. Ein Gemeinderatsmitglied empörte sich, dass es von der Zuweisung der Flüchtlinge erst aus dem Amtsblatt erfahren habe. Damit werde auch die Chance genommen, aktiv mitzugestalten, dass etwa vorwiegend Familien in die neu entstehende Gemeinschaftsunterkunft einziehen könnten.

Offenbar brodelt die Gerüchteküche in Pölich: Dass 20 junge Männer im Alter zwischen 25 bis 35 Jahren in die Unterkunft einziehen würden, sei ihm zugetragen worden, sagte Clüsserath und mahnte: "Bitte lasst die Gerüchte. Das ist das Gefährlichste und Schlimmste, was es gibt."
Christmann sagte: "Wir wissen nicht, wer kommt. Eine Mitgestaltung ist nicht möglich." Fest steht laut Sozialdezernent, dass Pölich im Februar Flüchtlinge zugewiesen werden, die ein Dach über dem Kopf und etwas zum Essen brauchen.

"Sind sexuell motivierte Delikte bekannt?", fragte ein Bürger. Polizeihauptkommissar Harald Licht, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Schweich, beruhigte: "Das Zusammenleben in den Gemeinschaftsunterkünften ist aus polizeilicher Sicht vollkommen unauffällig."

In einem Fall, außerhalb der Verbandsgemeinde Schweich, habe ein Mann sich einer Frau in ungebührlicher Art genähert. Bernhard Jocher vom Caritasverband Trier erklärte das Betreuungskonzept der Wohlfahrtsverbände. Sozialarbeiter seien regelmäßig vor Ort, die etwa 1400 Flüchtlinge im Landkreis würden von 14 Sozialarbeitern und Helfern unterstützt. Auch Ehrenamtliche spielten bei der Integration eine große Rolle. Wer in Pölich helfen möchte, konnte sich in eine Liste eintragen.

Jocher betonte, alle in der Flüchtlingshilfe Arbeitenden seien gut untereinander vernetzt. Die von der Leiterin des Pölicher Seniorenheims und einem Ehepaar geschilderten positiven Erfahrungen mit Flüchtlingen und Lichts Appell an die Pölicher dürfte die Sorgen noch mal etwas gedämpft haben: "Melden Sie es uns, wenn es Probleme gibt, dann gehen wir dem Sachverhalt nach", sagte der Chef der Schweicher PI.
Sozialdezernent Christmann betonte, es sei wichtig, die Diskussion in der Mitte der Gesellschaft zu führen - so wie in Pölich.

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