Alte Schwarz-Weiß-Schätze für die Zukunft erhalten

Mehring · Zeugnisse aus längst vergangener Zeit: Mehr als 1000 historische Aufnahmen Mehrings und seiner Bewohner hat Werner Dorsch (64) recherchiert, aufgearbeitet und für die Nachwelt erhalten. Bei Lichtbildvorträgen haben die Bilder schon einige Hundert Menschen begeistert.

 Werner Dorsch beschäftigt sich mit historischen Fotos. TV-Foto: Renate Scherf-Pitzing

Werner Dorsch beschäftigt sich mit historischen Fotos. TV-Foto: Renate Scherf-Pitzing

Mehring. Es war eine zufällige Entdeckung, die Werner Dorsch aus Mehring zu seinem Hobby geführt hat: Nach dem Tod seiner Schwiegermutter fand er alte Fotos auf dem Speicher. "Die Personen darauf mussten für die Familie von Bedeutung gewesen sein, sonst wären die Bilder sicher nicht aufbewahrt worden", dachte er.
Dorschs Neugier war geweckt. Er ergründete, wer die Personen waren. So drang er auch tiefer in die Historie des Moselortes ein - und erforscht sie bis heute.
Menschen ganz nah


Für den Pensionär ist sein Hobby interessant und abwechslungsreich. "Verstirbt ein Mensch, kommt es nicht selten vor, dass die Erben mit diesen kleinen unscheinbaren Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit gezacktem Rand nichts anzufangen wissen."
Viele würden die Bilder einfach entsorgen. "Aber genau solche Schätzchen suche ich. Besonders wenn alte Gebäude wie die Kirche, die Schule oder auch Momentaufnahmen der Bevölkerung und des Weinbaus darauf zu sehen sind."
Ein besonders interessantes Foto aus Dorschs Sammlung zeigt zwei Kühe, die an einen Wagen mit Wasserfass angeschirrt in der Mosel stehen. Zwei Männer schöpfen Wasser in ein Spritzfass. Im Hintergrund, am heutigen Radweg nach Riol, ist ein Viadukt zu erkennen, das heute durch die Stauung der Mosel geflutet ist. Einige Kantsteine dieses jetzt nicht mehr sichtbaren Bauwerks wurden in der kleinen Kapelle in den Weinbergen auf dem Huxley verbaut.
Die Mehringer wissen um das Hobby des 64-Jährigen. Sie stellen ihm gern Familienfotos und Totenzettel für seine Nachforschungen zur Verfügung. Oft gelingt es Dorsch, den inzwischen unbekannten Mehringern wieder einen Namen zu geben.
Nicht selten findet er dabei familiäre Querverbindungen. Die bearbeiteten Fotos übergibt Dorsch dem Kulturhistorischen Verein in Mehring. Sie werden im Kulturzentrum Alte Schule oder im Rahmen von Lichtbildvorträgen (der TV berichtete) präsentiert.
Dorschs Ehefrau Mechthild (62), mit der er heute in der Nähe von Köln lebt, teilt zwar das Hobby des Pensionärs nicht. Trotzdem begleitet sie ihn gern im Wohnmobil, wenn er sich im Abstand von einigen Wochen in seinen Geburtsort Mehring begibt, mit dem er noch tief verbunden ist. "Ein Taucher - mein Vater - kam 1947 an die Mosel, um Reste der zerstörten Brücke zu sprengen und so die Schifffahrtsstraße wieder frei zu machen. Dort lernte er meine Mutter kennen", erinnert sich Dorsch.
Bis zur Einschulung sei er bei den Großeltern aufgewachsen. Weil die Luft an der Mosel sauberer war als im Ruhrgebiet, wo Dorsch zwischenzeitlich wohnte, verbrachte er später auch die Schulferien in Mehring. Er schwärmt: "Die Krönung der historischen Forschungen zu meiner Heimat wäre es, ein Foto vom alten Bahnhof mit einer Dampflokomotive zu finden." PITZ

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